Mit dem Wachtelrealisator auf dem Scheiterhaufen

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Dr. Faustus und das Gretchenin in der Schwarz-Weiß-Verfilmung von Friedrich Wilhelm Murnaus. (Foto: bk)

Die Liebe gewinnt letztlich immer – zumindest in Friedrich Wilhelm Murnaus Schwarz-Weiß-Epos aus dem Jahre 1926. Der Film Faust, an dessen Stoff sich schon Johann Wolfgang von Goethe und Charles Gounod abgearbeitet haben, flimmerte gestern über die Leinwand in der evangelischen Erlöserkirche. Dazu spielte das Theaitetos-Trio allerlei Instrumente.

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Das Theaitetos-Trio groovt sich für die Begleitung der Faust-Verfilmung in der evangelischen Erlöserkirche ein. (Foto: bk)

„Schwarz-Weiß ist die bessere Farbe“ – das weiß auch Anja Kreysing und hat gleich mal ihre Reihe von Stummfilmvertonungen so genannt. Ansonsten spielt sie selbst auch gerne das Akkordeon. Gestern trat Kreysing allerdings in der Rolle als Veranstalterin auf und erzählte dem Publikum Erhellendes über den Film, dessen Schauspieler und die Live-Band. Vier Herren, die sich Trio nennen. Helmut Buntjer kämpft mit der Posaune, Udo Herbst im Wesentlichen mit der Gitarre, Johannes Dolezich bedient die Gebläseorgel und Bernd Kortenkamp hat die schwierige Aufgabe, den zweimeterundfünfzig hohen „Wachtelrealisator“ zu bespielen. Letzterer ist ein, aus vielen verschiedenen Altmetall-Teilen zusammengebautes, Instrument. So befindet sich oben ein Waschzuber, darunter hängt ein Sägeblatt, an der Seite die Forke einer Mistgabel. Leicht kann man sich vorstellen, dass sich mit dieser Bandbreite an potenziellen Geräuschen akustisch sehr viel machen lässt. Und das ist nicht mal alles. Zwischendurch spielt Herbst auch Mundharmonika, Dolezich Spieluhr, Kortenkamp Akkordeon, alle singen oder geben zumindest irgendwelche Geräusche von sich – hin und wieder. Der Film bietet reichlich Möglichkeiten, sich dramatisch zu steigern oder abzufallen. Faust geht ja bekanntlich einen Pakt mit Mephisto ein, erhält seine Jugend zurück und muss im Tausch seine Seele abtreten, verliebt sich in das Gretchen, das schwanger wird. Durch den kalten Schnee trägt das Gretchen dann ihr Baby, das erfriert, weil niemand Mutter und Kind hereinlässt. Wenn das mal nicht ein Posaunen-Solo wert ist. Das Gretchen wird wegen Kindsmordes angeklagt und kurzerhand wird der Scheiterhaufen aufgeschichtet. Es kommt zum großen Finale und dem Waschzuber.

Eine kurzweilige und witzige Performance. Da freut man sich schon auf den ersten Dezember, wenn im Pumpenhaus „Alice im Wonderland“ vertont wird. Schwarz-Weiß ist eben die bessere Farbe.

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