Die apokalyptischen Bilder tausender toter Fische im Aasee wird wohl kein Münsteraner so schnell vergessen. In der Nacht zum 9. August ist vermutlich als Folge von Sauerstoffmangel der größte Teil des Fischbestandes schlagartig verendet, über 20 Tonnen tote Fische wurden von Helfern aus dem Gewässer geholt.
Nun hat der münsterische Oberbürgermeister Markus Lewe den Runden Tisch „Resilienzstrategie Aasee“ ins Leben gerufen, der am 29. August erstmals tagte. Vertreter der Hochschulen, der Stadtverwaltung, unterschiedlicher Verbände aber auch Nutzer des Sees saßen zusammen, um hinter die Ursachen der ökologischen Katastrophe zu kommen und eine Wiederholung möglichst zu verhindern. „Es ist hier nicht die Frage, wer die Verantwortung trägt, wer versagt hat oder wer sich etwas hat zu Schulden kommen lassen. Es geht darum, das zu verstehen und die Hintergründe wahrzunehmen“, erläuterte Lewe während eines Pressegespräches nach der Sitzung. Aus Sicht des Oberbürgermeisters spielen unterschiedliche Faktoren eine Rolle, an erster Stelle nannte er den Klimawandel und die daraus resultierenden außergewöhnlich hohen Temperaturen sowie die Dürre der letzten Wochen. Als vorbeugende Maßnahmen erwägt Lewe zunächst das Zuführen von Sauerstoff im Falle einer erneuten Verschlechterung und eine verbesserte Überwachung des chemischen und biologischen Zustandes des Gewässers, um drohende Gefahren schneller und genauer erkennen zu können
Externe Experten, möglicherweise vom Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei in Berlin und dem Magdeburger Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung, sollen nach Angabe des Oberbürgermeisters herangezogen werden, damit die Ursachen für das Umkippen des Ökosystems in Münster „bedingungslos aufgeklärt“ werden, wie das Stadtoberhaupt betonte. „Wir wollen, dass das, was den Münsteranern so lieb ist, mir übrigens auch, nämlich dieser wunderbare See, auch weiterhin als schöner Ort der Erholung aber auch der ökologischen Nutzung wahrgenommen werden kann“.
Die Leiterin der Abteilung Limnologie am Institut für Evolution und Biodiversität der Uni Münster, Prof. Dr. Elisabeth Meyer, erläuterte, dass die katastrophale Entwicklung im Aasee buchstäblich über Nacht kam und vermutlich schwer vorhersehbar gewesen sei. „Man muss zunächst das Ökosystem des Sees verstehen. Wie sieht das Zusammenspiel der tierischen und pflanzlichen Mikroorganismen aus. Das muss jetzt interdisziplinär untersucht werden“. Meyer kehrte erst kurz vor der Sitzung des Runden Tisches von einer Tagung in China zurück, wo es sehr viele flache Seen wie den Aasee gibt, mit ähnlichen Problemen. „Die Zusammenhänge sind ungeheuer Komplex“, wie die Expertin erklärte.
Ein Mitglied des Runden Tisches, Peter Overschmidt von der gleichnamigen Segelschule am Aasee, machte während der Sitzung den fantasievollen Vorschlag, dass die Münsteraner mehr Tretboot fahren sollten, damit sich der Sauerstoffgehalt des Gewässers wieder erhöht. Vermutlich wird dieser Vorschlag nicht sonderlich ernst gemeint gewesen sein, ist aber vielleicht ein Indiz dafür, dass die Experten des Runden Tisches „Resilienzstrategie Aasee“ noch ganz am Anfang ihrer Arbeit stehen und noch viele Daten ausgewertet und Ideen entwickelt werden müssen, um ein erneutes Umkippen des Innenstadtgewässers zukünftig zu vermeiden.
Teile des Pressegesprächs sind in unserem Facebook Live-Video zu sehen.
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