Bücher über Münster gibt es viele. Reiseführer, Biografien, Sachbücher, Krimis, Fotobände und vieles mehr. Das jüngst im Verlag Aschendorff erschienene „Mensch Münster“ von Rolf Heutmann passt in keine dieser Schubladen und das ist gut so, es hat ganz klar gefehlt. Wer wissen will, wie diese Stadt und seine Menschen ticken, was das Besondere an der westfälischen Metropole ist, der sollte auf dieses Buch nicht verzichten. Und der Autor, eigentlich Rundfunkjournalist und Schauspieler, ist eine echte Entdeckung!
Wer nicht weiß, dass Münster einen Erbdrostenhof hat oder wo sich dieser befindet, weiß es nach der Lektüre von „Mensch Münster“ noch immer nicht. Das war auch nicht die Intention des Autors, es sollte kein Reiseführer werden, ihn interessierte die DNA der Stadt. Und er wurde dort fündig, wo jede Stadt besonders ist, bei ihren Bewohnerinnen und Bewohnern. Wer sich wie Rolf Heutmann schon immer gefragt hat, was diese Stadt so liebenswert macht, der wird in seinem Erstlingswerk fündig. Herausgekommen sind 23 außergewöhnliche Geschichten, geschrieben meist mit einem, für einen gebürtigen Sauerländer bemerkenswerten Humor. Obwohl viele der Geschichten auf Gesprächen des Autors mit den porträtierten Persönlichkeiten beruhen, sind keine typischen Interviews dabei herausgekommen. Vielmehr ist „Mensch Münster“ wie eine Art Drehbuch zur Stadt, was daran liegen könnte, dass der Autor regelmäßig unter anderem als freier Autor für den WDR arbeitet und sich als Schauspieler in unterschiedlichen Fernsehformaten tummelt, unter anderem in der „Heute Show“.
In Heutmanns Geschichten kann es schon mal mit dem Entertainer Adam Riese losgehen, mit einem Abstecher beim Alphaville-Sänger Marian Gold weitergehen und letzten Endes mit dem Kabarettisten Jochen Malmsheimer an der Bar aufhören, für den Autor kein Problem! Geprägt sind die Texte von einer großen Neugierde auf die Menschen, die Münster ausmachen. So wie der Pokermillionär Hossein Ensan, den Warum-auch-immer-Millionär Horst Eschler oder Heutmanns Friseurin Verena. Oder die charismatische Chefin des Restaurants „Großer Kiepenkerl“, Wilma von Westphalen. Besonders komisch wird es, wenn Rolf Heutmann über die Menschen schreibt, die er gerne getroffen hätte, bei denen es aber aus unterschiedlichen Gründen nicht dazu kam, so wie die Kabarettistin Lisa Feller oder den Schlagerkönig Roland Kaiser, dessen mitunter recht schlüpfrigen Texte es dem Autor offensichtlich angetan haben.
So leichtfüßig und unterhaltsam, wie die meisten Kapitel geschrieben sind, so ernst und fast ergreifend wird es, wenn Heutmann über Tod und Sterben schreibt. Das Kapitel über Klaus Reinhardt, besser bekannt als „Onkel Willi“, nach dessen Grab er fast vergeblich gesucht hätte, oder die Geschichte über seine sterbende Mutter, die im Hospiz bei der Suche nach einer alten Kurzgeschichte auf die Unterstützung des inzwischen ebenfalls verstorbenen Quiz-Genies Klaus-Otto Nagorsnik setzte, sind sehr berührend. Nicht in allen Geschichten geht es um konkrete Personen, so bekommen auch der Flughafen Münster Osnabrück, Wohnungslosigkeit, hohe Mieten, Schützenvereine, Millionäre oder die Initiative Maria 2.0 ihren Raum. Kurzum all das, was in den Augen von Rolf Heutmann Münster ausmacht. Ein winziger Wermutstrophen in diesem ansonsten so wunderbaren Buch, sind die hier und dort auftretenden Tippfehler, an dieser Stelle wäre ein etwas sorgfältigeres Schlusslektorat nicht verkehrt gewesen. Dennoch ist „Mensch Münster“ eine echte Leseempfehlung!
Rolf Heutmann, „Mensch Münster“. Verlag Aschendorff, Münster; Gebundene Ausgabe (168 Seiten) ISBN: 978-3402250686. 18 Euro. Auch als E-Book erhältlich.
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