Wenn in Münster ein Baum weiß angemalt wird, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass es sich um Kunst im öffentlichen Raum handelt. Bei der stattlichen Buche am Harsewinkelplatz steckt allerdings etwas anderes dahinter und das hat unmittelbar mit ihrem ehemaligen Nachbarn zu tun.
Seltsam blass wirkt die schöne alte Hängebuche am Harsewinkelplatz, ihr Stamm wurde im oberen Drittel weiß angestrichen. Nein, die skurrile Idee eines Künstlers steckt diesmal nicht dahinter, für diese Aktion gibt es einen triftigen Grund, es ist gewissermaßen die Sonnencreme für das Naturdenkmal. Grund für die Aktion des Amts für Grünflächen, Umwelt und Nachhaltigkeit ist das Fällen der benachbarten Rosskastanie Anfang Juni. Gemeinsam mit einer ebenfalls am Harsewinkelplatz auf der Grünfläche vor dem Eingang zum Hotel H4 beheimateten Rotbuche, bildete das Trio das Naturdenkmal Nummer 84 auf dem Stadtgebiet Münsters.
Gemeinsam schützten sich die drei Baumriesen vor Wind und Wetter. Seit sie zum Duo geschrumpft sind, ist die Rinde der Hängebuche derweil direkter Sonnenstrahlung ausgesetzt, was vorher nicht der Fall war und hier droht dem Baum Gefahr. „Da die benachbarte schattenspendende Kastanie aus Bruch- und Standsicherheitsgründen entfernt werden musste, wurde die freigestellte Buche mit einem Sonnenschutz aus weißer Farbe versehen. Gerade Buchen reagieren empfindlich auf hohe Sonneneinstrahlung. Mit dem Sonnenschutz wird verhindert, dass Sonnenbrand auf der Rinde entsteht, wodurch sich Risse im Stamm bilden die wiederum dauerhafte Schäden am Baum verursachen“, wie Bruni Frobusch vom Amt für Kommunikation der Stadt Münster erläutert.
Bei der verwendeten Farbe handelt es sich nicht um Standardfarbe für Raufasertapeten aus dem Baumarkt, sondern um für solche Fälle entwickelte Beschichtungen, wie Frobusch erläutert: „Die speziell für Bäume entwickelte Farbe reflektiert die Sonneneinstrahlung und hilft der Buche, sich an die veränderten Standortbedingungen langsam anzupassen.“ Die gleiche Art von Farbe ist übrigens aktuell auch an den Rinden der Bäume zu sehen, die vor einiger Zeit an 25 Stellen in der Innenstadt in hölzernen Pflanzenkübeln aufgestellt wurden. Es wird allerdings nicht beim Auftrag von Sonnenschutz bleiben, wie die Vertreterin des Amtes für Kommunikation betont: „An einem der Naturdenkmale wird zeitnah noch ein Kronenrückschnitt durchgeführt. Alle Maßnahmen dienen einem langfristigen Erhalt der Naturdenkmäler.“
Was ist ein Naturdenkmal? Anders als zum Beispiel Natur- oder Landschaftsschutzgebiete, haben Naturdenkmale nicht unbedingt eine ökologisch herausragende Bedeutung. Vielmehr handelt es sich um, wie es der Gesetzgeber ungewohnt blumig formuliert, „bemerkenswerte, objekthafte oder kleinflächige, klar von der Umgebung abgrenzbare Einzelschöpfungen der Natur, die aufgrund ihrer Schönheit, Seltenheit oder Eigenart erhalten bleiben sollen.“ In der Bundesrepublik Deutschland gibt es über 35.000 Naturdenkmale, auf dem Stadtgebiet Münsters sind es knapp 330 Objekte. Bei uns handelt es sich dabei zum allergrößten Teil um Bäume, es wurden aber auch Alleen, Findlinge, Teiche oder Wallhecken in dieser Form unter Schutz gestellt.
- „Ufergespräche“: Münsters tückisches Kopfsteinpflaster Janina Fautz begeistert als Merle regelmäßig die Fans der Reihe "Wilsberg" - 23. November 2024
- „Jeder Baum hat seine Macke!“ Am Morgen wurde die Lambertitanne errichtet - 21. November 2024
- „Ufergespräche“: Unendliche Weiten Der Leiter des Instituts für Planetologie, Prof. Dr. Harald Hiesinger, über die Faszination der fernen Welten - 9. November 2024