Das rote Sofa fällt auf, vor allem an dieser Stelle am Michaelisplatz, wo ansonsten höchstens ein paar einsame Leezen stehen. Auffallen soll das Möbelstück und aufmerksam machen auf ein Problem, das in Münster zu den drängendsten gehört, dem fehlenden Wohnraum. Ein Weg, dem Problem zu begegnen, ist die private Vermittlung von Wohnraum.
Über die vielfältigen Möglichkeiten in diesem Bereich informierten rund um das rote Sofa Vertreter der Stadt, der Asten von Universität und Fachhochschule (FH), des internationalen Büros der FH, des Studierendenwerks, des bischöflichen Studierendenwerks und der Aktion „Wohnen für Hilfe“. Das Wintersemester steht vor der Tür und wieder drängen bis zu 9.000 Erstsemester auf einen Wohnungsmarkt, der schon ohne sie mehr als angespannt ist. Der Arbeitskreis Studentische Wohnraumversorgung wirbt mit dem roten Sofa dafür, dass Bürger zumindest für einen gewissen Zeitraum ein Zimmer für die jungen Studierenden zur Verfügung stellen. Ehemalige Kinderzimmer, ungenutzte Gästezimmer oder ein ausgebauter Dachboden können zumindest zeitweise zum wertvollen Wohnraum für Erstsemester werden. „Erfahrungsgemäß entspannt sich die Situation zum Beginn des Sommersemesters Anfang April wieder etwas“, beschreibt Stadtrat Matthias Peck die Wohnsituation für Erstsemester in Münster.
Rainer Leskow vom Amt für Wohnungswesen kann mit beeindruckenden Zahlen aufwarten: „Im Wintersemester 2008/09 hatte Münster 47.932 Studierende, in diesem Wintersemester sind es 64.960. Das bedeutet eine Zunahme um mehr als 35 Prozent“. Viele Studierende würden zwar zwischen Wohn- und Studienort pendeln, aber der Wunsch, zentral in Münster oder in der Nähe der Uni wohnen zu können, sei sehr verbreitet. Gleichwohl hält Leskow es in Gebieten mit gut ausgebautem öffentlichem Nahverkehr für durchaus vertretbar, morgens ein paar Minuten im Bus oder in der Bahn zu verbringen. Zahlreiche Online-Portale wie die Wohnbörse des AStA oder das Studierzimmer Münster vermitteln günstigen Wohnraum.
Das Projekt „Wohnen für Hilfe“, das von Ursula und Erwin Stroot am Stand des Arbeitskreises Studentische Wohnraumversorgung vertreten wurde, hat in den letzten zehn Jahren knapp 300 Vermittlungen vorgenommen. Als Gegenleistung für den günstigen Wohnraum übernehmen die Studierenden bei den meist älteren Vermietern soziale Aufgaben wie Putzen, Einkaufen oder Gartenarbeiten. „Wir haben mit ‚Wohnen für Hilfe‘ in den letzten Jahren tolle Erfahrungen gemacht“, berichtet Peck begeistert.
Dass all diese Aktivitäten es nicht mal wert seien, als Tropfen auf den heißen Stein bezeichnet zu werden, betont hingegen Luca Horoba vom AStA der WWU. „Studierende aus nicht privilegiertem Milieu haben zunehmend Probleme, in Münster einigermaßen bezahlbaren Wohnraum zu finden. Wenn man eine durchmischte Stadtgesellschaft haben möchte, muss hier was passieren. Münster kann so kein bildungsgerechter Ort sein“, schildert Horoba vom Referat für Soziales und Wohnraum des Allgemeinen Studierendenausschusses seine Sicht.
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