Mehr Flexibilität durch Videosprechstunden Schneller und direkter Zugang zu Behandlungen / Bislang zwei Mio. Euro Fördermittel

Alle Situationen, in denen ein Gespräch und Sichtkontakt ausreichen, sind für eine Videosprechstunde geeignet. (Foto: Bildmontage / CC0)
Alle Situationen, in denen ein Gespräch und Sichtkontakt ausreichen, sind für eine Videosprechstunde geeignet. (Foto: Bildmontage / CC0)

Die Digitalisierung hat auch im Gesundheitswesens seit Corona Fahrt aufgenommen. Das Ergebnis ist unter anderem ein erhöhter Bedarf und ein erhöhtes Angebot an Videosprechstunden. Die Unabhängige Patientenberatung Deutschland (UPD) begrüßt diese Entwicklung und sieht viele Vorteile: „Videosprechstunden ermöglichen Patienten einen schnellen und direkten Zugang zu Behandlungen“, sagt Thorben Krumwiede, Geschäftsführer der UPD. „Gerade bei eingeschränkter Mobilität oder Facharztmangel vor Ort sind Videosprechstunden eine sinnvolle Ergänzung.“

Videosprechstunde statt persönlichem Kontakt in der Praxis – für viele Ärzte haben telemedizinische Anwendungen während der Corona-Pandemie und den damit verbundenen strengen Kontaktauflagen (Mindestabstand, Maskenpflicht etc.) telemedizinische an Bedeutung gewonnen. Videosprechstunden sind gerade in ländlichen Gegenden mit geringer Praxisdichte oder für Menschen, die nicht allein in die Praxis fahren können, eine Erleichterung. „Für mobil eingeschränkte Patienten ist es oft die einzige Möglichkeit einen Facharzt zu konsultieren“, weiß Marcel Weigand, Leiter der Abteilung Kooperationen und digitale Transformation der UPD. Mit Ausnahme einiger weniger Berufsgruppen wie Laborärzten, Nuklearmedizinern, Pathologen oder Radiologen dürfen alle Ärzte und auch Psychotherapeuten digitale Sprechstunden anbieten. Alle Situationen, in denen ein Gespräch und Sichtkontakt ausreichen, sind für eine Videosprechstunde geeignet. In der Regel erstatten die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten hierfür.

„Von den Kollegen, die das Instrument der Videosprechstunde erprobt haben, haben wir positive Rückmeldungen erhalten. Und auch viele Patienten sind zufrieden, weil sie sich auf diese Weise den Weg in die Praxis sparen können und trotzdem den direkten und vertrauensvollen Kontakt zu ihrem Hausarzt halten können“, meldet der Hausärzteverband Westfalen-Lippe. Konkrete Zahlen zur Nutzung von Videosprechstunden in Münster liegen allerdings nicht vor. „Durch Rückmeldungen aus den Praxen können wir aber den Eindruck bestätigen, dass Videosprechstunden angesichts der Corona-Pandemie an Bedeutung gewonnen haben und häufiger genutzt werden“, so die Verbandsvorsitzende Anke Richter-Scheer.

Übersicht über genehmigte Videosprechstunden, Münster sticht hervor. (Grafik: KVWL)
Übersicht über genehmigte Videosprechstunden, Münster sticht hervor. (Grafik: KVWL)

Für den Ausbau der Telemedizin hat das Land NRW erneut Fördermittel ausgeschüttet. Nachdem das Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales im Herbst vergangenen Jahres eine Million Euro bereitgestellt hatte, kam Mitte März eine weitere Million zur Förderung telemedizinischer Anwendungen dazu. „Auch diese zweite Fördermillion ist inzwischen vollständig in Anspruch genommen worden“, freut sich Thomas Müller, Vorstandsmitglied der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL). Bereits nach sechs Wochen war der Topf für die Gelder ausgeschöpft. „Ein Beleg dafür, dass Telemedizin (…) inzwischen äußerst gefragt ist“, so Müller weiter. Förderberechtigt waren neben den Niedergelassenen auch Medizinische Versorgungszentren (MVZ), anerkannte Praxisnetze, Pflegeheime, Hospize und ambulante Pflegedienste.

Von Oktober 2019 bis Ende April 2020 gingen bei der KVWL insgesamt rund 1.000 Förderanträge ein. Im Zeitraum der landesweiten Telemedizin-Förderung stieg die Anzahl der Genehmigungen von Videosprechstunden von 95 auf 4.818. Darunter sind allein fast 1.600 (1.593) Genehmigungen für Psychotherapeuten. Das bedeutet, knapp 56 Prozent der 2.862 Psychotherapeuten in Westfalen-Lippe können bereits die Videosprechstunde nutzen.

Bei den Videosprechstunden spielt auch der Datenschutz eine große Rolle. Wer bisher noch nicht persönlich in der Praxis war, hält zu Beginn seine Versichertenkarte zur Prüfung der Daten in die Kamera. „Datenschutz und Datensicherheit sind für viele Patienten wichtig, wenn es um die Inanspruchnahme von digitalen Gesundheitslösungen geht“, betont Weigand von der UPD. Außerdem dürfen digitale Sprechstunden nur mit zugelassenen Videodienstanbietern durchgeführt werden. Diese bieten eine sogenannte Ende-zu-Ende-Verschlüsselung und sorgen damit für erhöhte Sicherheit. Das Angebot der Videosprechstunde ist weder für Patienten noch für Ärzte verpflichtend.

 

 

 

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