Mehr als grünes Gemüse: Die Zucchini Sistaz servierten einen bunten Unterhaltungsabend

Der Auftrag der Zucchini Sistaz ist klar: Sie wollen die Welt zucchinisieren. (Foto: sg)
Der Auftrag der Zucchini Sistaz ist klar: Sie wollen die Welt zucchinisieren. (Foto: sg)

Das Bühnenbild verhieß dem wartenden Publikum schon einen besonderen Abend im Kreativhaus: auf einem gedeckten Teewagen stand neben dem Kaffeeservice ein Trichtergrammophon. Der Kontrabass lehnte in einer alten Stehlampe, einige Instrumente hingen im Garderobenständer: Gitarre, Banjo und Ukulele. Mitten auf der Bühne ein Paar strassgeschmückte Pumps. Davor weitere Instrumente: Trompete, Posaune, Flügelhorn – und eine sehr altmodische Hupe. Alle diese Requisiten spielten in den folgenden zwei Stunden eine Rolle, aber die wichtigsten Rollen spielten die drei Zucchini Sistaz: Sinje Schnittker, Jule Balandat und Tina Werzinger. Ihr neuestes Programm „Zu Besuch bei den Zucchini Sistaz“ ist nämlich nicht nur ein Konzert, sondern ein Unterhaltungsabend, den man sich kurzweiliger kaum vorstellen könnte.

Der Abend begann wie ein Stummfilm aus den Zwanziger Jahren, bot Cabaret und Conférence der alten Schule, aber auch moderne Elemente aus Improvisationstheater und Animation. So wurde aus dem Swing-Klassiker „Puttin‘ On The Ritz“ eine pantomimische Ungezieferjagd – mit der Ukulele als Fliegenklatsche. Das fehlende Schlagzeug ersetzten rote Hausschuhe, mit denen Sinje Schnittker auf der Bass-Rückseite trommelte. Das Publikum wurde aufgefordert, begleitend zu „Rum and Coca Cola“ karibische Wellen darzustellen oder mit „Mööp-Mööp“-Rufen auszuhelfen, weil die alte Hupe ‚Berta‘ gerade heiser war. Und es sollte stellvertretend für den besungenen Immer-noch-nicht-Ehemann Egon auf unterschiedliche Weise „Ja“ rufen.

Passend zum Lied über die Zucchinitorte banden sich die drei Damen die Schürzen um. (Foto: sg)
Passend zum Lied über die Zucchinitorte banden sich die drei Damen die Schürzen um. (Foto: sg)

Das Wichtigste ist und bleibt aber die Musik: alle drei Damen sind hervorragende Sängerinnen, die harmonischen Swing-Gesang im Stil der Andrews Sisters und anderer Vorbilder pflegen. Damit aber nicht genug, denn jede von ihnen ist auch eine Spezialistin auf mindestens einem Instrument. Tina Werzinger trieb mit ihrer Gitarre häufig das Tempo im Stil des Gipsy-Swing voran, spielte aber auch Soli und griff dann und wann zur Ukulele oder ihrem neuesten Instrument, ein Damen-Banjo. Sinje Schnittker (auf der Bühne nur „Schnittchen“ genannt) ließ mit ihren meistens viel zu kurzen Soli erahnen, dass sie eine wirklich gute Jazz-Trompeterin ist. Sie schreckte aber auch nicht vor anderen Instrumenten und Klangquellen zurück, wie Posaune, Hupe oder Glockenspiel. Und Jule Balandat hielt die Truppe nicht nur mit Conferencen zusammen, sondern auch mit ihrem solide swingendem Spiel auf dem Kontrabass.

In ihren Liedern wechselten die Zucchini Sistaz munter zwischen englischen und deutschen Texten hin und her: Neben die altbewährten Swing-Klassiker wie „Boogie Woogie Bugle Boy“ oder „Caravan“ sind seit ihrer Gründung vor sechs Jahren immer mehr Eigenkompositionen getreten, manche auch mit Bezug zu ihrer Wahlheimat Münster. Bei der „Radl-Hymne“ war dies eher zwischen den Zeilen zu erkennen, bei dem Lied über die Türmerin vom Lambertikirchturm aber sehr deutlich. „Neuerdings ist unser Türmer, Türmer, Türmer, Türmerin / ehrenwertes Amt der Türmer, Türmer und jetzt Türmerin / Sie tutet nördlich, westlich, südlich / meldet Unheil unverzüglich“ sangen sie darin im flotten Swing-Tempo. Ein anderes Lied widmete sich dem kulinarischen Genuss einer Zucchini-Torte, was offenbar einige Gäste des Abends dazu veranlasste, über passende Rezepte dafür nachzudenken.

Tina Werzinger (li.) an der Gitarre und "Schnittchen" Sinje Schnittker am Flügelhorn. (Foto: sg)
Tina Werzinger (li.) an der Gitarre und „Schnittchen“ Sinje Schnittker am Flügelhorn. (Foto: sg)

Überhaupt lag das Publikum im Kreativhaus den drei Damen in Grün zu Füßen und äußerte sich begeistert. Wer noch nicht genug bekommen oder das Konzert am Samstag im Kreativhaus versäumt hat, bekommt am 29. August noch einmal die Gelegenheit, „Zu Besuch bei den Zucchini Sistaz“ in die die Aula am Aasee zu gehen. Dann soll auch die schon für dieses Mal angekündigte Sockenkontrolle stattfinden, bei der grüne Accessoires belohnt werden. Ich rate nicht nur dazu, euren Kleiderschrank entsprechend durchzusuchen, sondern auch am Ende ausdauernd zu applaudieren. Dann erlebet ihr vielleicht ebenfalls als Zugabe die anregendste Aufführung des „Java Jive“, die ich mir vorstellen kann.

 

 

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