Für die „heiße Phase“ am Evakuierungswochenende darf am Sonntag im St. Franziskus-Hospital nichts dem Zufall überlassen bleiben. „Die maximale Patientensicherheit steht bei uns an oberster Stelle“, verspricht der Ärztliche Direktor Prof. Dr. Christoph Bremer, auch wenn so ganz viele der Patienten gar nicht da sein werden.
Für Annika Wolter sind die Vorbereitungen eine große Herausforderung, erst vergangenen Monat hatte sie den Posten als Geschäftsführerin im Franziskus übernommen. „Eine Evakuierung hatte ich mir natürlich nicht als erstes Großprojekt in meinem neuen Job vorgestellt“, gibt Wolter ehrlich zu. In kurzer Zeit musste sie Personen, Abläufe und Strukturen des Krankenhauses kennenlernen. Bereits seit Anfang der Woche arbeitet Wolter mit ihrem klinikeigenen Krisenstab darauf hin, dass ein Großteil der rund 600 Patienten zum Wochenende hin entlassen werden kann, nur um die 180 werden auf zehn Stationen verbleiben. Per Gutachten wurden im Franziskus sogenannte „sichere Bereiche“ festgelegt, die im schlimmsten Fall beispielsweise Druckwellen standhalten. Hierher werden die Patienten verlegt.
Nach und nach hat Prof. Dr. Bremer in den vergangenen Tagen mit seinem Team alle Abteilungen durchlaufen und den Ablauf für jeden einzelnen Patienten festgelegt. Besonders sensible Bereiche, wie die Erwachsenen-Intensivstation und die Frühchen-Station, müssen nicht umziehen. Nach jetzigen Stand werden am Samstagmittag 20 kardiologische Patienten in das Herz-Jesu-Krankenhaus nach Hiltrup verlegt, begleitet von einem kompletten Team des Franziskus-Hospitals. Für die im Haus verbleibenden Patienten muss an alles gedacht werden. So müssen beispielsweise sämtliche Mahlzeiten der Patienten am Sonntag bereits am frühen Morgen zubereitet, gekühlt und unter Beachtung der Hygieneauflagen auf die Stationen gebracht werden, da die Küche in einem unsicheren Bereich liegt.
Etwa 25 % des gesamten Klinikgeländes sind nach Schätzungen von Pflegedirektor Leonhard Decker als „unsicher“ deklariert worden und werden am Sonntag gesperrt. Darunter auch die Flächen, auf denen ein riesiger Sauerstofftank steht. Dieser muss bis Sonntag geleert werden, die Patienten werden dann auf eine Versorgung durch Sauerstoffflaschen umgestellt. Ein OP-Saal liegt in einem sicheren Bereich, Blutkonserven werden für den Notfall vorgehalten. „Das Krankenhaus bleibt also komplett handlungsfähig, auch wenn wir für einige Zeit von der Außenwelt abgeschnitten sind“, versichert Prof. Dr. Christoph Bremer.
Bereits ab Freitagabend 18:00 Uhr wird die Notaufnahme geschlossen und nicht mehr vom Rettungsdienst angefahren, ebenso wie die pädiatrische Notaufnahme. Der Notfalldienst der Kassenärztlichen Vereinigung steht Samstag und Sonntag lediglich in der Raphaelsklinik zur Verfügung, und ambulante Geburten sind nur bis einschließlich Freitag möglich. Ab Dienstag wird voraussichtlich die normale Aufnahmekapazität des Krankenhauses wiederhergestellt sein.
Wir berichten am Sonntag in unserem Newsticker, viele Infos gibt es schon jetzt im Stadtportal.
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