Seit elf Jahren ist Markus Lewe schon der Oberbürgermeister der Stadt Münster – und es sieht ganz danach aus, als könnte er noch weitere fünf Jahre dranhängen. Denn die gestern vom WDR veröffentlichte Umfrage von infratest dimap zur Kommunalwahl am 13. September sieht ihn mit 50 % klar vorne. Damit sammelt der derzeitige Amtsträger deutlich mehr Zuspruch als seine Partei, die CDU. Und das obwohl fast alle anderen Parteien einen eigenen OB-Kandidaten aufgestellt haben, womit sich seine überparteiliche Beliebtheit zeigt – oder die Schwächen seiner Herausforderer? Wie sie alle haben wir auch Markus Lewe zur Wahl befragt.
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Wie bewältigen Sie und Ihre Partei den Wahlkampf unter Corona-Bedingungen?
Outdoor und per Rad.
Wohnraum ist in Münster schon lange knapp und wird immer teurer – was werden Sie und Ihre Partei dagegen tun?
Andere Großstädte, die wie im Ruhrgebiet von Bevölkerungsverlusten geplagt sind, hätten unsere Probleme gern. Eine Stadt hat eine starke Möglichkeit, Wohnraum zu ermöglichen. Nämlich dadurch, dass sie Baurecht schafft. Die Arbeiten auf den beiden großen ehemaligen Kasernengeländen in Gievenbeck und Gremmendorf haben 2019 für insgesamt 3.000 neue Wohneinheiten begonnen. Acht weitere neue Baugebiete in den Bereichen Steinfurter Straße und Albersloher Weg / Nieberdingstraße mit 4.000 Wohneinheiten kommen hinzu. Mit viel Grün und innovativen Verkehrskonzepten. Sozialer Wohnungsbau ermöglicht Wohnen für alle. In diesem Jahr gibt es Förderung für mehr als 400 Mietwohnungen. 2019 gab es in Münster bereits über 8.000 Sozialwohnungen.
Nach der jüngsten nordrhein-westfälischen Baustatistik werden in keiner Stadt im Verhältnis zur Einwohnerzahl mehr Wohnungen gebaut als in Münster. Im Landesdurchschnitt 2019 gab es 26 neue Wohnungen, in Münster waren es auf 53 je 10.000 Einwohner.
Wie sieht in Ihren Augen eine vernünftige Verkehrspolitik für Münster aus? Was wollen Sie und Ihre Partei davon in den nächsten Jahren umsetzen?
Wir brauchen einen vernünftigen Verkehrsmix. Das Rad gewinnt an Bedeutung. Aber manchen in der Politik geht es weniger um die Liebe zum Rad als um die Feindschaft zum Auto. Wir sprechen kein Verkehrsmittel heilig und verteufeln keins. Fast alle sind in ihrem Alltag Fußgänger, Radfahrer, Auto-, Bus- und Bahnfahrer. Eine Politik, die nur auf ein Verkehrsmittel setzt, ist schon deshalb zum Scheitern verurteilt.
Welche 3 Dinge wollen Sie und Ihre Partei nach einer erfolgreichen Wahl zuerst für Münster durchsetzen? (Wenn Sie im Stadtrat die erforderliche Mehrheit dafür gewinnen können)
Corona-Folgen überwinden. Preußen-Stadion sanieren. Musikcampus. Bauen.
Warum haben Sie in den letzten Jahren im Stadtrat eigentlich mit den Grünen eine Regierungsgemenschaft gebildet, wo die beiden Parteien doch in so vielen Punkten nicht einig war und gerade die Knackpunkte (z. B. Haltung zum Hafencenter) vor Beginn der Koalition nicht geklärt, sondern offen gelassen haben? Der Bruch war doch vorprogrammiert, kam reichlich spät und wirkte jetzt kurz vor dem Ende der laufenden Amtszeit reichlich inszeniert. Wie wollen Sie da die Glaubwürdigkeit bei Ihren Wählern zurückgewinnen?
Das Rathausbündnis war vertraglich geregelt. Die Grünen haben sich nicht mehr an den Vertrag gehalten und sich als unzuverlässig erwiesen. Die Frage nach der Glaubwürdigkeit richtet sich also an die Grünen und nicht an die CDU.
Was unterscheidet Sie persönlich von Ihren Konkurrenten im OB-Wahlkampf in Münster?
Einem Oberbürgermeister muss es gelingen, die Stadt im Gleichgewicht zu halten und Extrempositionen zu vermeiden. Das haben wir in Münster ganz gut hinbekommen.
Was wollen Sie als OB besser machen als bisher?
Mich. Man hört nie auf zu lernen.
Vertreter welcher anderer der jetzt zur Wahl angetretenen Parteien nervt Sie persönlich gerade besonders? Und warum?
Niemand nervt mich.
Wir sind neugierig darauf, welches Unterhaltungsangebot Sie persönlich in Münster besonders gerne nutzen. Hand aufs Herz: welchem Sportverein unterstützen Sie als Fan?
Preußen Münster, USC Volleyball und UBC. Insbesondere die Handballmannschaft HSG, weil dort unsere Kinder gespielt haben.
Welches Theaterstück haben Sie zuletzt in Münster gesehen?
Wunschpunsch im Theater Münster.
Welches Konzert haben Sie zuletzt in Münster live erlebt?
Ein Bläser- und Schlagzeugensemble unter der Brücke an der Schillerstraße auf dem Weg nach Hause vor einigen Tagen.
Wo möchten Sie in Münster tanzen gehen, wenn es wieder möglich ist?
Überall, wo fröhliche Menschen zusammenkommen.
Markus Lewe ist gebürtiger Münsteraner, studierter Diplom-Verwaltungswirt (FH) und seit 2009 Oberbürgermeister der Stadt Münster. Alter: 55 Familienstand: verheiratet Kinder: 5
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