Mark Benecke: Wir sind wie Holmes und Watson

Mark Benecke zu Beginn der Veranstaltung mit seinen Fans. (Foto: ta)

Am Mittwoch war Mark Benecke zu Gast in Münster und die Aula am Aasee bis auf den letzten Platz besetzt. Seine Fans standen Schlange für ein Autogramm oder Selfie mit dem wohl bekanntesten und vielleicht beliebtesten Kriminalbiologen.

Und er weiß wovon er spricht. Dipl.-Biol. Dr. rer. medic. M.Sc. Ph.D. Mark Benecke ist seit mehr als 20 Jahren international geschätzter Forensiker, hat in verschiedenen Ländern DNA-Labore aufgebaut und ist Deutschlands einziger öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für biologische Spuren. Er schreibt Fach- und Kinderbücher, wird zu verschiedenen Tatorten deutschlandweit und darüber hinaus gerufen und er ist bekannt aus den Fernsehsendungen Autopsie und Medical Detectives.

Das Publikum in Münster hatte die Wahl, womit der Forensiker sie schocken sollte. Mit Mumien (und anderen faulen Leichen), Hitlers Schädel und Zähnen („Vor und nach mir durfte das niemand untersuchen“), Serienmorden (Serientäter, die aufhören können vs. Serientäter, die es nicht können), Insekten und Leichen, Alien Autopsie, Mord im Museum, Mord im geschlossenen Raum oder plötzlicher Selbstentzündung (warum die spontane Entzündung, warum sind gerade ältere Damen betroffen und warum bleiben immer die Beine übrig). Nach einer eindeutigen Abstimmung, ging es in Beneckes Erzählungen an diesem Abend nicht um Maden oder Würmern, auch nicht um Blut oder Verwesung, sondern um Serientäter und ihre Psyche.

„Nehmen Sie Tatortkärtchen mit. Die können Sie neben Blut, Sperma, Haare legen oder was auch immer bei Ihnen zuhause gerade anfällt.“ (Foto: ta)

Anhand verschiedener populärer Serientäter, erklärte Mark Benecke mögliche Profile und ihre Eigenheiten. So wie bei Armin Meiwes. Der hat eine fetisch-sexuelle Kernneigung, den Kannibalismus. Das beudeutet, dass er den Satz „Ich habe Dich zum Fressen gern“, tatsächlich sehr wörtlich nimmt. Er empfindet so. Er mochte seine Opfer und zwar so sehr, dass er sie in sich einverleiben wollte. „Das ist eine Kernprägung, die sie nicht abstellen können. Niemals. Wenn sie schwul sind, kann ich ihnen Pornos mit Frauen zeigen, dann geht bei ihnen höchstens das Pausezeichen an“, erklärt Benecke.

Meiwes war in der Lage, die Perspektive des Opfers einzunehmen. Er hat sich gefragt, was ihm gefallen würde. „Für Meiwes war schlachten, essen, zubereiten – top. Töten – nein.“ Er hat die Phantasie des Opfers übernommen und dessen Penis abgeschnitten, zubereitet und mit dem Opfer geteilt. Für den Kannibalen war nur wichtig, sich das Opfer einzuverleiben. „Der Rest ist kulturabhängig und hat nichts mit der Kernphantasie zu tun. Er hat den Penis mit Muskat und Rotwein zubereitet. Da würde der Franzose sagen „die Deutschen müssen immer an alles Gewürze und Soßen machen, einfach anbraten reicht doch“ und was macht der Japaner, er isst es roh.“

Spaß am Schaudern

Drei Stunden mit Dr. Mark Benecke waren nicht lang. Und wäre es nicht so spät am Abend gewesen –  er hätte weiter machen können. Mit Tätern, Tatorten, Spuren und Leichen und vielen spannenden, entsetzlichen und lustigen Erzählungen von seinen Reisen, seiner Arbeit und seiner Sicht auf die Dinge. „Wichtig ist, dass man ein bisschen Kind bleibt. Kinder sind gute Naturwissenschaftler, sie finden alles spannend, hinterfragen alles, fassen alles an. Das Blut am Tatort ist gar nicht so wichtig. Man muss alle Dinge sehen. Wir sind wie Sherlock Holmes und Dr. Watson.“

Mehr zum Thema: www.benecke.com | facebook/Markbeneckeofficial

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