Long Distance Calling, die Postrock-Band aus Münster mit einem ganz eigenen Sound, ist endlich zurück. Lange haben wir nicht viel von den vier Musikern gehört, doch nun haben sie die Release Tour ihres aktuellen Albums TRIPS abgeschlossen, sind Ralf Richter beim Videodreh ins Auto gefahren und trafen sich mit ALLES MÜNSTER zum Interview.
Die Musiker wohnen ziemlich verteilt: Flo (Florian Füntmann, Gitarre), Janosch Rathmer (Schlagzeug) und David Jordan (Gitarre) kommen aus Münster, Jan Hoffmann (Bass) lebt in Dortmund und „Sänger“ Petter Carlsen ist im entfernten Norwegen zu Hause. „Das ist ein Punkt, der unsere Planung von Touren oder Proben immer sehr interessant macht“, sagt David.
Der Gitarrist trifft sich mit uns an einem sonnigen Nachmittag am Hafen zum Interview. „Flo hat neulich (mit seiner anderen Band HEALER, (Anm. d. Red.) im Hot Jazz Club gespielt, da trifft man sich, hört die Musik und trinkt danach das ein oder andere Bier zusammen.“
Die bodenständigen Jungs spielen nicht nur auf großen Bühnen und ausverkauften Festivals, sondern auch gerne in alten Kinos oder Theatern, die eine tolle Akustik oder eine besondere Atmosphäre haben. „In Leipzig gibt es eine Location mit zwei geilen Kuppel-Decken. Das sah so cool aus, dass ich mich sogar einmal verspielt habe, weil ich mir die tollen Lichtreflexe an der Decke anschauen musste“, schwärmt David lachend. „Es gibt aber sehr viele tolle Locations und es ist uns relativ egal, wie viele Leute wir im Publikum haben. Wichtiger ist doch, dass der Funke überspringt und den Leuten gefällt, was sie hören!“
Fahrrad oder Skateboard?
„Ich bin eher der Radfahrer. Ich habe mich mal auf dem Skateboard versucht, allerdings war das eher nicht so der Hit“, gesteht David Jordan. „Es war so ein Standard-Brett. Als ich dann aber die Achsen und Rollen abmontiert, das Brett ordentlich gewachst und es dann als Snowboard genutzt habe, hat es angefangen, Spaß zu machen.“
Ein Song im Radio dauert in der Regel nur gut 3,5 Minuten, aber Long Distance Calling richten sich nicht nach Vorgaben, die auf ihre Musik Einfluss nehmen könnten. Das merkt man deutlich an ihren Songs Horizon, der mit 5:53 Minuten der kürzeste ist und Flux, der ganze 12:36 Minuten von den Fans genossen werden kann. „Ein Song von uns dauert nun mal so lange, wie er dauern muss“, betont der Münsteraner. Bei seinem privaten Musikgeschmack sieht es der Musiker nicht anders. Wichtig sei nur, dass Emotionen rüberkommen und er für sich etwas draus ziehen kann. „Ich bin auch auf keine bestimmte Musikrichtung versteift, sondern offen für so ziemlich alle Genres, die die musikalische Welt bietet.“
Als Long Distance Calling 2011 mit ihrem gleichnamigen Album in die Charts einstiegen, waren sie gerade in England auf Tour. Bassist Jan bekam diese Nachricht als erster und postete es heimlich auf Facebook. Die Freude bei den Bandkollegen war dann umso größer. „Es ist echt ein geiles Gefühl, wenn man mal kurz in die Charts reinschnuppert und merkt, dass es gut ankommt, was man macht“, sagt David. Wie er auf einen Platz 1 reagieren würde? „Ich würde als erstes die Info überprüfen, einen Screenshot machen und an die wichtigsten fünf Leute schicken. Direkt danach ist Feiern angesagt.“
10 Jahre Long Distance Calling
Der Bandname entstand durch den Song Long Distance Call der Band „Phoenix“. Den Song hörten die Jungs auf einem Festival. Sie schauten sich an und wussten gleich, dass er zu ihnen passt. „Uns gibt es schon seit zehn Jahren, allerdings haben wir es im Zuge des Album Releases ein bisschen vercheckt, das Jubiläum zu feiern, aber da lassen wir uns noch etwas einfallen“, verspricht David und lässt auf eine kleine Überraschung hoffen.
Das letzte Album The Flood Inside liegt nun drei Jahre zurück. Der Grund dafür war kein Problem innerhalb der Band, wie Fans vermuteten. „Es braucht einfach etwas Zeit, wenn man ein Album endlich fertig hat. Man lässt es sacken, bekommt neue Energie und Motivation und sammelt neue Ideen. Irgendwann trifft man sich mit den Jungs zu einer Jamsession und schaut, was sich daraus entwickelt“, sagt David.
Die Bandproben finden meistens in Münster statt, da David bei seiner Werkstatt einen Proberaum hat. Die letzte Platte haben die Vier in Senden auf einem Bauernhof aufgenommen. Damit sie „mal raus kommen“, sich ungestört auf das Album konzentrieren und Zeit miteinander verbringen können.
Long Distance Calling sind durch und durch musikvernarrt. „Flo ist echt unser Musikgenie und bei ihm dreht sich auch in seiner Freizeit alles um Mukke. Wenn wir mal einen Song hören, dessen Namen oder Interpreten niemand kennt, rufen wir ihn an. Er sagt sofort, vom wem der Song ist, wie er heißt und auf welchem Album er erschienen ist. Wenn ich also mal bei Günther Jauch sitzen sollte und eine Musikfrage kriege, ist er auf jeden Fall mein Joker“, scherzt der Gitarrist.
„Jungs, die Karre wurde abgeschleppt!“
Auf die Frage, ob es negative Erlebnisse in der Bandgeschichte gab, erzählt David lachend: „Ne, eigentlich nicht. Negativ war es mal, als wir etwas unter Zeitdruck standen. Ich habe abends vor dem Auftritt den Tourbulli vollgeladen und wollte eigentlich früh morgens die Jungs abholen. Stattdessen muste ich sie anrufen, dass unsere Karre abgeschleppt wurde.“ Dann fügt er aber ernsthaft hinzu: „Was aber wirklich negativ ist, sind Kommentare, die einen persönlich angreifen. Grundsätzlich ist Kritik immer gut, denn niemandem muss alles gefallen. Aber wenn ich deine Musik scheiße finde, dann muss ich dich deswegen nicht persönlich angreifen.“
Ihr könnt die Band das nächste Mal am 21. und 22. Oktober auf dem Into the Void Festival in Leeuwarden live erleben. Am 29. November startet dann die neue Tour in Herford.
Mehr zum Thema: www.longdistancecalling.de
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