Dirk Steffens, vielen bekannt als ZDF-Moderator für Naturdokumentationen, anderen vielleicht eher als UN-Botschafter für Biodiversität, war mit der WWF Living Planet Tour 2017, basierend auf dem gleichnamigen Bericht aus dem Jahr 2016, der gerne auch als „Krankenakte der Erde“ bezeichnet wird, zu Gast in Münster.
Nach beeindruckenden Zahlen aus dem Living Planet Report, beispielsweise 330 Gigatonnen – die Menge des Eises, das in Grönland jährlich abtaut, oder 3 – die Zahl der noch lebenden nördlichen Breitmaulnashörner – wurde der Vortrag über Ressourcenverbrauch und Artenschutz mit Anekdoten aus dem Leben eines Wissenschaftsjournalisten und Tierfilmers ergänzt, der seit 25 Jahren unterwegs ist, egal ob unfreiwillige Zungenküsse von Wölfen, Begegnungen mit Menschenaffen oder, wie es ist, im Schlamm barfuß eine Anakonda zu suchen.
Dirk Steffens machte aber vor allem deutlich, dass er seine Position als Beobachter aufgegeben hat und es als seine Verantwortung betrachtet, aufzuklären, Interesse zu wecken und die Natur zu bewahren. Man wisse nicht, betonte er, welches die Art sei, die letztlich das System zum Umkippen bringe und damit auch für uns das Leben unmöglich mache, so dass man alle bedrohten Arten schützen müsse.
Wer aber eine Art „Weltformel“ zur Lösung der Probleme erwartete oder einfache Ratschläge, der wurde enttäuscht, ebenso auch derjenige, der ein reines Weltuntergangsszenario erwartete. Bildgewaltig und von Musik begleitet wurde das Bild der Erde gezeichnet, ihre Schönheit hervorgehoben, die Faszination gegenüber allem und allen, was das kreucht und fleucht, und die Sorge um die Zerbrechlichkeit der Systeme vermittelt. Klein ist der Mensch, begrenzt sein Lebensraum auf diesem Planeten und dennoch unendlich groß der Einfluss, den er auf den Planeten hat. Dass dieser Einfluss oft negativ ist und die Folgen meist noch nicht absehbar, wurde, trotz komplexer Themen und Zusammenhänge, leicht, humorvoll – „Wir sind alle, genetisch, zu 35% Kohlrabi.“ – aber eindringlich von Dirk Steffens vermittelt.
In der Pause und nach dem Vortrag zog Steffens sich nicht zurück, sondern kam ins Foyer, ging auf die Menschen zu und beantwortete offen und freundlich ihre Fragen – ganz gleich, ob es darum ging, wie man Tierfilmer werden könne oder ob die Menschen überhaupt etwas bewirken könnten.
Als langjähriger Freund von Jane Goodall, deren Einsatz und Engagement noch einmal besonders hervorhob, beendete er den Vortrag mit dem optimistischen Fazit, das er als Ergebnis aus einer Unterhaltung mit ihr gezogen hatte, nämlich dass jeder Beitrag, und sei er auch noch so klein, wichtig ist, um diese Welt zu erhalten. Denn: „Jeder kann in seinem Leben gucken: wo sind meine kleinen Stellschrauben, was kann ich tun?“
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