Erst dröppeln nach und nach die Musiker auf die Bühne, schließlich lässt sie sich feiern, auf die Münster schon so lange wartet, weil das erste Konzert abgesagt wurde: Am Samstag Abend war Namika in der Sputnikhalle.
Dichtgedrängt stehen die etwa 600 zumeist jungen Menschen vor der Bühne, ein paar Kinder sitzen vor der Absperrung im Pressegraben, an der Seite Menschen in Rollstühlen. Alle – so scheint es – befinden sich im „Lieblingsmenschfieber“. Und als Namika dann zum Micro greift und sich musikalisch vorstellt: „NA MI KA, Nador, nah an mir selbst, Nabel der Welt“, ist der Jubel groß und das Klatschen wäre noch größer, wenn die Menschen nicht mindestens eine Hand für das Smartphone bräuchten.
Na klar, die Texte kennen sie alle auswendig, und Namika wirkt echt und authentisch, wenn sie glückselig von ihrem Leben seit des Erfolges von „Lieblingsmensch“ spricht, selbst wenn sie das Wohlwollen und den Zuspruch auf ihrer Tour schon des öfteren erlebt haben dürfte. Immer wieder ermuntert sie ihr Publikum, mitzuklatschen und die Arme zu schwingen. Schließlich sollen sich die Menschen sogar setzen. Das will nicht so richtig klappen. Einen Versuch war es wert.
Während Namika von den „coolen Katzen in der Stadt“ singt, wird es drinnen in der Sputnikhalle immer heißer und die Sängerin, deren Großeltern aus Marokko kommen, wirft Wasserflaschen ins Auditorium. „Im Grunde sind wir nicht so verschieden“, singt sie und erzählt, dass sie sich auf die Suche gemacht habe nach ihren Wurzeln in Marokko. Die gebürtige Frankfurterin sei hier nicht ganz deutsch, dort nicht ganz marokkanisch. Ein bisschen Reggae hat sie dann auch noch im Köcher. „Mögt Ihr das?“, fragt sie und schon singt sie vom „Herzrasen, als würds keine Ampeln geben“. Und endlich, nach einer guten Stunde kurzweiliger Unterhaltung, fragt Namika: „Habt Ihr alle Euren Lieblingsmenschen dabei?“ Gekreische, Jubel und die Aufforderung, den Lieblingsmenschen gleich mal zu drücken. Wer keinen hat, drückt vielleicht den Nachbarn.
Ein nettes Konzert mit einer jungen Sängerin, die immer sicherer wird. Nur waren zu viele Karten verkauft, es gab Konzertbesucher, die durch ein zugehängtes Gitter linsen mussten, weil es kein Durchkommen gab.
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