Herzlich Willkommen in Münster, Lena! Du bist, glaube ich, nicht das erste Mal hier, oder? Schon irgendwelche Erfahrungen mit der Stadt?
Lena: Ich bin nicht das erste Mal hier, ich war zur Tour schon einmal hier vor 2 Jahren, aber seitdem nicht mehr. Ich habe aber leider keine witzige Geschichte jetzt. Sorry! (lacht) Ich könnte mir jetzt schnell eine ausdenken, aber das wäre auch nicht schön.
Du bist ja noch ziemlich jung, wie ist das, wenn man mit 19 Jahren, aus dem Nichts zum totalen Abräumer wird und den Grand Prix gewinnt?
Lena: Das kann man gar nicht so richtig beschreiben, es ist wie es ist. Das ist auch für jeden anders. Für mich war das eine wahnsinnig krasse Erfahrung, mein ganzes Leben hat sich geändert, ich bin viel gereist, plötzlich haben mich Leute auf der Straße erkannt, ich weiß gar nicht, wie man das beschreiben soll, wie das ist. Es ist einfach anders, es ist verrückt.
Wie kam es überhaupt dazu, war das ein Spaß, dass du dich dafür „beworben“ hast? Wie muss man sich das vorstellen?
Lena: Ich hab schon immer gerne gesungen und ich wollte sowas wie ’ne Castingshow einfach mal machen um es auszuprobieren. Dass ich dann gewonnen habe, war für mich mehr oder weniger Zufall.
Wenn man innerhalb kürzester Zeit auf einmal nicht mehr vor kleinem sondern wirklich großem Publikum auftritt, härtet einen das für die Zukunft ab? Sind solche Auftritte wie heute vor vielleicht 10.000 Menschen nur noch ein Klacks?
Lena: (lacht) Wir haben gerade geschätzt und spekuliert, wie viele Leute hier heute Abend sind und Anna (Managerin, die Red.) hat jetzt definitiv verloren.
Anna: Ich habe 1000 gesagt.
Lena: Ich habe 6000 gesagt und es sind offensichtlich 10.000!
Anna: Ne, 3000 bis 4000 sind es aber heute Abend, sagte man mir gerade.
Lena: (schaut den Interviewer an) Du hast gerade aber 10.000 gesagt!
Auf den Platz passen theoretisch 10.000, es können ja noch welche an der Abendkasse Karten kaufen…
Lena: Aha, also hätte ich trotzdem gewonnen, ich war am nächsten dran! Aber zurück zur Frage, man härtet auf keinen Fall ab. Es kommt immer drauf an, man hat so Phasen in denen man beispielsweise 3-4 Monate am Stück sehr oft spielt, so wie jetzt in der Festival-Zeit. Da tritt man mit demselben Programm sehr oft hintereinander auf, man ist eingespielt und im „Flow“, da wird es dann von Konzert zu Konzert leichter. Aber wenn dann wieder eine Pause war und man sozusagen neu anfängt, ist wieder alles auf Null und man ist wahnsinnig aufgeregt.
Hast du einen Ausstiegsplan, falls es mit der Karriere irgendwann nicht mehr läuft, oder du keine Lust mehr hast?
Lena: Nö!
Echt nicht? Viele haben ja eine Ausbildung oder einen erlernten Beruf und du bist ja quasi von der Schulbank direkt zum Star geworden. Keinen Plan B?
Lena: Ne, den mache ich dann, wenn es soweit ist.
Läuft ja auch gerade ganz gut…
Lena: Ja, ich meine, ich bin jetzt aber auch nicht so der Typ, der sagt, in 10 Jahren will ich da und da sein. Dann hätte man wahrscheinlich einen Plan B. Aber ich bin so… äh, ja, also wie du sagst, läuft ja im Moment. Wenn es nächstes Jahr nicht mehr läuft, dann muss ich mir halt was anderes überlegen.
Was macht Lena privat, wenn sie mal nicht gerade reist, Interviews gibt oder Konzerte spielt?
Lena: Ich versuche schon auch darauf zu achten, dass ich mir zwischendurch so eine kleine Auszeit nehme um dann zu Hause zu sein, runterzukommen, mal meine Klamotten zu waschen… Dann mache ich das, was jeder andere auch macht, ich geh zum REWE und hole mir meine Klamotten, gehe mit den Hund spazieren, was man halt so tut.
Wo geht die Reise für dich musikalisch weiter hin? Neues Album, Tour?
Lena: Genau, ich gehe jetzt erst mal auf Tour und wenn ich mich dann um das neue Album kümmere, glaube ich nicht, dass es großartig anders wird vom Stil, als das, was ich jetzt mache. Ganz einfach weil ich mich damit unglaublich wohl fühle. Ein kleines bisschen anders wird es schon, aber das ist dann, glaube ich, einfach die natürliche Weiterentwicklung der Dinge, so wie man sich ja jetzt nicht das gleiche T-Shirt kaufen würde wie vor 2 Jahren. Man entwickelt sich und die Sicht auf die Dinge. Es wird kein Heavy Metal Album, sondern wird Elektro-Pop bleiben.
Ich muss ehrlich sagen, dass ich nach Satellite nichts mehr von dir gehört habe. Ich fand es zu überpräsent und, mit Verlaub, nervig auf Dauer. Jetzt habe ich mich neulich mal deiner aktuellen Single gewidmet und muss sagen, dass eine komplette Veränderung stattgefunden hat. Hast du das selber wahrgenommen oder ist das eben auch aus dem Lauf der Dinge entstanden?
Lena: Ich glaube, wenn man das nicht wahrnimmt, muss man sich ganz schnell in die Geschlossene einweisen lassen. Es ist ja auch nicht von jetzt auf gleich passiert, es gab Zwischenstops in Form von 2 Alben. Die waren schon sehr unterschiedlich und natürlich Teil dieser Entwicklung. Der Schritt zum vierten Album ist aber noch mal ein sehr großer und von mir auch mutiger gewesen, weil man halt Leute damit überrascht. Das ist nicht immer gut, da Menschen Dinge leichter annehmen, wenn sie daran gewohnt sind. Sich an Neues zu gewöhnen ist immer ein wenig schwieriger. Ich bin aber sehr happy und fühle mich richtig wohl damit, ich bin zufrieden.
Ich finde, es klingt ziemlich erwachsen mittlerweile…
Lena: Danke! Aber ohne Scheiß, das habe ich jetzt schon ein paar mal gehört, dass Leute mir gesagt haben: „Ganz ehrlich, früher fand ich dich nicht so gut. Erstens dich als Person und zweitens, dich als Musikerin“. Jetzt sagen sie aber, dass wenn man mich heute in Talkshows sieht oder sie das neue Lied anhören, es gar nicht mehr so Scheiße finden. Ich denke dann immer, das ist eigentlich unhöflich, aber auch irgendwie nett und ehrlich.
Hast du dieses Feedback der Leute früher auch direkt bekommen, dass viele dich nervig und doof fanden?
Lena: Ne, aber die, die es nervig fanden, haben es auch nicht gesagt damals, weil es diese Phase gab, wo alle es einfach geil fanden. Da hat mir keiner gesagt „Du nervst!“. Das kam dann alles ein wenig später, aber das war ok, da war ich auch drauf vorbereitet. Ich glaube aber auch, das ist der „normale“ Umgang mit einer Person, die im öffentlichen Leben steht und dann auch noch so, ja, beschattet wird wie ich, wenn ich irgendwo bin. Muss man sich mit abfinden, dass es viele Leute gibt, die gut finden, was man macht, aber auch viele, die es nicht gut finden. Das ist aber sehr gesund und sehr normal.
Aber du nimmst das Feedback der Masse auch in gewisser Weise an?
Lena: Mir bleibt ja nichts anderes übrig…
Viele sagen ja „Ist mir völlig egal, prallt an mir ab!“…
Lena: Ein Großteil ist mir auch egal, wenn man alles aufnehmen würde, wäre man kaputt und würde gar nicht mehr klarkommen mit seinem Körper und seiner Seele. So viele Meinungen kann ja niemand verarbeiten, glaube ich.
Aber ist ja immer so ein Grundrauschen vorhanden, wenn viele motzen, ist ja immer ein Auslöser dafür da…
Lena: Aber eben auch anders herum, wenn viele einem sagen, man ist ziemlich geil. Das ist genau so ein Grundrauschen. Es ist nicht so, dass ich alles, was geil, ist aufnehme und alles was eben nicht geil ist, nicht. Das muss ausgeglichen sein. Die Meinung von außen hat einfach nicht so einen großen Wert für meine Persönlichkeit. Ich bin Lena und nach außen hin logischerweise eine andere Person als nach innen, bzw. privat. Ich bin ja keine Kunstfigur wie Lady Gaga zum Beispiel, deswegen ist es auch vielleicht schwieriger, das auseinander zu halten. Ich habe ganz gut gelernt, das alles nicht so ganz ernst zu nehmen, schließlich bin ich ja nicht in der Politik.
Ein schönes Schlusswort Lena, vielen Dank für deine Zeit und viel Spaß beim Auftritt.
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