Einige Monate länger als die ursprünglich geplante Pilotphase arbeitete der Grüne-Welle-Assistent für den „Leezenflow“ an der Promenade nahe dem Hörstertor und überzeugte nun auch die Ratspolitiker. Jedenfalls hat der Hauptausschuss gestern mehrheitlich beschlossen, dass die Stadtverwaltung bis zu zehn weitere Leezenflow-Systeme in Münster planen soll.
Die digitalen Tafeln zeigen an, wie lange eine Ampelphase noch dauert, sodass Radfahrende ihre Geschwindigkeit anpassen können, um nicht so oft anhalten zu müssen. Die Stadt hat für den Bau an weiteren Standorten, für eine weitere Evaluation sowie für Verbesserungen des Systems Kosten von rund 230.000 Euro veranschlagt, Fördermittel können beim Programm „Modellprojekte Smart Cities“ des Bundes und beim Land NRW beantragt werden.
Die Idee, den Radverkehr mit Hilfe digitaler Anzeigen im Fluss zu halten, entstand 2019 aus der Bürgerschaft im Rahmen der Veranstaltung Münsterhack und wurde von der städtischen Stabsstelle Smart City Münster weiterentwickelt. Der Leezenflow-Prototyp wurde am 17. Mai 2021 auf der Promenade vor der Kreuzung Hörstertor in Fahrtrichtung Zwinger installiert. Zeitgleich startete das Institut für Verkehrswissenschaft der Universität Münster im Auftrag der Stadt eine vierwöchige Evaluation am Pilotstandort. Diese Evaluation bestand aus einer Online-Umfrage und Verkehrsmessungen.
Ein Ergebnis der Umfrage war, dass die Mehrheit der Nutzerinnen und Nutzer ihr Fahrverhalten so optimieren konnten, dass sie flüssiger über die Kreuzung kamen. Die Verkehrsmessung an der Ampel zeigte unter anderem, dass die Zahl der Anhaltevorgänge durch den Leezenflow reduziert wurde, so dass die Auswirkungen auf den Verkehrsfluss insgesamt positiv sind. Als eine mögliche Verbesserung schlugen die befragten Radfahrerinnen und Radfahrer vor, die Anzeige so zu verändern, dass die verbleibende Zeit der Ampelphase in Sekunden dargestellt wird, statt wie bislang grafisch mit einem roten oder grünen Balken.
Der Hauptausschuss hat beschlossen, die Leezenflow-Systeme vorrangig an den Velorouten und an den zukünftigen Hauptrouten zu installieren. Er hat die Verwaltung beauftragt, fachlich geeignete Standorte zu identifizieren und eine Einbindung der Umlandgemeinden zu prüfen. Dabei soll zugleich vorbereitet werden, die Technologie auch für die Bevorrechtigung von Busverkehr und Rettungsdienst sowie im Fußverkehr zu nutzen. Der Ausschuss regte weitere Maßnahmen für radverkehrsfreundliche Infrastruktur an, zum Beispiel die Ampelschaltungen an Radstrecken zu überarbeiten oder weitere grüne Rechtsabbiegepfeile anzubringen.
Das Leezenflow-System soll nicht nur den Verkehr voranbringen, sondern auch die digitale Stadtentwicklung. Es zeigt, wie aus einer Idee der Bürgerschaft eine Technik mit Freier Software wird, die bereits das Interesse anderer Kommunen geweckt hat. Weitere Informationen zum Projekt sind unter https://www.smartcity.ms/leezenflow abrufbar.