Mehr als 150 Menschen protestierten am Nachmittag auf der Stubengasse gegen eine Kundgebung der rechtsextremen Gruppierung „Patriotic Opposition Europe“ (POE). Zu der Veranstaltung der POE kamen gerade einmal ein Dutzend Teilnehmer.
Für die Organisatoren, den Youtube-Streamer Kevin Gabbe und Markus Rahmsdorf, der sich zuvor auch als Sicherheitsmitarbeiter im Umfeld der AfD in Münster bewegt hatte, dürfte es eine herbe Enttäuschung gewesen sein. Eindeutig in der Unterzahl und vom Gegenprotest abgeschirmt, gingen die Redebeiträge der extremen Rechten gänzlich unter. Hierüber zeigte sich Carsten Peters vom Bündnis „Keinen Meter den Nazis“, das zum Protest aufgerufen hatte, am Abend erfreut. Münster habe erneut gezeigt, dass es ein schlechtes Pflaster für die extreme Rechte ist. „Hier ist kein Platz für rechte Hetze – egal von wem, in welchem Gewand und zu welchem Anlass sie verbreitet wird. Und das bleibt so“, so Peters weiter. In ihren Redebeiträgen beschworen die Neonazis bekannte Verschwörungstheorien und versuchten so, weiteren Anschluss in der Corona-leugnende Szene zu finden. Zumindest das gelang ansatzweise: Frank Fraune, der Anmelder der verschwörungsideologischen Autokorsos in Münster, stellte der POE seinen Lautsprecherwagen zur Verfügung und nahm auch an der Kundgebung teil.
Für das „Keinen-Meter“-Bündnis wenig überraschend: „Die Corona-leugnenden Autokorsos von Herrn Fraune wurden von der extremen Rechten, u. a. der AfD, beworben und es nahmen regelmäßig Personen aus der extremen Rechten daran teil“, so Liza Schulze-Boysen, Sprecherin des Bündnisses, in einer Pressemitteilung. „Die Distanzierung hat Herrn Fraune sowieso niemand abgenommen. Dass er jetzt unverblümt gemeinsame Sache mit offenen Neonazis macht, überrascht uns wenig.“ Das Bündnis attestiert der Corona-leugnenden Szene seit längerem eine Offenheit für die extreme Rechte und hatte deshalb immer wieder zu Protesten aufgerufen. „Wir haben immer gesagt, dass diese Szene mit ihren (strukturell) antisemitischen Verschwörungserzählungen offen für die extreme Rechte und mit dieser inhaltlich oft auf der gleichen Wellenlänge ist“, ordnet Carsten Peters die neue Kooperation ein. Das bestätige sich nun eindeutig.
Auf die Ankündigung der POE, nun möglicherweise wöchentlich demonstrieren zu wollen, reagiert das Bündnis gelassen: „Das haben sich schon viele andere extrem rechte Gruppierungen in Münster vorgenommen“, so Liza Schulze-Boysen. Bislang habe das keine lange durchgehalten. „Wir werden da sein, wenn die extreme Rechte versucht, sich Räume zu nehmen. Die Münsteraner:innen haben einen langen Atem.“
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