1Live war mal wieder in den Universitätsstädten des Sektors unterwegs, um insgesamt 15 Hörsälen einen humorigen Anstrich zu verleihen. Fast schon traditionell, zum vierten Mal, endet die Hörsaalcomedy-Tour mit ihrem großen Finale in Münster. Warum? „Weil das Publikum in Münster einfach am besten ist!“, lobte der Veranstalter das Publikum in der Westfalenmetropole. Knapp 800 „Humorstudenten“ hatten sich für diesen knapp dreistündigen Studiengang immatrikuliert, komplett ausverkauft also.
„Wir sind gekommen, um den Hörsaal in seinen Grundfesten zu erschüttern!“ – So lautete das nicht gerade bescheidene Ziel, welches die Stimme aus dem Off als Parole ausgab. Dann betrat auch schon Moderator und Comedian Luke Mockridge das Podium und die Vorlesung konnte beginnen.
Mockridge mimte nicht nur den Conférencier, sondern gab zwischen den Auftritten der Protagonisten immer wieder selbst Auszüge aus seinem aktuellen Programm „I’m lucky, I’m Luke“ zum Besten. Heiter und unbeschwert konzentrierte er sich dabei auf die 90er Jahre, dessen Kind der 25jährige zu sein vorgibt. Nunja, angekratzt dürfte er diese Dekade schon haben, ob er sie aber wirklich bewusst und komplett miterlebte, lassen wir mal dahingestellt. Das Niveau seiner Darbietungen schwankte etwas, so bediente er sich eine Spur zu häufig des Fäkalhumors oder nahm sich Minderheiten für seine Kalauer vor. Geschmacksache, aber bei dieser Stimmung hätte man auf Zoten gut und gerne verzichten können. Das Publikum war da weniger kritisch und honorierte die Nummern mit tosendem Applaus und schallendem Gelächter.
Nachwuchskomiker Chris Tall war dann der erste, den Mockridge auf die Bühne bat. Tall kalauerte sich schlagfertig und gekonnt durch die Themen Familie, Mütter oder einfach auch nur den Alltag. Die Zuschauer waren Teil seines Programms und mussten immer wieder für einen Gag herhalten. Solide Standup-Comedy vom Newcomer.
Benaissa, hieß der nächste auf der Liste. Bei ihm ginge es thematisch etwas konkreter zur Sache, das heikle Thema Ausländer war der Hauptbestandteil seiner Darbietung. Keinen erhobenen Zeigefinger, dafür aber eine geballte Ladung Selbstironie gab es. Ob sprachliche „Barrieren“ oder die arabische Körper- und Gesichtsbehaarung, kein Klischee blieb unberührt. Dabei wurde, Gott sei Dank, auf übertrieben Gestik und Sprach’akrobatik‘ verzichtet, dies überlies er anderen. Ein Highlight vor der Pause, die war auch nötig, um die strapazierten Lachmuskeln ein wenig zu entspannen.
„Zwei Schichten Nudeln und ein Pferd aus der Bretagne, das ist noch längst keine Lasagne“ – So lautete das Eingangsstatement der Oldenburger Gitarrencomedians Simon & Jan nach der Pause, weiter aufgearbeitet wurde dieses Thema aber nicht. Eigentlich ist damit ja auch alles gesagt. Man widmete sich lieber wieder anderen Themen, die man in Liederform vortrug. Hier wurde es schon fast kabarettistisch, so setzte es politische Spitzen aber auch banales wie „T**en & Ärsche“. Alles in allem sehr stimmig und erfrischend, gerade dank der Mimik und Art Vortrages.
Leider konnte der letzte Künstler, 1Live Moderator und Komiker Ingmar Stadelmann, dieses Niveau nicht halten. Er wärmte teils das wieder auf, womit Chris Tall den Abend begonnen hatte, stilistisch aber nicht zu vergleichen. Schon oft gehörte Witze und die sich immer wiederholende Wortwahl ließen den Auftritt etwas unrund und auswendig gelernt erscheinen.
Das Fazit aber ist: Es war ein durchaus gelungener und wirklich lustiger Abend, ob der Länge bleiben Höhen und Tiefen aber nunmal nicht aus. Das breite Publikum bekam aber wohl genau das, wonach es sich gesehnt hatte! Dies war den, hoffentlich temporären, Lachfalten in den Gesichtern abzulesen. In den Grundfesten erschüttert? Das vielleicht nicht, aber ein mittelschweres Beben würde ich dem Abend auf jeden Fall attestieren!
Natürlich haben wir auch einige Bilder gemacht!
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