Auch am Samstag Abend – im Congress Saal der Halle Münsterland – ist er so, wie seine Fans ihn lieben: Berliner Kodder-Schnauze, immer im Kontakt mit dem Publikum, schlagfertig und übergriffig mit Hang, Auswurf zu simulieren oder mal auf die Bühne zu spucken. Man muss das mögen. Immerhin ist der Saal ausverkauft,als Kurt Krömer, das Gesamtkunstwerk, mit seinem Programm „Heute stimmt alles“ auftritt.
Natürlich nimmt Krömer erst einmal Kontakt mit den Menschen in der ersten Reihe auf, ein Paar aus Bielefeld, andere aus Unna oder Ochtrup. „Mensch“, echauffiert sich der Berliner Comedian, „kommt denn keener aus Münster?“ Ein paar Reihen dahinter ist es dann Tobias, der „all meene Liebe“ abbekommt. Krömer herzt ihn und erteilt ihm den Auftrag, alle weiteren 1000 Besucher ebenso zu drücken, schließlich habe er, Krömer, keine Zeit dazu. Denn er suche derweil einen Handwerker, am liebsten einen Schreiner. Gar nicht so einfach.
Und dann erzählt Krömer von Bauhausverkäufern, die schon während der Ausbildung lernten, möglichst jeden Kundenkontakt zu vermeiden. Sie lernten sogar – einem Chamäleon gleich – die Farbe der präsentierten Waren anzunehmen. Dabei wollte Krömer die nötigen Baustoffe für ein Vogelhaus kaufen, was nach vielen Irrungen dann auch gelingt.Das Vogelhaus wird mit echten Fliesen in der Küche beklebt, verfugt, tapeziert und schließlich draußen an einen Baum gehängt. Ach, wie schön, das fertige, selbstgebaute Häuschen da hängen zu sehen. Ein bisschen Bauherrenstolz spannt die Brust. Doch was war das? Tatsächlich kommt da ein Vogel, setzt sich auf die Stange, schaut ins Wohnzimmer und betritt mit seinen Vogelkrallen den Wohnbereich. Der kackt ja alles zu. Schon rennt Krömer in den Keller, holt das Luftgewehr, legt es an und drückt ab. Im Laufe des Vormittages sammeln sich so etwa 400 Vogelkadaver an.
Das ist ganz nach dem Geschmack der 1000 Zuschauer, die inzwischen alle begrüßt erscheinen. Schon ist Krömer beim „Gelben Sack“ und diskutiert mit Gabi in der zweiten Reihe, wo sie die Säcke holt und dass er lieber eine gelbe Tonne hätte, die Stadtwerke Berlin ihm aber erklärt hätten, dass er in einem Sacksammelgebiet lebe. Die arme Gabi bekommt zwischenzeitlich eine Frage nicht mit und so holt Krömer sie auf die Bühne. Wer ihn in seinen Shows erlebt hat, weiß, dass dies eine schwierige Situation ist. Denn der Komiker sucht ständig Körperkontakt, gibt das mit grotesken Gebärden derart der Lächerlichkeit preis, dass kaum eine andere Möglichkeit bleibt, als mitzulachen.
Natürlich ist auch der Berliner Großflughafen ein Thema, und Krömer erzählt, wie sie damals gewürfelt haben, ob sie eine Autobahn, ein Hochhaus oder einen Flughafen bauen sollen. Und er erzählt anschaulich, wie sie da mit Klapp-Spaten und Gummistiefeln losgezogen sind, wie sie schließlich nach der ersten groben Rodung mit dem Dach begonnen haben, dann alle Freunde anriefen und die Hallenkonstruktion umdrehten. Einen eigenen Youtube-Kanal habe Krömer jetzt auch, dort verteile er Schminktips. Es gebe so viele schlecht geschminkte Frauen sagt er mit Blick auf die Damen in der ersten Reihe, was natürlich für Lacher sorgt. Er kenne aber auch einen besonders tragischen Fall, nämlich den seiner Nachbarin Hannelore. Die sei zu einem Chirurgen gegangen und der habe sie wissen lassen, dass er für Enthauptungen nicht zuständig sei.
Zwischendurch fischt Krömer sein Headset vom Kopf, weil das so in die Haut schneide, und angelt sich ein Standmikrofon vom Bühnenrand. Jetzt spricht er wie Mickeymaus, holt ein zweites Mikrofon, das ihm eine sehr tiefe Stimme verleiht. Eine Weile führt er ein Gespräch mit sich selbst. Krömer erzählt eine ganze Reihe von Witzen, die insgesamt ziemlich flach sind. Die Besucher des Congress Saales nehmen es ihm nicht übel. Im Gegenteil. Aber sie wussten natürlich auch, worauf sie sich einlassen.
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