Kritik am Parkraumkonzept der Stadt Laut dem Bündnis „Verkehrswende Münster“, das 14 Organisationen vertritt, sendet das neue Park+Ride-Angebot am Parkhaus Coesfelder Kreuz falsche Signale

Laut dem Bündnis „Verkehrswende Münster“ wird das Parkraumkonzept der Stadt nicht richtig umgesetzt. (Symbolbild: Adobe Stock)

Vor gut zwei Wochen meldete die Stadt Münster stolz, dass das Parkhaus am Coesfelder Kreuz mit seinen fast 1000 Pkw-Stellplätzen auf ihre Initiative nun an allen Samstagen als Park+Ride-Standort (P+R) öffnet. Mit Kritik daran (und auch generell zum Parkraumkonzept der Stadt) meldeten sich aber jetzt 14 Organisationen aus Münster, die sich zum „Verkehrswende-Bündnis“ zusammengeschlossen haben, weil dieses Angebot falsche Signale senden würde.

Seit Beginn des Frühjahrssends können Besucher, die über Steinfurter, Grevener oder Weseler Straße anreisen, jeden Samstag im Parkhaus am Coesfelder Kreuz ihr Auto parken und in den Bus umsteigen. Gerade mal fünf Euro kostet das Tagesticket für das Parkhaus, bis zu fünf Personen können mit diesem Parkticket ohne weitere Kosten mit Stadtbussen in die Innenstadt weiterfahren. Bisher hat es dieses P+R-Angebot nur an den vier Adventssamstagen und gegebenenfalls am Samstag nach Weihnachten gegeben. Schon dazu hatte sich der VCD Regionalverband Münsterland e.V. kritisch geäußert: „Vergleicht man dieses ‚Dumping-Angebot‘ mit den üblichen Buspreisen, wie sie von Leuten verlangt werden, die nicht mit dem Auto unterwegs sind, wird schnell klar: Hier liegt eine krasse Benachteiligung vor. Mobilitätswende sieht anders aus!“

Das „Verkehrswende-Bündnis“, in dem neben dem VCD unter anderem Greenpeace Münster, der Fahrgastverband PRO BAHN Münsterland, Kidical Mass Münster und die Interessengemeinschaft Fahrradstadt.ms vertreten sind, bewertet die Maßnahme als „kontraproduktiv“. Das Bündnis bezweifelt, dass „die Maßnahme ein relevanter Baustein der Mobilitätswende wird“, da „die Stadt, die gerne Klimastadt wäre“ damit signalisieren würde, „dass Anreisen mit dem Auto eine gute Idee wären“. Klimapolitisch sei die Maßnahme fatal, da ausgerechnet der längere Teil des Weges weiterhin mit Kfz zurückgelegt wird.

„Preispolitik ist ein Schlag ins Gesicht“

„Die Preispolitik ist ein Schlag ins Gesicht für alle, die unter den hohen Preisen des öffentlichen Verkehrs leiden“, meint das Bündnis und fordert, dass die vorhandenen Angebote im Öffentlichen Personenverkehr (ÖPV) nicht nur ausgebaut werden müssen, sondern „stets auch im Vergleich zu einer Anreise mit dem eigenen Kfz günstiger als die Parkgebühren sein“ sollen.

Das Parkhaus in den Arkaden hat in der Vergangenheit immer wieder zu langen Rückstaus auf der Königstraße geführt. (Archivbild: Michael Bührke)

Auch auf die neuen Signaltafeln rund um den Ludgerikreisel in Richtung Parkhaus Arkaden blickt das „Verkehrswende-Bündnis“ mit einem kritischen Auge. Mit „viel Ressourcenaufwand umgesetzt“ sorgen diese zwar dafür, dass es „nicht mehr den absurden sehr langen Rückstau vor dem Parkhaus“ gibt. „Aber auf der anderen Seite wurde so auch die Effizienz des Parksuchverkehrs gesteigert, was unserer Einschätzung nach die Kfz-Nutzung in der Innenstadt eher attraktiviert als einer Mobilitätswende dient“, so das Bündnis in seiner Pressemitteilung vom Freitag. Bemängelt wird von ihm auch, dass die Gehwege „stadtweit nicht den Mindestanforderungen“ entsprechen würden und die Stadt Münster „weiterhin großflächig ignoriert“, dass die Gehwege immer wieder regelwidrig zugeparkt werden.

„Fazit: Veränderte Prioritätensetzung notwendig“

Schließlich wird vom „Verkehrswende-Bündnis“ auch kritisiert, dass die CDU im Aufsichtsrat der stadteigenen Westfälischen Bauindustrie GmbH (WBI), die für den Betrieb der Parkhäuser in Münster zuständig ist, eine Erhöhung der Parkhausgebühren in der Innenstadt ab September 2025 verhindern würde. Das würde den privaten Autoverkehr auf Kosten der Allgemeinheit subventionieren.

„Insgesamt zeigt sich ein besorgniserregendes Bild“, meint das Bündnis. Denn es würden „Maßnahmen zur Effizienz-Steigerung des Autoverkehrs (…) zeitnah umgesetzt, während finanzielle Lenkungsmaßnahmen nicht ausgeschöpft werden“. Es sei daher „unbedingt notwendig, dass Stadt und Politik zügiger an der Umsetzung des integrierten Parkraumkonzepts arbeiten und endlich ins Handeln kommen, besonders auch bei Push-Maßnahmen“. Nur dann könne das integrierte Parkraumkonzept seinen Teil zur Mobilitätswende beitragen.

Mehr über das Bündnis "Verkehrswende Münster" könnt ihr auf der Seite www.verkehrswende-ms.de finden.

Ein Kommentar

  1. Wenn man soich die Verkehrsplanung im Allgemeinen in Münster ansieht, mag man fast den Eindruck bekommen, die Cannabis Legalisierung wäre hauptsächlich bei den Planern angekommen. Busfahren? Viel zu teuer! Warum muss ich, wenn ich z.B. nur zum Supermarkt und zurück fahre 2x bezahlen – nur weil ich dann die Richtung wechsele? Fahre ich einmal in einer Richtung um die ganze Stadt herum ist das i.O. Was für ein Blödsinn! Fahrrad und Auto-/Busfahren ist durch die ganzen Baustellen zudem ein Albtraum. Ich komme morgens an 9!!! Baustellen vorbei – gearbeitet wird da aber auf kaum einer. Da wird monatelang gesperrt und es passiert nicht mal ein Spatenstich (oder nur der erste und dann ist erstmal Pause). Die Busse kommen nicht durch, sind verspätet und so brauche ich mit dem Bus von Hiltrup zur Steinfurter Strasse knapp 1,5 Stunden – Inakzeptabel! Die Ampelphasen hat wohl auch niemand im Blick. Grüne Welle ist auch nur etwas für andere Städte… Hier ist beides Rad- und Autofahren eine Vollkatastrophe – aber mit dem Auto ist es immer noch billiger und schneller als mit den Öffentlichen.

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