Mehr Gewaltdelikte mit Messern Polizei stellt Kriminalstatistik 2024 vor / Leichter Rückgang der Straftaten in Münster

Im vergangenen Jahr wurden bei Gewaltdelikten deutlich mehr Messer eingesetzt, wie aus der aktuellen Kriminalstatistik hervorgeht. (Archivbild: Thomas Hölscher)
Im vergangenen Jahr wurden bei Gewaltdelikten deutlich mehr Messer eingesetzt, wie aus der aktuellen Kriminalstatistik hervorgeht. (Archivbild: Thomas Hölscher)

Die Polizei Münster hat am Mittag die Kriminalstatistik für das Jahr 2024 veröffentlicht, die sowohl positive Entwicklungen als auch besorgniserregende Tendenzen aufzeigt. Insgesamt wurden 33.274 Straftaten registriert, was einem Rückgang von 4,46 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht, in dem 34.829 Fälle verzeichnet wurden. Es kamen allerdings deutlich mehr Messer zum Einsatz.

Besonders erfreulich ist der Rückgang der Kinder- und Jugendkriminalität. Die Zahl der Tatverdächtigen unter 21 Jahren sank um mehr als 13 Prozent auf 2.218 (Vorjahr: 2.550). Bei den Jugendlichen zwischen 14 und 18 Jahren war der Rückgang mit 18,6 Prozent besonders ausgeprägt. Polizeipräsidentin Alexandra Dorndorf betonte: „Diese Entwicklung freut mich sehr.“

Deutlicher Rückgang der Jugendkriminalität

„Nach dem besorgniserregenden Trend der vergangenen zwei Jahre entwickeln sich die jungen Menschen in Münster wieder in die richtige Richtung. Das ist ein gutes Zeichen!“ Sie führte diesen positiven Trend auf die Zusammenarbeit von Polizei, Jugendamt, Staatsanwaltschaft sowie verschiedenen Trägern und Vereinen zurück. Besonders hob sie die Bedeutung des “Hauses des Jugendrechts” hervor, in dem diese Institutionen eng kooperieren.

Anstieg der Gewaltdelikte und vermehrter Einsatz von Messern

Trotz des allgemeinen Rückgangs der Straftaten bereitet die Zunahme der Gewaltkriminalität Sorgen. Die Zahl der Gewaltdelikte stieg um gut 14 Prozent auf 1.170 Fälle. Besonders alarmierend ist der vermehrte Einsatz von Messern: In 156 Fällen wurden Messer als Tatmittel erfasst, was einem Anstieg von 37 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht (114 Fälle). Fast die Hälfte dieser Taten (71 Fälle) ereignete sich im Bahnhofsbereich. Dorndorf stellte klar: „Gewalt ist keine Lösung. Gerade Messer sind in ihrer Wirkung völlig unberechenbar. Lasst die Hände davon und lasst es zuhause!“ Sie kündigte die Einrichtung einer Waffenverbotszone im Bereich um den Hauptbahnhof an, um der steigenden Messerkriminalität entgegenzuwirken.

Etwa die Hälfte der Gewalttaten wurden im Bahnhofsviertel begangen. Hier setzt die Polizei Münster auch auf mobile Videobeobachtung. (Foto: Ralf Clausen)
Etwa die Hälfte der Gewalttaten wurden im Bahnhofsviertel begangen. Hier setzt die Polizei Münster auch auf mobile Videobeobachtung. (Foto: Ralf Clausen)
Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte weiter hoch

Im Bereich “Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte” wurden 2024 insgesamt 252 Taten verzeichnet, was exakt eine Tat mehr als im Jahr 2023 ist. Dorndorf betonte: „Angriffe auf Kolleginnen und Kollegen, auf Menschen, die sich täglich für die Werte unserer Demokratie einsetzen, nehmen wir nicht hin.“

Rückgang bei Raubdelikten und hohe Aufklärungsquote

Die Zahl der Raubdelikte sank von 313 im Jahr 2023 auf 270 im Jahr 2024. Gleichzeitig konnte die Aufklärungsquote um ein Prozent auf 64 Prozent gesteigert werden, was im Zehnjahresvergleich den höchsten Wert darstellt.

Diebstahlsdelikte weiterhin häufig – Fokus auf Fahrraddiebstähle

Diebstahlsdelikte machten gut die Hälfte aller registrierten Straftaten aus. Besonders auffällig ist der Fahrraddiebstahl: Mit 5.204 Delikten entfallen gut 30 Prozent aller Diebstähle auf diesen Bereich. Damit war im Jahr 2024 in Münster jede siebte bekannt gewordene Straftat ein Fahrraddiebstahl. Intensive Ermittlungen führten zur Festnahme von Tätern, die für zahlreiche Delikte verantwortlich waren. Jürgen Dekker, Leiter der Direktion Kriminalität, betonte: „Es zeigt sich, dass durch akribische Ermittlungstätigkeiten eine ganze Tatserie geklärt werden konnte. Auch im kommenden Jahr werden wir nicht nachlassen und am Ball bleiben.“

Ausländische Tatverdächtige

Die Zahl nichtdeutscher Tatverdächtiger ist im Jahr 2024 leicht gesunken. Laut der Kriminalstatistik wurden 3.956 nichtdeutsche Tatverdächtige erfasst, während es im Vorjahr noch 4.227 waren. Ihr Anteil an den Gesamttatverdächtigen blieb mit knapp 40 Prozent jedoch nahezu konstant. Straftaten, die ausschließlich von nichtdeutschen Personen begangen werden können, wie Verstöße gegen das Aufenthalts-, Asyl- und Freizügigkeitsgesetz, wurden in dieser Statistik nicht berücksichtigt. Polizeipräsidentin Alexandra Dorndorf betonte, dass Migration eine der drängendsten Herausforderungen der Gegenwart sei. Sie forderte sowohl eine konsequente Rückführung von ausreisepflichtigen Mehrfachstraftätern als auch eine Verbesserung der Integrationsmaßnahmen für Geflüchtete. Ein wichtiger Baustein sei dabei das „Modellprojekt Integration“, das seit einigen Monaten in Münster laufe und zunehmend angenommen werde.

Im Bereich "Cybercrime" sind die Fallzahlen leicht gesunken, aber dennoch weiter auf hohem Niveau. (Symbolbild: Antoni Shkraba / Pexels)
Im Bereich „Cybercrime“ sind die Fallzahlen leicht gesunken, aber dennoch weiter auf hohem Niveau. (Symbolbild: Antoni Shkraba / Pexels)
Leichter Rückgang bei Cybercrime

Die Zahl der Fälle im Bereich Cybercrime ist im Jahr 2024 zurückgegangen. Die Polizei Münster registrierte 570 Delikte, rund zehn Prozent weniger als im Vorjahr (635 Fälle). Trotz dieses Rückgangs bleibt Computerkriminalität eine große Herausforderung, da viele Taten ihren Ursprung im Ausland haben und deshalb nicht in der lokalen Statistik erfasst werden. Die Aufklärungsquote sank leicht auf rund 31 Prozent. Um der wachsenden Bedrohung durch Cyberangriffe besser begegnen zu können, hat die Polizei Münster eine eigene Kriminalinspektion Cybercrime eingerichtet. Dort arbeiten IT-Experten, Ermittler und Techniker zusammen, um digitale Tatorte zu untersuchen und Straftaten im Netz effektiver zu verfolgen.

Auswirkungen des Konsumcannabisgesetzes

Die Rauschgiftkriminalität in Münster ist im Jahr 2024 deutlich zurückgegangen. Die Polizei registrierte 1.180 Fälle, was einem Rückgang von rund 38 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Ein wesentlicher Faktor dafür ist das seit April 2024 geltende Konsumcannabisgesetz, durch das der Besitz von bis zu 25 Gramm Cannabis nun straffrei ist. Trotz der erschwerten Strafverfolgung gelang es den Ermittlern, 56 Personen im Zusammenhang mit Rauschgiftdelikten festzunehmen. Besonders im Fokus steht weiterhin der Handel mit Kokain sowie der gewerbsmäßige Vertrieb von Cannabis, der nach wie vor mit hohen Haftstrafen geahndet wird.

Fazit

Die Kriminalstatistik 2024 für Münster zeigt positive Entwicklungen, insbesondere im Bereich der Jugendkriminalität und bei Raubdelikten. Dennoch erfordert der Anstieg der Gewaltkriminalität und der vermehrte Einsatz von Messern erhöhte Aufmerksamkeit und gezielte Maßnahmen seitens der Sicherheitsbehörden.

 

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