Mit “Der dunkle Lord von Münster” hat Christoph Güsken den sechsten Krimi mit Ex-Hauptkommissar Niklas De Jong vorgelegt. Unsere Gastautorin Rebecca Winterberg hat das gesamte Werk durchgeschmökert und für ALLES MÜNSTER rezensiert.
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Ein Krimi, der Handlungsort Münster, plötzliche Wendungen und Offensichtlichkeiten, die sich am Ende doch als verborgen herausstellen. Ein Titel, der viele Fragen mit sich bringt und mich durch seine indirekte Parallele zum Harry Potter-Antagonisten Voldemort, der in der weltberühmten Erfolgsserie von seinen Anhängern ebenfalls “Der dunkle Lord” genannt wird, auf Anhieb neugierig gemacht hat.
Als ich das knapp vierhundert Seiten dicke Buch dann aufschlug und auch direkt auf ein Zitat aus eben dieser Fantasy-Reihe stieß, steigerte sich sowohl meine Neugier als auch meine Erwartung an den Kriminalroman. Darin geht es um den Ex-Kommissar Niklas De Jong, der neben seinem beruflichen Aus als Kriminalpolizist auch privat nicht ganz auf der Höhe ist.
Das Verhältnis zu seinem jüngeren Überflieger-Bruder Janwillem war noch nie ganz glücklich und dann engagiert ausgerechnet der Typ, mit dem De Jongs Verflossene Giulia gerade anbandelt, ihn als Privatdetektiv in einem Fall rund um mysteriöse Selbstmorde – oder sind es Morde? De Jong selbst ist ein recht sarkastischer, in Zügen zynischer Charakter, der nur glaubt, was er auch mit eigenen Augen sieht. Umso seltsamer kommt ihm Armin Waldemar vor, der von Beginn an behauptet der Mörder in der Selbstmord-Serie zu sein, indem er seine Opfer mittels dunkler Energien umgebracht habe. Der Ex-Kommissar stellt also nicht nur die Tatsache des Selbstmords in Frage, von dem vor allem seine ehemaligen Kollegen überzeugt sind, sondern auch alle anderen Charaktere des Krimis.
Diese Eigenschaft des Protagonisten führt immer wieder zu amüsanten Dialogen, die auch mich als Leserin immer wieder zum Schmunzeln gebracht haben. Trotzdem war ich nicht durchweg begeistert von Güskens Schreibstil. Teilweise haben sich irrelevante detaillierte Beschreibungen über mehrere Seiten gezogen und den Lesefluss massiv gestört. So verlief die für Krimis typische steile Spannungskurve leider vergleichsweise flach. Es ist über weite Teile des Buches wenig passiert und sämtliche spannende Entwicklungen geschehen erst im letzten Viertel des Romans.
Das machte das Miträtseln und heimliche spekulieren, wer denn nun wohl der Täter sei, fast unmöglich und auch die Aufklärung der letzten Seiten war am Ende nur noch schwer nachvollziehbar. Die Charaktergestaltung und Plotgestaltung hat mir im Allgemeinen dagegen wieder sehr gut gefallen. Die Idee des Romans halte ich für einzigartig und interessant. Und auch das Setting Münster fand ich ansprechend und passend. An der Stelle konnte ich sogar Güskens Detailliebe etwas abgewinnen. So besitzt De Jong selbst kein Auto, sondern erledigt all seine Ermittlungen, wie für die Metropole üblich, auf seinem Drahtesel.
Und auch obwohl mir die äußerliche Gestaltung des Krimis nicht hundertprozentig zusagt, steht sie im Bezug zur Handlung. So spielt der Gasometer eine entscheidende Rolle. Besonders positiv sind mir vor allem Güskens häufige Bezüge zu anderen literarischen Werken im Gedächtnis geblieben. So beschreibt er Situationen und Menschen mit Formulierungen wie beispielsweise “hobbitgroß” oder “Hogwarts-Spielchen”, die mir des Öfteren ein Lächeln auf die Lippen gezaubert haben.
Außerdem spielt auch der Klassiker-Plot rund um Lanzelots Tafelrunde der Gralsritter immer wieder eine Rolle. Insgesamt hat mir “Der dunkle Lord von Münster” also durchaus gut gefallen. Ich empfehle diesen Krimi münsterbegeisterten Literaturliebhabern. Das Buch hat durchaus Witz und seinen sprachlichen Stärken, diese werden allerdings auch von einigen Lägen kompensiert. Deshalb wird mir dieses Buch wohl als nette Zwischendurch-Lektüre in mein Regal einziehen.
Rebecca Winterberg
Christoph Güsken: “Der dunkle Lord von Münster”, KBV-Verlag, ISBN: 978-3-95441-580-9. Mehr über den Autor findet ihr auf der Hompage des Verlags kbv-verlag.de.