Wie gut, dass zumindest immer ein Gast der Adam Riese Show musikalisch ist. Türmerin Martje Saljé rockt die Bühne im Pumpenhaus, nicht nur mit dem Horn zum Tuten, sondern vor allem mit einer 12-saitigen Gitarre und einer rauchigen, voluminösen Stimme. Die Türmerin der Lambertikirche stiehlt ihren männlichen Mitgästen, dem Kabarettist Kai Magnus Sting und Wilsberg-Autor Jürgen Kehrer beinahe die Show.
Im lila langen Kleid wird Martje von Moderator Adam Riese im pfefferminz-türkisenen Anzug herzlich empfangen und er will gleich wissen, was sie denn im Turme so treibe. Schließlich seien die Türmer zu mittelalterlichen Zeiten schriftlich aufgefordert worden, Weiber und Orgien im Kirchturm zu unterlassen. Martje grinst und berichtet, dass sie nur ein paar Bücher habe und bald käme auch eine Campingtoilette. Nur ihr Horn zum Tuten, wie es richtig heißt, hat sie nicht dabei. „Das ist ein wertvolles Unikat, 1,20 Meter lang und das darf die Stube nicht verlassen“, so Martje. Stattdessen greift sie zum Nebelhorn, als Spross einer alten Fischerfamilie und gebürtige Bremerin ein Klacks für das Musiktalent. Fotos von früher bestätigen, dass die Türmerin in vielen Bands rumgeturnt ist, ihr Vater war Schlagzeuger und Martje selbst kann Bass, Ukulele, Gitarre, Klavier und Mandoline. Eine Kostprobe auf ihrem 12-Saiten-Instrument folgt auf dem Fuße. Zum Job im Turm kam das kesse Nordlicht über eine Anzeige im Internet. „Als ich las, ob ich berühmt werden wollte, hätte ich fast sofort weiter geklickt“, lacht die tutende Türmerin.
Wie gut nur, dass Martje auch gesanglich Jürgen Kehrer unterstützen kann, der sich als Autor und Mann des geschriebenen Wortes nur zum Sprechgesang verleiten lässt. Der Essener kam schon in den frühen Siebzigern nach Münster und war als Asta-Vorsitzender aktiv. Über seine journalistischen Funktionen als Redakteur des Stadtblattes kam Kehrer zum Krimi – und später auch zu Ehefrau Sandra Lüpkes. Bei einer Veranstaltung zum Stipendium für Kriminalautoren lernte sich das heutige Ehepaar auf Juist kennen. Ein Bild aus alten Zeiten mit dickem Strickpulli und langen Haaren bringt das voll besetzte Pumpenhaus schließlich zum Grölen, sitzt Kehrer doch im schnieken Anzug und rotem Hemd mit lichtem Haupthaar auf der grauen Couch.
Mit der Couch hat Kabarettist Kai Magnus Sting so seine Probleme. Der füllige Komiker rutscht nervös auf den Kissen hin und her und plumpst fast vom Sofa. „Haben sich deine Gäste eigentlich schon mal beschwert?“, unkt er. Vorher gibt es eine programmliche Kostprobe, bei der peinliche Vororte und zickige Freundinnen gleichermaßen ihr Fett weg kriegen. Privat liebt der 36-Jährige Münster, geht gerne auf den Wochenmarkt und genießt frisches Münsterländer Brot sowie westfälischen Schinken. Nur sein Ruhrgebiet, das vermisst der gebürtige Duisburger doch sehr. „Wenn die Leute da den Mund aufmachen, dann weiß ich, dass ich zu Hause bin“, schwärmt der Kabarettist und Buchautor.
Am Ende gibt es einen musikalischen Showdown: Alle drei singen zusammen vom Sommerwein, „Summerwine“, ein von Lee Hazlewood geschriebenes Lied. Während Martje Vollgas gibt, übernimmt Sting ein paar Zeilen und Kehrer klatscht fleißig mit. Die Band um Markus Paßlick beeindruckt wieder mit spontanen und eingeübten Musikstücken mit Herzblut. Als besonderer Stargast griff auch Jule Balandat von den Zucchini Sistaz in die Saiten ihres Kontrabass und gab der Adam Riese Show noch eine Prise Extrawürze.
Der nächste Termin ist am 7. Dezember. Dann werden Münsters Ex-Bürgermeisterin Marion Tüns, Rotary-Club Chef Dieter Sieger , Sänger Jan Löchel und Comedian Till Hoheneder zu Gast sein.
Viele Bilder des Abends haben wir für euch in der Fotostrecke.