„Es wird eine Reise durch alle Gefühlswelten“, verrät Nathalie Nehues. Die studierte Pädagogin ist im Kreativ-Haus e.V. für die Fachbereiche Theater, Tanz und Bewegung zuständig und weiß, was das etwa 25-köpfige Publikum in der rot beleuchteten Eingangshalle des Museums erwartet. Die Aufführung ist Teil der Veranstaltungsreihe “Parkour des Erinnerns” im Rahmen des Förderprogramms „POWR! – Postkoloniales Westfalen-Lippe“. Darin wird Artisten ermöglicht, sich mit den Nachwirkungen des Kolonialismus und Fragen der Identität auseinandersetzen.
Am Montagabend demonstrierten die Choreographinnen und Tänzerinnen Willie Stark und Yasmine Calasse, wie laut Körpersprache sein kann. Der Fokus ihrer Tanz-Performance liegt auf gesellschaftspolitischen Themen wie Ungerechtigkeit und dem damit verbundenen Zusammenspiel von Macht, Kultur und Zugehörigkeit.
Doch wie sieht so etwas aus?
Die riesige, sonst schneeweiße Treppe des Museums erleuchtet heute in grellem Rot, während eine weibliche Stimme mit starkem afrikanischem Akzent aus dem Off ertönt: „Entmenschlichung bedeutet, dass einem die Komplexität des eigenen Seins genommen wird.“ Und sie kündigt an: „Ich tanze in Räumen, die keine Grenzen kennen.“ Der Monolog dauert einige Minuten an und die Ohren des Publikums lauschen, während ihre Augen wachsam umherblicken.
Und plötzlich werden zwei lange rote Tücher über das Geländer gehängt und dahinter offenbaren sich die Silhouetten der Frauen. In Zeitlupe schreiten sie Schritt für Schritt, Stufe für Stufe die lange Treppe hinab und finden schließlich ihren Weg auf den freien Platz unmittelbar vor den gespannten Zuschauern.
Sanfte elektronische Beats begleiten die weichen Bewegungen der in bunte Tuniken gehüllten Körper. Der Sound erinnert an einen Herzschlag, der synchron zu den Gesten allmählich schneller wird. Als tanzten sie sich in Trance wiederholen sie immer wieder die gleiche Rhythmik und erwecken den Eindruck, sie führten gerade einen inneren Kampf. Wogegen wehren sie sich?
Die Emotionen kommen in Wellen
Die Aufführung lebt von dem Wechselspiel aus besänftigenden Klängen und aufbäumender Dynamik. Die intime Atmosphäre und räumliche Nähe trägt der Intensität und dem Aufbau eines nicht zu verleugnenden Bannes bei. Als der Bass sein bis dato höchstes Level erreicht, befreien sich Stark und Calasse von ihren farbenfrohen Gewändern und setzen ihre Performance in sich darunter befindlichen schwarzen Outfit fort. Hinter der Bank holen sie riesige Taschen hervor, welchen sie symbolträchtig schwarze Erde entnehmen und sorgfältig als kleine Häufchen auf den Boden platzieren.
Wer sich mit Metaphern im historischen Kontext schwer tut, dem wird zumindest insofern auf die Sprünge geholfen, dass die Frauen danach unbeschwert lächelnd durch die Gegend hüpfen. Die Frauen recken sich wie wachsende Blumen gen Sonne. Und als man denkt, die Show hab ihr Happy End erreicht, bäumen sich die Oberkörper raptusartig auf, als reiße der starke Herzschlag den gesamten Oberkörper mit. Und dann wird die Halle durch das laute Wasserrauschen des „Red Rivers“ durchflutet.
Die zweite Aufführung findet am 28. November um 19:30 Uhr im LWL Museum für Kunst und Kultur statt. Tickets gibt es hier: https://www.localticketing.de/events/33592-red-rivers-erstauffuhrung-tanz
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