Sven Plöger hatte mehr Zeit als die zweieinhalb Minuten, die ihm üblicherweise für den Wetterbericht eingeräumt werden und das hat ihm sichtlich Freude gemacht, als er vor dem restlos ausgebuchten Rathausfestsaal einen Schnellkurs in Klimatologie und Wetterkunde gab. Dass der Diplom Meteorologe beeindruckende Entertainerqualitäten besitzt und ansatzlos vom rheinischen Dialekt ins Schwizerdütsch mäandrieren kann, dürfte die meisten der rund 300 Zuhörer verblüfft haben.
Plöger war angereist, um die Vorstellung des Klimaanpassungskonzeptes der Stadt Münster öffentlichkeitswirksam zu begleiten. Das Motto „Klimaschutz Münster 2050“ könnte indes für Verwirrung gesorgt haben. Es geht nicht mehr darum, das Klima zu schützen, sondern die Bürger der Stadt vor den katastrophalen Auswirkungen des Klimawandels so gut es geht zu bewahren. „Der Klimawandel wird zur größten Herausforderung der Menschheit, da bin ich mir sicher“, erklärte Matthias Peck, Münsters Dezernent für Wohnungsversorgung, Immobilien und Nachhaltigkeit, zu Beginn der Veranstaltung. Immer extremere Wetterereignisse in immer kürzeren Abständen seien zu erwarten und dies oft in Regionen, die selber wenig zum Klimawandel beitragen.
Angefertigt wurde das Klimaanpassungskonzept vom Aachener Planungsbüro BKR, dessen Leiter André Simon den Inhalt kurz vorstellte. Das rund 230-seitige Werk befasst sich mit der aktuellen Struktur der Stadt, bisherigen Erfahrungen mit Extremwetterereignissen wie zum Beispiel dem Starkregen von 2014 sowie den zu erwartenden Herausforderungen durch den Klimawandel und legt Konzepte dar, wie Trockenheiten, großen Niederschlagsmengen oder Stürmen begegnet werden kann. Allerdings, so Simon, kann es einen hundertprozentigen Schutz nicht geben und der Bürger sei aufgefordert, private Vorsorge zu treffen.
Sven Plöger warnte davor, das Problem des Klimawandels auf die lange Bank zu schieben: „Jetzt haben wir 2018 und plötzlich fällt den Leuten auf, dass 2020 schon in zwei Jahren ist. Das hätte man früher bemerken können. Und statt zu handeln werden die Klimaziele einfach weiter nach hinten geschoben“. Dass der Klimawandel nichts Theoretisches ist, was in weiter Ferne liegt, sondern bereits in vollem Gange ist, demonstrierte Plöger den gebannt folgenden Zuhörern im Schnelldurchlauf. Da die vereisten Gebiete im Polarmeer klimawandelbedingt kleiner werden, wird weniger Sonnenlicht in den Weltraum reflektiert. Das dadurch stärker erwärmte Meer verändert den sogenannten Jetstream, ein Windphänomen in großer Höhe.
Dessen stärker ausgeprägte Wellenberge und -täler bewegen sich in Folge langsamer um den Globus, was wiederum dazu führt, dass auch die Hoch- und Tiefdruckgebiete sich langsamer bewegen. Regnet es nun an einer Stelle stark und das Wolkengebiet verlagert sich nur gemächlich, fällt viel Regen auf eine relativ kleine Stelle, so wie am 28. Juli 2014 in Münster. „Dass solche Ereignisse zukünftig wieder auftreten werden, ist wahrscheinlich. Wo dies passieren wird, kann jedoch noch niemand vorhersehen“, sagt der Meteorologe. Wenn das Klimaanpassungskonzept hält was es verspricht und entsprechend umgesetzt wird, sollte Münster auf solche Ereignisse zukünftig allerdings besser vorbereitet sein.
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