Die Einwohner Münsters am Masterplan für den Klimaschutz zu beteiligen, das ist das Motto des „Bürgerforum Münster Klimaschutz 2050“, das gestern im Historischen Rathaus eröffnet wurde. Der Masterplan verfolgt ein ambitioniertes Ziel: Münster möchte die Treibhausgasemissionen bis zum Jahr 2050 um mindestens 95 Prozent gegenüber 1990 verringern und gleichzeitig den Endenergieverbrauch halbieren. Allein durch die Politik ist das kaum zu schaffen, darum lädt die Stadt alle interessierten Bürgerinnen und Bürger ein, sich in den Prozess einzubringen.
Trotz sommerlichen Wetters war die Auftaktveranstaltung im historischen Rathaus sehr gut besucht. Mehr als 130 Personen wollten mit ihren Ideen zum Klimaschutz in Münster beitragen. Doch zunächst gab es mit verschiedenen Vorträgen Denkanstöße zum Thema. Dass die Münsteraner Anstrengungen keineswegs nur vorsorgenden Charakter haben, sondern wichtig sind und sogar noch weiter intensiviert werden müssen, machte der eindringliche Vortrag von Professor Stefan Rahmstorf vom renommierten Potsdamer Institut für Klimafolgenforschung deutlich. Er zeigte: Auch eine Verringerung der Emissionen um 95 Prozent bis 2050 reicht nicht aus, um die Klimaerwärmung auf deutlich unter zwei Grad zu begrenzen, man muss zu diesem Zeitpunkt spätestens null Emissionen verursachen. Im Klartext: In den nächsten 33 Jahren müssen alle Menschen auf der ganzen Welt komplett aus der Verbrennung jeglicher fossiler Brennstoffe aussteigen. „Ansonsten wird die Erde binnen weniger Jahrzehnte ein komplett anderer Planet werden. Wir können uns das gar nicht vorstellen“, so der Klimaforscher. Seinen erhellenden Vortrag mit zahllosen Einzelbelegen für den menschengemachten Klimawandel gibt es in ähnlicher Form hier zum Anschauen.
Die Globale Klimaerwärmung ist nur mit dem Druck von Bürgerinnen und Bürgern noch aufzuhalten. (Prof. Stefan Rahmstorf)
Wer immer noch daran zweifelt, dass der Klimawandel tatsächlich stattfindet, sei an Extremwetterereignisse vor Ort wie das Unwetter Quintia von 2014 erinnert. Dabei wurde unter anderem das Hallenbad in Kinderhaus so stark verwüstet, dass es bis heute geschlossen bleiben muss. Oder der Jahrhundertsommer 2003: Was viele mit tollem Wetter verbinden, sorgte Europaweit für 70.000 (!) Hitzetote. Diese Extremwetterereignisse werden weiter zunehmen – auch in Münster. Stadtrat Matthias Peck brachte es auf den Punkt: „Der Klimaschutz ist vor allem eine ökonomische Frage. Unsere Stadt wird sich verändern. Wir haben jetzt noch die Möglichkeit, diesen Prozess zu gestalten. Aber können es uns gar nicht leisten, darauf keine Antwort zu haben.“
Herr Wagner von Jung Stadtkonzepte erläuterte, dass Münster in Sachen Klimaschutz bereits viel erreicht habe. Die Reduzierung der Emissionen finde bereits auf vielen Ebenen statt, doch weitere Anstrengungen seien nötig. Prof. Rahmstorf schloss sich dieser Einschätzung an: „Die globale Klimaerwärmung ist nur mit dem Druck von Bürgerinnen und Bürgern noch aufzuhalten.“
Im Praxisteil wurden nach den Vorträgen an verschiedenen Stellwänden erste Ideen für mehr Klimaschutz in Münster gesammelt. Dabei konnte sich jeder mit seinen persönlichen Visionen einbringen. Hier ging es um mehr Fahrradschnellwege, die Reaktivierung alter Bahnstrecken oder zusätzliche regionale Angebote – aber auch um Möglichkeiten, alte Denkmuster und liebgewordenen Bequemlichkeiten durch neue zu ersetzen. Die Initiatoren waren begeistert von der Menge und Vielfalt der zusammengetragenen Vorschläge und Ideen.
Diese Ideen werden in der kommenden Woche in Themenworkshops weiter konkretisiert. Unter www.stadt-muenster.de/klima kann man sich zu den unterschiedlichen Veranstaltungen anmelden: Mobilität (Montag, 3. April, 17 Uhr bei den Stadtwerken am Hafenplatz), Solares Münster (Dienstag, 4. April, 17 Uhr im Stadtweinhaus am Prinzipalmarkt) und Wohnen (Mittwoch, 5. April, 17 Uhr im Stadtweinhaus). In der Projektwerkstatt am Donnerstag, 6. April, ab 16 Uhr im Stadtweinhaus können Mitstreiter und Gleichgesinnte für eigene Projektideen gefunden werden. Alle Ergebnisse aus den Veranstaltungen fließen in die abschließende Zukunftswerkstatt am Samstag, 8. April, ab 14 Uhr im Vom-Stein-Haus am Schlossplatz ein.
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