Die Energie- und Treibhausgasbilanz der Stadt Münster gibt laut Klimabeirat wenig Grund zur Freude. Zu langsam, zu zaghaft, zu ineffizient, „Wenn die Entwicklung so weiter geht, wird Münster ungefähr erst 2090 klimaneutral“, prognostiziert die Geschäftsführerin des Klimabeirats Helga Hendricks. Das angepeilte Ziel, 2030 bereits klimaneutral zu sein, wäre damit um Jahrzehnte verfehlt.
Im Vergleich zum Vorjahr seien die Treibhausgasemissionen 2021 sogar angestiegen, ein Grund hierfür ist die Anzahl der Neuzulassungen von PKW, die mit 48 Prozent deutlich über dem Bevölkerungswachstum von 14 Prozent liegt. Ebenfalls stetig steigend ist laut einer Pressemitteilung des Klimabeirats die Wohnfläche pro Einwohnerin und Einwohner. Nachdrücklich fordert der Klimabeirat, das Ziel der Klimaneutralität bis 2030 nicht aus den Augen zu verlieren und die Bemühungen auf allen Ebenen deutlich zu verstärken. Es würde nicht ausreichen, lediglich die bereits vorgenommenen Maßnahmen zu verstärken, vielmehr seien innovative und teils auch einschneidende Maßnahmen notwendig.
Zwar betont der Klimabeirat, dass eine Kommune wie Münster nicht für sich allein klimaneutral werden kann, da der kommunale Klimaschutz auch von Faktoren beeinflusst wird, auf die die lokale Politik und Verwaltung nur wenig Einfluss hat. Doch auch bei den Maßnahmen, die im Einflussbereich der Stadt liegen, sei in den vergangenen Jahren zu wenig passiert, so das Gremium.
Die konkreten Forderungen des Klimabeirats
Oberbürgermeister Markus Lewe, die Bundestags- und Landtagsabgeordneten, Dezernentinnen und Dezernenten, hohe Verwaltungsmitarbeitende sowie Amtsleiterinnen und Amtsleiter müssen ihre Lobbyarbeit für Klimaschutz auf allen politischen Ebenen verstärken. In Land, Bund und EU muss vehement darauf hingewiesen werden, welche Spielräume und Vorgaben Städte brauchen, um eine Chance zu haben, Klimaneutralität zu erreichen.
Münster braucht einen konkreten „Klimaschutz-Umsetzungsplan auf Jahresbasis“, aus dem nachvollziehbar hervorgeht, welche operativen Klimaschutzmaßnahmen in den kommenden Jahren geplant und umgesetzt werden. Über den Umsetzungsstand soll jährlich berichtet werden.
Münster braucht eine wirksame Suffizienzpolitik, um den Energie-, Flächen- sonstigen und Ressourcenverbrauch dauerhaft zu reduzieren. In neuen Quartieren müssen beispielsweise Wohnungen so geschnitten sein, dass – insbesondere für Ein-/Zweipersonenhaushalte – eine Begrenzung der Wohnfläche pro Kopf als neue Leitlinie zum festen Bestandteil bei der Konzeptvergabe wird. Die Verschiebung vom motorisierten Individualverkehr zum Umweltverbund muss dringend forciert werden. Energiesparen muss belohnt werden, Verschwendung sehr teuer werden.
Auch unbequeme Maßnahmen müssen nach Auffassung des Klimabeirats Mehrheiten finden und den Bürgerinnen und Bürgern nahegebracht werden. Klimaschutz, da ist sich das Gremium einig, dient dem Gemeinwohl, zieht aber auch Veränderungen nach sich. Die zu erwartenden Belastungen müssen primär von privilegierten Gruppen getragen werden. Selbst die engagierten Energiesparmaßnahmen in Folge des Kriegs in der Ukraine dürften keine deutlichen Verbesserungen der Klimabilanz bringen, da zwar Energie eingespart wurde, bis zu 15 Prozent weniger Erdgas in Münster, dafür wurde aber mehr Strom aus Kohlekraftwerken verwendet.
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