Die in Münster aufgedeckten Missbrauchsfälle sind nach Ansicht der Gewerkschaft der Polizei (GdP) NRW nur die Spitze eines Eisbergs. Man gehe davon aus, dass in den kommenden Monaten weitere Fälle von brutalem Kindesmissbrauch folgen werden, heißt es in einer entsprechenden Mitteilung aus Düsseldorf. Um all das ans Licht bringen zu können, müsse auch in den Ermittlerreihen weiter aufgestockt werden – personell und technisch.
„Dass in NRW immer mehr Missbrauchsfälle bekannt werden, hat viel damit zu tun, dass Innenminister Reul seit Lügde die Ermittlungskapazitäten der Polizei zur Verfolgung von Kinderschändern vervierfacht und den Polizeibehörden eine moderne Ermittlungstechnik zur Verfügung gestellt hat“, erklärte Michael Maatz, stellvertretender Landesvorsitzende der GdP. Es sei daher damit zu rechnen, dass in den kommenden Monaten noch mehr Gruppierungen von Kinderschändern auffliegen, „zum Teil in Dimensionen, die sich bislang niemand vorstellen kann.“ Dennoch sieht die Gewerkschaft der Polizei den Kampf gegen die Kinderschänder längst nicht als gewonnen an – im Gegenteil. Nicht nur wegen der Vielzahl der Daten, die zur Verfolgung der Täter ausgewertet werden müssten, kämen die Ermittler mehr und mehr an die Grenzen, sondern auch, weil die Politik ihr noch immer die Online-Rechte verweigere, die zum Aufspüren der Täter notwendig seien. „Ändert sich das nicht, werden wir den Kampf gegen die Kinderschänder verlieren“, unterstreicht Maatz.
Nicht selten erstrecken sich Verfahren gegen die Verbreitung von Kinderpornografie über mehrere Jahre hin, bis die Polizei genug Daten über die verdeckt im Darknet handelnden Täter gesammelt hat, sodass ganze Kinderschänder-Ringe und Pädophilen-Netzwerke zerschlagen werden können. Doch oft sind die Verbindungsdaten längst gelöscht und die IP-Adressen der Täter kaum noch zuzuordnen. „Wenn wir verhindern wollen, dass die Verbreitung von Kinderpornografie über das Internet straffrei bleibt, müssen wir die Telekommunikationsunternehmen verpflichten, die Verbindungsdaten ihrer Kunden wieder zu speichern und den Ermittlungsbehörden zur Verfügung zu stellen“, fordert Michael Maatz. Doch auch bei der Polizei selber sieht die Gewerkschaft Handlungsbedarf. Um mit der Entwicklung bei den Tätern Schritt zu halten, müssten Spezialdienststellen weiter ausgebaut werden. Konkret: mehr Personal und mehr Investitionen in Technik und eine bessere Entlohnung. In der freien Wirtschaft erzielen IT-Spezialisten deutlich höhere Einkommen als bei der Polizei. „Das kann nicht funktionieren.“
An den Ermittlungen zum Kindesmissbrauch in Münster sind derzeit an die 50 Beamte beteiligt. Mit Hochdruck arbeiten sie daran, weitere mögliche Opfer zu identifizieren. Bei Durchsuchungen wurde in einem Keller, der dem 27-jährigen hauptverdächtigen Münsteraner zuzuordnen ist, ein komplett ausgebauter Serverraum entdeckt. Dort konnten rund 500 Terabyte hochverschlüsselte und gesicherte Daten auf diversen Speichermedien sichergestellt werden. Zusätzliche Experten des Landeskriminalamtes wurden für die Auswertung der Bilder und Videos hinzugezogen. Bundesweit wurden 11 Verdächtige festgenommen, 7 von ihnen sitzen in Untersuchungshaft. Die Täter sollen sich wiederholt an mindestens drei Jungen im Alter von 5, 10 und 12 Jahren vergangen haben.
Hinweis: Du hast in deiner Kindheit oder Jugend sexuellen Missbrauch erlebt? Du bist aktuell davon betroffen oder kennst jemanden, der Hilfe benötigt? Dann findest du Informationen über Beratungsangebote und weitere Hilfen unter https://www.hilfeportal-missbrauch.de und beim "Hilfetelefon Sexueller Missbrauch" unter 0800-22 55 530 (kostenfrei und anonym)
- Solidarität mit Mehmet Staatsschutz involviert: Rassistische Anfeindungen münden in Bereichsbetretungsverbot - 22. Dezember 2024
- Finne: Münster-Bier bald im Hafen Erlebnis-Brauerei in Räumen der Hafenkäserei soll im Frühjahr 2025 öffnen - 16. Dezember 2024
- Protest gegen Tierversuche am Samstag Lichtermarsch durch Münsters Innenstadt - 13. Dezember 2024