Nach dem Tod des Löwen Sulla im Allwetterzoo fordert die Tierrechtsorganisation PETA die Zooverantwortlichen erneut zur Aufnahme von Großkatzen aus Zirkusbetrieben auf. Doch das ist nicht so ohne weiteres möglich.
Plötzlich und unerwartet war am frühen Dienstagmorgen der erst vor wenigen Wochen im Allwetterzoo Münster eingezogene Löwenkater Sulla verstorben. Schon am Tag zuvor habe sich das Tier plötzlich in schlechter Verfassung gezeigt. Die Zooärzte hatten den Löwen in Narkose gelegt, untersucht und alle erdenklichen Erstmaßnahmen getroffen. Dennoch überstand er die Nacht nicht. Ersten Untersuchungen zufolge führte eine eitrige Gehirnentzündung zum Tode. Zusammen mit den ebenfalls erst seit Anfang Dezember im Allwetterzoo lebenden Katzen Juma und Jasira war das Löwenrudel wieder komplett. Wegen der genetischen Basis wäre sogar eine Zucht erlaubt gewesen.
PETA-Forderung: Aufnahme von Zirkustieren
Die Tierrechtsorganisation PETA fordert jetzt erneut die Aufgabe der Zuchtpläne für Großkatzen – auch im Allwetterzoo. Stattdessen sollten „ausschließlich Tiere aus Zirkusbetrieben aufgenommen werden“, heißt es hierzu in einer Medienmitteilung. „Etwa 150 bis 200 Löwen und Tiger warten in deutschen Wanderzirkussen auf ihre Rettung – dort leiden sie unter der Haltung in engen Käfigwagen und der Dressur mit der Peitsche.“ Die Initiative betont, dass die Aufnahme geretteter Löwen dem Zoo Sympathien und gesteigertes Besucherinteresse einbringen würde. „Während Zoos ständig Löwen nachzüchten, warten Dutzende dieser majestätischen Tiere in Zirkusbetrieben auf ihre Rettung. Denn obwohl es notwendig wäre, vermeiden Veterinärbehörden Beschlagnahmungen von Großkatzen, weil es nicht genug adäquate Auffangstationen gibt“, so Biologin Dr. Yvonne Würz, PETA Fachreferentin für Tiere in der Unterhaltungsbranche.
Zoo-Ziel: Gesunde Population aufrechterhalten
„Wir nehmen die Forderungen von PETA gerne zur Kenntnis, können und dürfen allerdings nicht ohne weiteres fremde Tiere in die internationale Zoopopulation aufnehmen“, erklärt Marcel Alaze, Seniorkurator im Allwetterzoo Münster, auf Anfrage unserer Redaktion. Um eine zukünftige, genetisch gesunde Population zu erhalten, sei es unabdingbar, mit den genetisch wertvollen Tieren gezielt zu züchten. „Nur so haben wir eine Chance, zukünftig eine gesunde Population aufrechtzuerhalten. Hier halten wir uns an die Empfehlungen des EEP-Koordinators (EEP= Europäisches Erhaltungszuchtprogramm; EAZA ex-situ Programm, Anm. d. Red). Bei unserem Vorgehen berücksichtigen wir stets die wissenschaftlichen Empfehlungen der nationalen und internationalen Zooverbände von VdZ, EAZA und WAZA.“
Internationale Zuchtstrategie
Eine gut koordinierte Haltung und Zucht von Löwen sei aufgrund der rapide abnehmenden Löwenpopulationen in der Natur extrem wichtig, wie Alaze betont. Eine gesunde Löwenpopulation in wissenschaftlich geführten Zoos könne helfen, langfristig die weltweiten Bestände zu sichern und zu stützen. Denn auch wenn es weder einfach noch schnell gehen wird: Langfristig sei eine Auswilderung und Wiederansiedlung von Löwen ein fester Bestandteil der internationalen Zuchtstrategie auf Grundlage des One-Plan-Approach. Wie genau es mit dem Thema Löwen in Münster weitergeht, werden die anstehenden Gespräche zeigen. Mehr könne man zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen.
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PETA ist doch sonst immer für die Abschaffung von Zoos und hat gerade wieder diverse Zoos verklagt (erfolglos). Warum wollen sie plötzlich, dass Tiere in den Zoo kommen, „um dort in Gefangenschaft zu leiden“??
Die Aufnahme der Mischlingstiger aus Zirkussen ist keine Aufgabe von Zoos, diese haben einen Artenschutzauftrag und züchten die Unterarten reinrassig. Auch sonst ist das, was PETA da wieder von sich gibt, ziemlicher Unsinn. Eigentlich müssten Auffangstationen von staatlicher Stelle finanziert werden. Aber wie wäre es, wenn PETA mal ein paar Cent seiner Spendengelder in irgendein sinnvolles Projekt investieren würde – etwa eine Zirkus-Tigerauffangstation – statt nur ausschliesslich den eigenen PR-Apparat und die eigenen festen Stellen zu bezahlen?? Das ist nämlich das Scheinheilige an PETA: Zoos kritisieren, aber selbst nichts tun.