Die Liebesblume steht unter den Pflanzenpaten hoch im Kurs, „Die Folterpflanze hingegen ist seltsamerweise noch frei“, wie Dr. Dennise Stefan Bauer vom Botanischen Garten Münster lachend anmerkt. Da die Pflanzenpatenschaften oft als Geschenk zustande gekommen sind, ist das etwas stiefmütterliche Schattendasein der ansonsten recht ansehnlichen Folterpflanze wohl verständlich.
Bei schönstem Spätsommerwetter hatten die rund 250 Pflanzenpaten des Botanischen Gartens Münster erstmals die Gelegenheit, an speziellen Führungen zu besonderen Forschungsgebieten der Botanik teilzunehmen, einen Blick hinter die Kulissen zu werfen, mit den Gärtnern zu fachsimpeln oder den Nachwuchs beim Bau von Insektenhotels handwerkliches Geschick beweisen zu lassen. Pflanzenpate zu werden ist dankbar einfach, auf der Seite www.pflanzenpate.de das passende Grünzeug aussuchen, anmelden, bezahlen, fertig. „Eine Patenschaft kostet zwischen 50 und 5.000 Euro, wobei die teuren Patenschaften oft von Unternehmen übernommen werden. Aber nicht immer“, erläutert Petra Bölling von der Stabsstelle Universitätsförderung. Den Botanischen Garten gibt es seit 200 Jahren, gut möglich also, dass viele Münsteraner zu manchen Bäumen oder anderen Pflanzen eine besondere Beziehung haben. Warum also nicht die Patenschaft für einen Baum übernehmen, unter dem man sich vor 30 Jahren das Ja-Wort gegeben hat? Der Rektor der Uni, Prof. Dr. Johannes Wessels, hat sich übrigens für die Explosionsgurke entschieden.
Dass Prominente wie die Designerin Siggi Spiegelburg, Bäckermeister Georg Krimphove oder die Leiterin von Münster Marketing, Bernadette Spinnen, Werbung für das Pflanzenpatenprojekt machen, habe der Idee einen großen Anschub geliefert, wie Bölling berichtet. „Das ist hier nicht nur einfach ein schöner Ort, hier wird Wissenschaft betrieben“, betont Anja Najda, die bei der Universitätsförderung für die Patenschafts- und Fördererbetreuung zuständig ist. Mit den zusätzlichen Spenden, bislang sind durch die Patenschaften etwa 36.000 Euro zusammengekommen, werden wissenschaftliche Projekte unterstützt, von denen es im Botanischen Garten so einige gibt.
Besonders spektakulär ist die möglicherweise weltweit größte Pelargonien-Sammlung von Prof. Dr. Kai Müller, dem Leiter des Botanischen Gartens. Was zunächst nach spleeniger Sammlerleidenschaft klingt, entpuppt sich sehr schnell als wissenschaftliches Großprojekt mit Strahlkraft. Um die Bürger an der Arbeit der Wissenschaftler teilhaben zu lassen, sind bauliche Maßnahmen notwendig, die Geld kosten. Aber auch andere Wissenschaftler haben bereits ihre Projekte auf die Wunschliste geschrieben. Und wer weiß, vielleicht findet auch die Folterpflanze irgendwann ihren Paten.
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