Die beiden Malaienbären Frodo und Josephine aus dem Allwetterzoo haben am Montag Münster in Richtung Heimat verlassen. Beide werden künftig in ihrer Geburtsstadt Berlin leben. Im Bärenhaus sollen bald Lippenbären untergebracht werden.
Frodo wurde im Mai 2004 im Tierpark Berlin-Friedrichsfelde geboren und lebte seit Juli 2018 im Allwetterzoo Münster. Josephine, vom Zoopersonal und Gästen liebevoll Josy gerufen, ist vier Jahre älter und wurde im Zoologischen Garten Berlin geboren, 2006 kam sie nach Münster. Zusammen werden sie nun in Frodos Geburtsstätte leben – im renovierten Alfred-Brehm Haus – gemeinsam mit Binturongs, die auch Marderbären genannt werden. Der Weggang der beiden Sympathieträger sei ein weiterer Baustein im Masterplan 2030+ des Allwetterzoos, heißt es in einer entsprechenden Pressemitteilung. Doch auch in Zukunft sollen in Münster Bären zu sehen sein.
„Nach weiteren Umbaumaßnahmen des Bärenhauses werden wir zukünftig Lippenbären im Allwetterzoo Münster halten“, erklärt Kurator Marcel Alaze. Diese Bärenart spielt schon länger eine besondere Rolle in seinem Leben. „Seit ich 2015 das EEP für Lippenbären übernommen habe, begeistere ich mich für diese spannenden Tiere. Sie dann zukünftig jeden Tag bei uns im Zoo erleben zu dürfen, das ist schon etwas ganz Besonderes.“ Da die neue Tierart andere Ansprüche an die Lebensumgebung hat, als die Malaienbären, wird die Anlage inklusive des Bärenhauses in den kommenden Wochen für Sanierungsarbeiten vorübergehend gesperrt.
Europäisches Erhaltungszuchtprogramm EEP
Als Inhaber des EEPs, dem Europäischen Erhaltungszuchtprogramm, gibt Marcel Alaze Empfehlungen zur Verpaarung einzelner Tiere und bestimmt auch, welche Tiere wegen Inzuchtgefahr nicht zusammengeführt werden dürfen. „Ziel ist, dass wir eine genetisch gesunde Population über die nächsten Jahrzehnte in europäischen Zoos haben“, betont Alaze den Ansatz eines EEPs. Jedes von ihnen solle möglichst ein Projekt direkt vor Ort unterstützen. „Das Projekt im Lippenbären EEP haben wir gemeinsam der Dr. Nishith Dharaiya, dem Professor an der HNG Universität in Nordwesten Indiens und Co-Chair des IUCN Lippenbärenteams, gegründet und aufgebaut“, erklärt der Kurator das Projekt. Wegen der Lebensraumzerstörung und Umweltverschmutzung reduziere sich der natürliche Lebensraum dieser Tiere täglich.
Mit ihrem Projekt wollen die Verantwortlichen auch die Bevölkerung vor Ort aufzuklären. Sie sollen lernen, wie sie sich in den Wildlebensräumen verhalten sollten, um das Risiko eines Unfalls zu vermeiden. Denn speziell Lippenbären reagieren bei plötzlichem Kontakt mit Menschen sehr aggressiv, was nicht selten schlimme Verletzungen bis hin zum Tot der Person zur Folge hat. Im Allwetterzoo sollen die Lippenbären mit den Rothunden vergesellschaftet werden. Hier gebe es laut Marcel Alaze schon sehr gute Erfahrungen damit, dass sich diese spannenden Tiere einen Lebensraum teilen.
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