Weil die kleine „Shortcut“-Ausgabe des Internationalen Jazzfestivals Münster am kommenden Samstag wieder mit spannenden Premieren aufwartet, sind die Karten dafür eigentlich schon lange ausverkauft. Die Jazzfans sollten sich aber nicht davon abhalten lassen, es auf dem letzten Drücker nicht doch noch zu versuchen. Die Veranstalter nährten gestern jedenfalls die Hoffnung auf eine letzte Gelegenheit: Kurz vor Konzertbeginn um 18 Uhr wird die Theaterkasse nicht abgeholte Karten in den Verkauf geben.
Außerdem gibt es im Rahmenprogramm noch zweimal die Gelegenheit, Livemusik ganz ohne Eintrittskarten zu erleben: So beginnt etwa um 23 Uhr – wenn der letzte Ton im letzten von drei Konzerten im Großen Haus wahrscheinlich noch gar nicht verklungen ist – ganz in der Nähe, nämlich in der Atelierbar am Bült, eine jazzige Nachtsession mit dem Blauton-Quintett. Und am Sonntag gibt es mit einem der Solisten vom Samstag noch einen jazzigen Nachhall in der Dominikanerkirche an der Salzstraße: Am 7. Januar erfüllt Serpent-Spieler Michel Godard ab 12 Uhr den Kirchenraum mit Improvisationen.
Es gibt aber auch eine Möglichkeit, das Bühnenprogramm aus dem Theater Münster zu Hause zu erleben. Denn der Radiosender WDR 3, der seit vielen Jahren Kooperationspartner des Jazzfestivals ist, wird den Festivalabend ab 20.04 Uhr live senden.
Italienische Ausnahmegeigerin spielt in Münster
Die kleine, eintägige Ausgabe des Jazzfestivals beginnt am Samstag (6. Januar) im Großen Haus des Theaters Münster allerdings schon um 18 Uhr. Dann wird zunächst das junge Trio „Terre Ballerine“ aus Italien auftreten, eine Deutschlandpremiere, die den meisten Jazzfans noch unbekannt sein dürfte. Bandleaderin ist die junge Geigerin Anaïs Drago, die nicht nur erfolgreich bei renommierten italienischen Festivals auftrat, sondern im Januar 2022 vom Magazin Musica Jazz auch zum besten neuen Talent der italienischen Szene gewählt wurde. Das Trio „Terre Ballerine“, bei dem Klarinettist Federico Calcagno und Drummer Max Trabucco an ihrer Seite spielen, gründete sie erst im letzten Jahr. Der Klang ihrer Musik ist eine Mischung aus Jazz, zeitgenössischer Klassik, Improvisation, Pop, Folklore und dem Experimentieren mit Techniken und Klangfarben.
Klänge vergangener Jahrhunderte: Uraufführung mit „Alchemia Ocean“
Ab etwa 20 Uhr folgt dann sogar eine Uraufführung mit dem Quartett „Alchemia Ocean“, das sich eigens für das Jazzfestival zusammengefunden hat. Drei altertümliche Instrumente und ein Schlagzeug versprechen einen experimentierfreudigen Klang-Mix.
Den Franzosen Michel Godard kennen regelmäßige Besucher des Festivals an der Tuba, nun spielt er das Serpent, „Urahn der Tuba“, wie er selbst sagt. Das Blasinstrument ähnelt einer sich windenden Schlange und hatte seine Blütezeit im 16. Jahrhundert, der Renaissance. An seiner Seite wird Sofia Labropoulou spielen, eine in Wien lebende griechische Kanunspielerin. Das Kanun ist eine orientalische Kastenzither aus dem 10. Jahrhundert, deren Saiten mit sogenannten Plektren gespielt werden, die wie Fingerhüte auf den Zeigefingern stecken. Labropoulou hat zwischen mediterraner Volksmusik und Moderne ihren ganz eigenen Sound auf dem Instrument entwickelt.
Dazu gesellt sich mit Matthias Loibner ein Virtuose an der Drehleier, deren altertümlicher Sound an eine Fiedel oder Laute erinnert. Doch der Österreicher Loibner erweitert das tausend Jahre alte Klangspektrum und bringt es in die Jetztzeit. Lucas Niggli vervollständigt das Quartett am Schlagzeug. Der Schweizer gehört seit vielen Jahren zur Spitze im Percussionjazz und hat auch schon das Publikum in Münster mit seinem Spiel verzaubert.
Britisches Oktett entfacht Farbenrausch
Zum Abschluss der Jazzfestival-Kurzausgabe Shortcut schickt das Zoe Rahman-Oktett das Publikum durch eine berauschende Farbwelt des Klangs. „Colour of sound“ – Farbe des Klangs, lautet nicht nur der Titel von Zoe Rahmans aktuellem Album. „Jedes Konzert fühlt sich wie ein Fest an, und diese Musik spiegelt das wider“, sagt Zoe Rahman, Pianistin und Frontfrau des Oktetts. Geboren im britischen Chichester als Tochter eines bengalischen Vaters und einer englischen Mutter, studierte Zoe Rahman klassisches Klavier an der Royal Academy of Music. Sie absolvierte ein Musikstudium an der Universität Oxford und gewann ein Stipendium für ein Jazzstudium am Berklee College of Music in Boston.
Im Jahr 2021 erhielt Rahman den Ivor Novello Impact Award bei den Ivors Composer Awards. Die Akademie urteilte über sie: „Während ihrer gesamten Karriere wurde Zoe Rahman durch ihr englisches, irisches und bengalisches Erbe beeinflusst und schrieb Musik mit Swing, Lyrik, Energie und Intimität. Zoe glänzt als eine der stärksten kompositorischen Stimmen Großbritanniens und als wichtige zeitgenössische Künstlerin.“
Auf der Bühne in Münster begleiten sie ihr Bruder, der Klarinettist Idris Rahman, sowie Querflötist Rowland Sutherland, Mark Armstrong an der Trompete, Camilla George am Altsaxofon, Rosie Turton an der Posaune, Alec Dankworth am Bass und Gene Calderazzo am Schlagzeug. Zusammen bilden sie eine generationenübergreifende Band, die mit unterschiedlichsten Stimmungen und Stilrichtungen überrascht. Das Konzert der acht Musikerinnen und Musiker in Münster ist ihre Deutschlandpremiere, wobei nur Originalkompositionen zu hören sein werden.
Mehr Infos zum Internationalen Jazzfestival Münster und die „Shortcut“-Ausgabe 2024 findet ihr unter https://jazzfestival.multimediadesign.net/index.php
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