Das „Internationale Jazzfestival Münster“ feierte am Wochenende ein grandioses 25. jähriges Jubiläum. Fritz Schmücker und sein Team bescherten ein Musikfest der Superlative. Die Zutaten:
1. Völliger Verzicht auf die immer gleichen „Mainstream-Megastars“, stattdessen ein sehr vielfältiges Programm aus hochkarätigem „Jazz Made In Europe“. Ein besonderer Augenmerk galt der bekanntermaßen sehr aktiven skandinavischen Jazzszene.
2. Orte der Begegnung: Durch die räumliche Beschränkung der gesamten Veranstaltung auf das Stadttheater ist das Jazzfestival seit Langem für eine besondere Nähe zwischen Künstlern und Publikum bekannt. Immer wieder gibt es Möglichkeiten der Begegnung. Fast schon könnte man den Eindruck haben, man sei auf einem Kongress.
3. Anstatt der üblicherweise über einen längeren Zeitraum gestreuten Konzertveranstaltungen ist das Jazzfestival Münster für seine über ein einziges Wochenende komprimierte Programmfolge, bekannt.
Preis: „Westfalen Jazz 2015“
Jazzsänger Michael Schiefel hat seine Wurzeln in Münster. Von der Musikhochschule Franz Liszt in Weimar wurde er 2001 als jüngster Professor der gesamten Bundesrepublik berufen. Schiefel ist diesjähriger Preisträger des „Westfalen-Jazz 2015“ Preises, welcher von der „Imorde Projekt- und Kulturberatung GmbH“ gestiftet wurde.
Sein gemeinsames Konzert mit dem New Yorker Vibraphonisten David Friedman war alles andere als leichte Kost. Mit ausgefeilten Computerloops, hochkomplexen Vibraphon- und Vokalimprovisationen, sowie immer wieder neuen Überraschungen und Wendungen unterhielten die beiden Avantgardisten trotz so wenig vertrauten Klängen bestens. Bestes Entertainment braucht Klischees eben allenfalls, um damit zu spielen.
Zurück nach Skandinavien: Lars Danielsson Group
Der Schwedische Kontrabassist Lars Danielsson spielte anschließend mit seiner internationalen Combo und Gast Mathias Eick an der Trompete. Nach einem anfänglichen Kontrabasssolo verdichteten sich Basspatterns bald auch unisono mit verzerrter E-Gitarre fast bis zum Atemstillstand, bis dass nach einer Generalpause Pianist Jonas Östholm traditionell anmutende Kadenzen anstimmte, die sich bald darauf in neue Melodielinien der übrigen Musiker verloren. Immer wieder gab es Reminiszenzen, so etwa „Orangemarket“, im Stile butterweicher Collagen Pat Metheneys.
Céline Bonacina
Die französische Saxophonistin Céline Bonacina bestach Samstagabend mit einer einzigartigen Mischung aus Weltmusik- und klassischen Jazzelementen, die sich immer wieder in spährische Flächen aus Rhyhthmuspatterns, Computersounds und Percussion zerflossen. Ja sogar manch typischer 80er Jahre Fusionmoment a´la Bob Berg klang durch. Dabei wechselte die Bonacina nicht nur zwischen der Bariton- und Sopranausgabe ihres Instrumentes, sondern griff beizeiten auch kurzerhand zu diversem Perkussionswerkzeug, welches sie in den zahlreichen improvisierten Abschnitten zudem unter ihren Kollegen verteilte. Großartig.
Jasper van´t Hof, Markus Stockhausen, Patrice Héral
Der Niederländische Pianist Jasper van´t Hof zählt zu den ganz ganz großen Namen der internationalen Szene. Mit Markus Stockhausen an der Trompete/ Flügelhorn, sowie Patrice Héral hatte er am Samstagabend zwei kongeniale Musiker an seiner Seite. Ganz vertraut, wie man van´t Hof seit Jahrzehnten mit dem im vergangenen verstorbenen Flügelhornisten Kenny Wheeler kennt, klang das Trio anfangs. Doch was ist Markus Stockhausen ohne Klangexperimente? Bald schon zerriss die klassische Jazzcombo in Fetzen. Ein toller Flickenteppich aus Komposition und Improvisation, sowie Tradition und und experimenteller Avantgarde.
Die Abende in Bildern: Freitag & Samstag.
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