Am Sonntag begrüßte Adam Riese in seiner Show in der „Cloud“ am Germiania-Campus den Bochumer Autor und Kabarettisten Frank Goosen, das „Heavy-Metal-Urgestein“ Michael Voss von der Band Mad Max aus Münster sowie die Rechtsmedizinerin und Saxofonistin Judith O’Higgins und ließ die Zuschauer ein Wechselbad der Gefühle erleben.
Es begann unerwartet ernst bei der sonst so lockeren Plauderei der Adam-Riese-Show am frühen Sonntagabend. Denn als Judith O‘Higgins von ihrer Arbeit als Rechtsmedizinerin berichtete, hatten die Zuschauer immer wieder einen Grund, tief durchzuatmen. Schließlich ging es hier – anders als im Münster-Tatort – um echte Leichen, die sie seziert. Im erstaunlich lockeren Tonfall erzählte O‘Higgins, wie die Arbeit in der Gerichtsmedizin wirklich abläuft. Die führte sie über Hamburg inzwischen nach London, wo sie mit einem Jazzmusiker verheiratet ist. Und wo sie, zum Unfallort eines Motorradfahrers gerufen, einen Musikerkollegen ihres Mannes nicht wieder erkannte, weil der abgetrennte Kopf so blutverschmiert war. „Abgetrennter Kopf? Da war doch auch mal was in Münster“, hatte sich Moderator Adam Riese wohl gedacht, und zur Einleitung vom Fall Maria Rohrbach berichtet, der 1957 nicht nur Münster, sondern die gesamte deutsche Justiz in Aufruhr versetzte.
In Münster hat Judith O‘Higgins Medizin studiert, aber die Pathologie war zunächst gar nicht so ihr Ding. „Es wurde da so eine Art Fleischplatte kredenzt mit all den Organen, die in der Woche so reingekommen sind,“ erzählte sie, und keiner konnte ihr verdenken, dass sie dabei erstmal aus den Latschen gekippt ist. Später hat sie dann doch noch Gefallen an der kriminalistischen Seite der Medizin gefunden und darüber inzwischen auch in ihrem Buch „Spuren des Todes“ berichtet. Adam Riese nutzte das Wissen seines Studiogasts, um mit ihrer Hilfe ein paar Szenen aus den Münster-Tatorten danach zu überprüfen, wie realistisch die wohl sind. Erwartungsgemäß waren sie es eher nicht.
Damit war die Show wieder in das gewohnt komödiantische Fahrwasser zurückgekehrt, was sicher viele Zuschauer beruhigt festgestellt haben. Dafür sorgten schon allein die vielen alten Bilder von Rockmusiker Michael Voss. Obwohl seine eigenen Erinnerungsstücke wie auch die Gitarren allesamt dem Brand der Gelmeraner Gaststätte Bußmann zum Opfer gefallen waren, konnten doch noch zahlreiche Fotos aus früheren Jahrzehnten hervorgekramt werden. Und die belegten, das Frisuren ein bestimmendes Element für Hardrocker sind. So wollte er als Schüler in den 70er Jahren unbedingt eine Lockenmähne haben, wie sein damaliges Idol Rick Parfitt von der Band Status Quo. Weil’s nicht gleich klappte, ging er noch ein zweites Mal zum Friseur – und sah danach aus wie ein Pudel. Ob es nun um seine Musikerkarriere mit der Band Mad Max, den elterlichen Feinkostladen an der Warendorfer Straße oder um längst geschlossene Diskotheken in unserer Stadt ging – immer war Münster sehr präsent.
Das war beim letzten Gast, Frank Goosen, naturgemäß deutlich weniger der Fall. Denn schließlich ist für ihn „das Ruhrgebiet und Bochum als seine Hauptstadt“ der Mittelpunkt der Welt. Wohl hat er als Kind mit seine Großeltern gelegentlich Ausflüge ins Münsterland unternommen, „zum Allwetterzoo oder auf den Prickings-Hof“ in Haltern. Außerdem erlebte er ausgerechnet hier bei uns, noch mit Jochen Malmsheimer als das Duo Tresenlesen, den schlimmsten Auftritt seiner Karriere. Denn keiner der Gäste im Irischen Pub gegenüber des Landgerichts war für ihre kaum beworbene Lesung gekommen. Solch eine Missachtung kann ihm heute nicht mehr entgegenschlagen, das Publikum in der Cloud lauschte gebannt und amüsiert, als er eine Szene aus seinem neuen Buch „Kein Wunder“ vortrug, das so etwas wie ein Prequel, also die Vorgeschichte zum Erfolgsroman „Förster, mein Förster“ ist.
Noch lustiger ist es allerdings, Frank Goosen einfach so erzählen zu lassen. Dazu war glücklicherweise genug Raum bei der Adam-Riese-Show. Und so erfuhren die Zuschauer, wie der pubertierende Frank seiner damaligen Angebeteten vor der Badezimmertür ein Ständchen darbot, anstatt sich zu ihr in die Badewanne zu setzen. Immerhin hatte er eine gute Erklärung für das zur Gitarre gesungene Schmachtlied: „Wer mit 15 nicht kitschig ist, wird später ein Arschloch. Uli Hoeneß war nicht kitschig“. Außerdem sei es in der Liebe wie beim Fußball: „Alles wird kompliziert durch die Anwesenheit des Gegeners“.
Abgerundet wurde der kurzweilige Abend durch zahlreiche Musikeinlagen. Jule Balandat von den Zucchini Sistaz übernahm nicht nur die Bassbegleitung, sondern sang gleich mehrere Lieder. Für weitere Farbtupfer sorgte Talkgast Judith O‘Higgins, die nicht nur Rechtsmedizinierin, sondern auch Jazzmusikerin am Saxofon ist. Als schließlich der zweite Talkgast Michael Voss mit seiner Gitarre hinzukam, war die Band des Abends komplett, für die Markus Paßlick und Altfried Maria Sicking das Rückgrat bildeten. Wohl selten erklang die Rockballade „Hollywood Angels“ von Michael Voss so jazzig wie hier. Und um Frank Goosen zu ehren, sang Jule Balandat schließlich den frühen Grönemeyer-Hit „Currywurst“ – auch wenn Goosen dazu betonen musste, dass Grönemeyer gar kein gebürtiger Bochumer ist.
Die nächste Adam-Riese-Show findet am Sonntag, 10. November 2019, 19 Uhr, in der Cloud am Germania Campus statt. Gäste sind dann der Musiker Purple Schulz ("Verliebte Jungs"), der Musik-Kabarettist Helmut Sanftenschneider ("Der Gitarrenflüsterer") und Gastronomie-Impresario Pitti Duyster („Heaven“, „Coconut Beach“ etc.). Mehr Infos und Links zum Vorverkauf gibt es bei www.adamriese.net.
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