Wie jedes Jahr Ende April seit 1994 war auch an diesem Wochenende wieder die große Bärenmesse, die Teddy Total, in der Halle Münsterland. Bei der 21. Ausstellung hat man dieses Jahr die Teddybär Total zusammen mit der Messe Internationaler Puppenfrühling kombiniert, denn angesichts des spielerischen Ursprungs liegt die Gemeinsamkeit auf der Hand. Gut 30 Länder mit mehr als 500 Ausstellern präsentieren auf ca. 10.000 Quadratmetern ihre Schätze. Von skurril und ungewöhnlich über niedlich bis zu naturgetreu haben die beiden Messen so ziemlich alles in petto.
Eine Künstlerin, die nicht nur durch ihren Namen, sondern auch ihre Eigenkreationen heraussticht, ist sicherlich Shirley Scheibehenne. Seit 14 Jahren ist sie in dem Metier tätig und die ehemalige Inhaberin eines Bastelgeschäfts ist eigentlich zufällig zu diesem Hobby gekommen, denn erst bot sie nur Materialien an, wollte allerdings ein dazu passendes Ausstellungsstück präsentieren. Beim Basteln ihres ersten Teddys für die Auslage sprang der Funke über: „Ich habe mir Magazine und Schnitte besorgt und mit der Übung kamen irgendwann eigene Schnitte.“ Der allererste selbst gefertigte Teddy war mit 12 Zentimetern noch verhältnismäßig groß, „aber je mehr ich machte, desto kleiner wurden sie und irgendwie landete ich dann bei den Mikroteddys.“ Aber diese winzigen Tierchen – sie fangen ab 1 Zentimeter an – sind nicht nur unfassbar klein und liebevoll gestaltet, sondern haben zudem noch bewegliche Gliedmaßen. Und es ist keine Tierart vor Shirley Scheibehenne sicher, ob Igel, Häschen oder Fledermäuse, sie bastelt alle möglichen Tiere.
War es anfangs auch der Ehrgeiz, wie klein sie nähen könne, so war es später auch die Erkenntnis, dass der Markt bei den großen Teddybären auch schlicht und ergreifend gesättigt sei. Aber mit ihrer jetzigen Tätigkeit hat sich Scheibehenne einen festen Kundenstamm aufgebaut. Dies sicherlich nicht nur durch ihre jährliche Präsenz auf der Teddybär Total seit 2002, sondern zudem durch ihren Service: „Bei mir kann man nicht nur Bastelsets erwerben, sondern ich biete auch meine eigenen Schnitte zum Verkauf an.“ Aber die Künstlerin weiß auch, dass es ihre aufgeschlossene Art ist, die sie schnell ins Gespräch mit anderen Menschen bringt: „Ich habe viel Empathie“ und führt aus, dass sie sich durchaus über Themen wie Gesundheit oder gar den Verlust eines geliebten Menschen mit anderen Ausstellern oder auch Kunden unterhalten würde. Shirley Scheibehenne bringt ihre Philosophie auf den Punkt: „Ich möchte gerne verkaufen und ich möchte viele zufriedene Gesichter sehen.“
Eine weitere ungewöhnliche Ausstellerin, nun beim 1. Internationalen Puppenfrühling, ist Bettina Dorfmann. Die gebürtige Düsseldorferin sprengt mit ihrer Leidenschaft für Puppen sämtliche Rekorde. Es geht um *die* Puppe schlechthin, die jedes kleine Mädchen kennt: Barbie. Aber im Gegensatz zu den meisten Mädchen besitzt Bettina Dorfmann wesentlich mehr als nur eine Handvoll Barbiepuppen; mittlerweile nennt sie 17.000 Stück ihr Eigen. Und da ist Zubehör noch nicht mitgezählt. Für den Internationalen Puppenfrühling hat sie etwa 500 Exponate mit am Start. Vor 20 Jahren hat sie durch ihre Tochter ihre Leidenschaft für Barbies entdeckt und besitzt nun mit Puppen von 1959 bis heute die weltweit größte Sammlung, mit der sie es bereits ins Guinnessbuch der Rekorde schaffte. Was sie bemerkenswert findet: „Was sonst eher selten bei Puppen ist: das Geschlechterverhältnis von Frauen und Männern ist hier 50:50.“
Aber Bettina Dorfmann und ihre Barbies finden sich nicht nur auf Messen, sondern auch auf Ausstellungen in Museen. Ihre Puppen sehen die Welt – ob Prag, China, Amerika oder auch heimische Gefilde wie aktuell die Ausstellung in Hamburg-Bergedorf. Die Ausstellungen haben verschiedene Themenschwerpunkte wie z. B. Hollywood, bei der Barbie in Gestalt verschiedener Schauspielgrößen wie z. B. Marilyn Monroe präsentiert wird oder auch die Ausstellung „Busy Girl – Barbie macht Karriere“, an der man den gesellschaftlichen Wandel bei Frauen im Berufsleben ablesen kann: „Früher war Barbie nur Stewardess, jetzt ist sie Pilotin, Astronautin – kann eigentlich jeden Beruf ausüben.“ Die Barbiepuppe wird in den letzten Jahren durchaus ambivalent wahrgenommen – es gab häufig Vorwürfe in der Vergangenheit, dass diese Puppe unrealistische Idealmaße repräsentieren würde und oftmals haben Mediziner versichert, dass eine erwachsene Frau – hätte sie die Maße einer Barbie – nicht ohne fremde Hilfe laufen könnte. Dennoch gilt sie vielen als perfekt und umso überraschender ist, dass es Exemplare gibt, die von diesem Idealbild abweichen, wie z. B. Barbie als Schwangere oder Barbie im Rollstuhl. Und diese seien regelmäßig ausverkauft, versichert Dorfmann, gerade auch die Paralympic-Barbies.
Die beiden Messen bieten Interessierten Ausstellungsstücke auf der einen Seite, aber zudem noch Workshops und Austausch auf der anderen: „Sowas hat jeder Zuhause und der Kopf mit den Wülsten ist der Schlüssel, das kann jeder“, ermutigt Klaus Vorschmitt mit Blick auf eine kleine Aluminiumkugel und die verschiedenen Werkstufen die Interessierten. Guckt man von dem Tisch mit den Aufbaustufen dann hoch auf die von Ingrid Vorschmitt gefertigten Fimo-Puppen, ahnt man dennoch, dass es mit ein bisschen Alu und ein bisschen kneten allein nicht getan ist.
Auch wenn die beiden Ausstellungen räumlich getrennt sind, eins haben die Teddybär Total und die Internationaler Puppenfrühling gemeinsam: Die Ausstellungsstücke sind ebenso vielfältig wie die Bewertungskategorien, so dass eine Wahl recht schwer gefallen sein wird. Insgesamt aber dürfte jedes Sammler- und Bastlerherz bei diesen beiden großen Messen auf seine Kosten gekommen sein.
Mehr Bilder vom Messe-Wochenende gibt es in unserer Fotostrecke.
Save the date: Die nächste Teddybär Total findet am 23. & 24.04.16 in Münster statt.
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