7.860 junge Frauen und Männer beginnen in den nächsten Tagen und Wochen ihre Ausbildung in einem Unternehmen im Münsterland und in der Emscher-Lippe-Region. Das sind 302 Verträge oder 3,7 Prozent weniger als zum gleichen Zeitpunkt des Vorjahres, meldet die Industrie- und Handelskammer (IHK) Nord Westfalen. Dabei hätte die Bilanz durchaus positiv ausfallen können. Denn gleichzeitig bieten die Unternehmen mehr Ausbildungsplätze an als im Vorjahr. „Aber unbesetzte Lehrstellen sind eben keine Verträge“, sagt IHK-Hauptgeschäftsführer Karl-Friedrich Schulte-Uebbing.
Hauptgrund für die Entwicklung: „Inzwischen schlagen die sinkenden Schulabgängerzahlen und die gestiegenen Studierendenzahlen voll auf den Ausbildungsmarkt durch“, sagt Schulte-Uebbing. Diesen Schluss legen auch die Bewerberzahlen nahe. Denn sie sind ebenfalls um 3,7 Prozent zurückgegangen. „Das war absehbar“, betont der IHK-Hauptgeschäftsführer, „der demografische Wandel hat den Ausbildungsmarkt endgültig erreicht“. Hinzu kommen wirtschaftliche Schwierigkeiten in Teilregionen des IHK-Bezirks.
„Die Ausbildungsbetriebe sind weiter bemüht, Jugendlichen Ausbildungsplätze anzubieten“, unterstreicht Schulte-Uebbing: 400 Plätze mehr als im Vorjahr meldeten die Unternehmen aus dem Münsterland den Arbeitsagenturen (+ 2,8%). Im Emscher-Lippe Raum waren es 106 Plätze mehr (+ 2,6%). Problem hier: Nicht immer sind die Angebote in der Nähe des Wohnortes. „Wir müssen den Auszubildenden helfen, ihre Mobilität zu erhöhen, damit nicht noch mehr Stellen unbesetzt und gleichzeitig Jugendliche ohne Ausbildungsplätze bleiben“, sagt Schulte-Uebbing.
Auch 2016 zeichnen sich bei den neuen Ausbildungsverträgen regionale Unterschiede ab: Im Münsterland sank die Zahl der Neueintragungen um 2,5 Prozent von 5.895 auf 5.746. Rückgänge verzeichnen die Kreise Warendorf (- 6,9 Prozent), Borken (-3,7 Prozent) und Steinfurt (-1,7 Prozent) sowie die Stadt Münster (-1,4 Prozent). Nur die Betriebe im Kreis Coesfeld haben mehr Ausbildungsverträge bei der IHK eingetragen als im Vorjahr (+ 1,7 Prozent).
In der Emscher-Lippe-Region sank die Zahl der Ausbildungsverträge um 6,7 Prozent von 2.267 auf 2.114. In Bottrop sind die Verträge um 13,5 Prozent (231) zurückgegangen und im Kreis Recklinghausen um 10,3 Prozent (1.232). Positiv hingegen ist die Entwicklung in Gelsenkirchen: Hier stieg die Zahl der Verträge um 4,0 Prozent (insgesamt 651).
„Der Rückgang in der Emscher-Lippe-Region ist problematisch“, sagt Schulte-Uebbing, „wir müssen jetzt genau analysieren, woran das liegt.“ Klar ist für ihn: „Wir haben hier zu wenig Betriebe.“ Zudem stünden wichtige Branchen wie die Energiewirtschaft mit großen Arbeitgebern unter starkem Veränderungsdruck. „Für einen großen Ausbildungsbetrieb, der wegfällt, benötigen wir 50 neue Betriebe, die jeweils einen Ausbildungsplatz schaffen“, erläutert er.
Den Unternehmen, die ihre Ausbildungsplätze nicht besetzen konnten, empfiehlt Schulte-Uebbing, kurzfristig Kontakt mit der IHK-Ausbildungsberatung aufzunehmen oder auch die IHK-Lehrstellenbörse für die Suche zu nutzen. Kleineren Unternehmen hilft die IHK mit der „Passgenauen Besetzung“.
- 28.000 Firmen suchen Nachfolger Generationswechsel stellt eigentümergeführte Familienunternehmen im Münsterland vor Herausforderungen / Zahl übergabereifer Unternehmen gestiegen - 18. Dezember 2024
- Stiftung Fairmächtnis spendet an „draußen!“ Am 3. Advent hat die münstersche Stiftung Fairmächtnis dem Verein draußen! e. V. eine Spende von 1.500 € übergeben - 17. Dezember 2024
- Gorilla-Nachwuchs ist ein Männchen Mutter Changa präsentierte das vor einer Woche im Allwetterzoo zur Welt gekommene Jungtier - 7. Dezember 2024