Stefan Haschke ist das personifizierte westfälische Bermudadreieck: Er wohnt in Osnabrück und spielt in der Reihe um den münsterischen Antiquar Georg Wilsberg die Rolle des Bielefelder Kommissars Harald Drechshage. Die Rolle sorgt unter den Wilsberg-Fans für kontroverse Reaktionen, die einen lieben die Rolle des schroffen Kommissars, der bei jeder sich bietenden Gelegenheit mit Overbeck zusammenrasselt, die anderen lehnen den nervigen Typen aus Ostwestfalen ab, der mit seiner polternden Art das gemütliche Team aus Münster durcheinanderwirbelt.
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„Ich frage mich immer, warum die Zuschauer nur Sympathiefiguren wollen, das Leben ist ja auch ambivalent und jeder hat mal einen schlechten Tag und nicht alle sind immer die ehrlichsten und sympathischsten Menschen im Umgang mit ihren Mitmenschen. Vielleicht ist das aber auch genau das, was die Menschen stört, weil sie es aus ihrem eigenen Leben kennen und sie das nicht auch noch im Fernsehen sehen wollen.“ Stefan Haschke mag die Figur des Harald Drechshage mit ihren Ecken und Kanten: „Ich mag die Rolle sehr, aber sie funktioniert natürlich immer nur mit Overbeck im Gegenpart. Wenn man von den Minderwertigkeitskomplexen der beiden ausgeht, hat man zwei Nullen, die aufeinandertreffen. Vielleicht ergeben ja aber auch Minus mal Minus in diesem Fall Plus! Klar ist der ruppig, aber ich versuche die Rolle so auszuarbeiten, dass man das irgendwann akzeptiert und das Dahinter sieht. Es gab eben gewisse Umstände, die ihn dazu gemacht haben.“ Mit Bielefeld hingegen verbindet ihn einerseits viel und andererseits gar nichts: „Ich wurde in Leipzig geboren. Nach der Wende war Bielefeld der erste Ort im Westen, den ich kennengelernt habe, mein Vater hatte dort eine Cousine. Ich kann mich aber an nichts erinnern!“
Haschke lebte mehrere Jahre in Hamburg, bevor er vor neun Jahren nach Osnabrück zog, der Heimatstadt seiner Frau. Seit 2000 steht der Schauspieler auf der Bühne, seine ersten Fernseherfahrungen machte er 2007 in der sechsteiligen ARD-Reihe „Elvis und der Kommissar“ in der Rolle des Uli Pröttl. Es folgten Rollen in Reihen wie „Notruf Hafenkante“ oder „SOKO Leipzig“. 2009 wurde der Theaterschauspieler mit dem rennomierten Boy-Gobert-Preis ausgezeichnet. Seinen Einstieg bei Wilsberg hatte er 2019 in der Folge „Ins Gesicht geschrieben“. Privat ist der Schauspieler ein humorvoller Mensch, „Ich bin zynisch und sarkastisch. Ich mache lieber einen Witz, als dass ich den ganzen Tag traurig durch die Welt gehe.“
Mit Münster hatte Stefan Haschke bis zur Rolle in Wilsberg keinen Kontakt: „Das ist vielleicht das Problem, dass Osnabrücker nicht nach Münster und Münsteraner nicht nach Osnabrück fahren. Aber Münster ist eine sehr schöne Stadt, größer als Osnabrück und kann glaube ich auch ein bisschen mehr. Dann ist da ja auch noch die Fußball-Freundschaft-Feindschaft. Und es steht auch noch der Westfälische Frieden im Raum: Wer war’s jetzt? Beide beanspruchen das ja für sich“, flachst der 39-Jährige beim Gedanken an die beiden konkurrierenden Städte. „Ich finde es toll, dass es hier in der Region so viele kleine Städte nebeneinander gibt, die jede für sich so individuell ist. Ich habe ja vorher in Hamburg gelebt und konnte mir nicht vorstellen, mal in der westfälischen Provinz zu leben. Mittlerweile finde ich es super!“
Der Aufnahme ins Wilsberg-Team, das seit 24 Jahren im Kern nahezu unverändert besteht, hat Stefan Haschke durchaus mit Respekt entgegengesehen: „Ich habe mit Skepsis gerechnet aber das Gegenteil war der Fall. Gerade wenn ein Team so lange zusammen ist, besteht die Gefahr, dass keiner mehr was will, jeder nur seinen eigenen Job macht und keiner neugierig ist auf neue Leute. Aber ich wurde sehr herzlich begrüßt, respektvoll und man hat sofort gemerkt, dass man Bock aufeinander hat. Leonard [Lansink] hat mich sofort begrüßt, mit Korittke kann man viel Spaß haben und mit Roland Jankowsky war von der ersten Minute an klar, dass wir uns auch privat sehr gut verstehen.“
„Er wird immer wieder Nadelstiche setzen“
In der letzten Folge deutet Drechshage an, nach Münster ziehen zu wollen. Wird die Figur des leicht überdrehten Kommissars also dauerhaft zum Wilsberg-Team gehören? Haschke wird zurückhaltend, will nicht zu viel verraten, aber bestätigt zumindest den Umzug: „Ja, er zieht nach Münster. Was dann noch kommt, weiß ich aber auch noch nicht. Ich habe gerade eine Folge gedreht und am Ende des Jahres kommt eine weitere. Ich glaube nicht, dass er dauerhaft dabei sein wird, aber er wird immer wieder zwischendurch Nadelstiche setzen!“
Erst Janina Fautz, dann Patricia Meeden und jetzt Stefan Haschke, zeichnet sich hier eine Verjüngungskur im Wilsberg-Team ab? Haschke winkt ab, „Ich glaube nicht, dass jetzt der Jugendwahn einzieht. Nicht wie beim Tatort, wo jeder neue Kommissar höchstens 35 ist. Wilsberg ist ja an die Charaktere gekoppelt und ich halte auch nichts davon, das würde auch nicht funktionieren. Menschen altern und die Zuschauer altern mit.“ Dass der Schauspieler beim Bummel durch Münster eventuell von Wilsberg-Fans wegen seiner Rolle als nerviger Kommissar aus Bielefeld schräg angeguckt werden könnte, befürchtet er indes nicht: „Ich bin das ja nicht, ich spiele das nur. Ich bin Stefan Haschke und ein ganz lustiger Typ. Wenn man ein Problem mit Drechshage hat, kann man das ja haben, aber man muss das alles nicht so ernst nehmen. Das ist immer noch Unterhaltung und kein Lebensinhalt. Das sollte man alles mit einem zwinkernden Auge betrachten!“
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