
Am Samstag trat Torsten Sträter mit seinem aktuellen Programm „Mach mal das große Licht an“ in der ausverkauften Halle Münsterland auf. Drei Stunden lang unterhielt er das Publikum mit seinen Geschichten, mit der er an seine Jugend am Rande des Ruhrgebiets erinnerte, aber bald in ganz andere Richtungen abschweifte.
„Mach mal das große Licht an“ – mit diesem Programm ist Torsten Sträter schon seit über einem Jahr und noch bis Ende des nächsten Jahres unterwegs. Den Titel musste er sich unter Zeitdruck ausdenken, inzwischen hätte er es lieber anders genannt. Jedenfalls behauptete er zu Beginn, dass ihm „Hömma, riechst du das nicht?“ mit dem Untertitel „Zurück in die Zugluft“ jetzt besser gefallen würde. So etwa fing der Samstagabend in der Halle Münsterland an, als müsste er sich erst einmal warm reden.
Doch nur wenige Minuten später war er in voller Fahrt, als er schilderte, warum er eine Nadelphobie hätte. Natürlich nicht gegen Nähnadeln – sonst wäre er wohl kaum Herrenschneider geworden – sondern gegen solche, mit denen Blut abgenommen wird. Immer grotesker wurde das, was er als seine Kindheitserinnerung ausgab, und immer witziger. Dabei betont Sträter, wie trostlos es in Waltrop damals war („Münster ist für uns Manhattan gewesen“), und malt das Bild vom Aufwachsen mit Mutter und Omma im Ruhrgebiet plastisch aus.

Wer heutzutage zu einem Abend mit Torsten Sträter kommt, der kennt ihn aus dem Fernsehen. Aber anders als in den üblichen TV-Formaten hat sein Bühnenprogramm kein enges thematisches oder zeitliches Korsett, und das kostet Sträter gnadenlos aus: Die Erzählungen scheinen sich immer wieder mal in Nebensträngen zu verlieren, um dann doch wieder zum Thema zurückzukehren. Denn um die eigentliche Story geht es Torsten Sträter meist gar nicht, sondern um die aberwitzigen Ausschmückungen, die das Publikum zum Lachen bringen. Regelrecht in Rage redet er sich bei dem Gedanken an das wilde Leben der Wildlederjacke – im Kontrast zu den sonstigen braven Kleidungsstücken. Es sind eben die alltäglichen Begegnungen mit unserer Sprache, aus denen er mit seiner lebhaften Phantasie mal hintersinnige, mal hinreißend blöde Geschichten spinnt. Wie die vom raffinierten Zucker.
Geschichten über wilde Jacken und raffinierten Zucker
Oft hat man den Eindruck, dass er dabei keinem festen Drehbuch folgt, sondern nur vage die geplanten Programmpunkte im Kopf hat und sie spontan weiter entwickelt. Denn spontan geht er immer wieder auf das Publikum ein, fragt im zweiten Teil des Abends sogar nach Wunschthemen, die ihm tatsächlich aus allen Richtungen zugerufen werden. Völlig verwundert lässt er sich von einem Paar in den vorderen Reihen erzählen, dass sie die Karten für diesen Abend schon im Juni 2023 gekauft hätten.
Auch dass die große Halle ausverkauft ist, scheint für Sträter nicht selbstverständlich zu sein. Schließlich hat er viele Jahre nicht davon leben können, seine selbst verfassten Texte öffentlich vorzutragen, sondern musste sich dabei mit mehr oder weniger stumpfsinnigen Jobs über Wasser halten, unter anderem auch bei einer Spedition aus Münster. Dass aber ausgerechnet in der ersten Reihe zwei Plätze frei geblieben sind, wurmt ihm aber doch, er kommt mehrfach darauf zurück.
Während es in den insgesamt gut drei Stunden viel zu hören gibt, passiert optisch auf der Bühne nicht viel. Meist trägt Sträter seine Erzählungen frei vor, mal gestikulierend, mal mit einer Hand in der Hosentasche. Meist steht er dabei, hin und wieder setzt er sich auf einen Hocker an den Tisch. Sein Markenzeichen, die graue Strickmütze, nimmt Sträter nicht ab. Da er so für die anwesenden Fotografen nicht viel zu bieten hat, fragt er sie tatsächlich: „Soll ich eine Kabarettisten-Pose machen?“ Bis auf zwei Bildschirme für alle, die weiter hinten sitzen und sonst so gut wie gar nichts mehr von ihm sehen könnten, gibt es ansonsten kein Bühnenbild.
Erst die allerletzte Geschichte des Abends trägt Sträter aus dem Buch vor – oder tut jedenfalls so. Denn die Schilderung der Kinderbespaßung im Krankenhaus, für die er sich in ein Batman-Kostüm zwängt und am Ende unter akutem Harndrang leidet, ist wahrscheinlich eine der bekanntesten Geschichten von Torsten Sträter. Als er die zum erlösenden Ende bringt, ist es fast halb zwölf. Unterbrochen von einer knapp halbstündigen Pause hat er gut drei Stunden geredet und das Publikum immer wieder zum Lachen gebracht. Das hat sich in dieser Zeit eigentlich nur ein paar abstruse Geschichten angehört, vorgetragen von einer bekannten sonoren Stimme. Erstaunlich, welche einfachen Mittel auch heute noch für einen unterhaltsamen Abend ausreichen können.
Die Tour von Torsten Sträter geht weiter, mehr Infos findet ihr auf seiner Homepage.
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