Er ist Mediziner, Zauberkünstler, Kabarettist und Kassenpatient. Am Donnerstag stand Dr. Eckart von Hirschhausen in einer gut gefüllten Halle Münsterland auf der Bühne. Mit seinem Programm Wunderheiler wirft er einen humorvollen und gleichzeitig kritischen Blick auf Arztpraxen, Krankenhäuser und auf die Spaltung der Medizin in Schul- und Alternativmedizin. Die Mischung aus Zauber-Show und Kabarett kommt bei dem Publikum gut an.
Auf der Bühne steht ein Klavier, im Hintergrund eine große Fotowand. Ein lichtdurchfluteter Wald mit grünen Blättern ist zu sehen. Der Grund: Pflanzen und Wälder sollen einen positiven Effekt auf das Immunsystem haben. „Ich bin Arzt, ich möchte Sie gut behandeln“, erklärt Dr. Eckart von Hirschhausen. Und es gibt viele Wege zu behandeln. Über Sinn oder Unsinn möchte Hirschhausen aufklären. Nämlich wirksam von unwirksam zu unterscheiden und heilsamen Zauber für sich zu nutzen, aber „nicht auf jeden Bullshit reinzufallen“. Bioresonanztherapie beispielsweise sei Bullshit, aber das Kinderlied Heile, heile Segen wirke Wunder. Denn Lachen und Zuwendung seien die beste Medizin. Wunder und Medizin müssen sich nicht widersprechen. Ob Naturheilkunde, Placeboeffekte oder Musik – man muss nicht alles wissenschaftlich erklären können, damit es wirkt.
Zwischendurch zeigt der Kabarettist, der auch Zauberkünstler sein möchte, immer wieder kleine und größere Tricks. Einmal holt er einen Gast aus dem Publikum für eine Wunderheiler-Operation auf die Bühne. Dem jungen Mann werden – nach einigen goßzügigen Bauchschnitten und einem beherzten Griff in die Eingeweide – Blinddarm und eine gelbe Bade-Ente entfernt. Der berühmte Trick mit einer zersägten Jungfrau dagegen musste abgesagt werden, denn „in Münster ist es nicht leicht auf die Schnelle eine Säge zu finden“.
Wunderheiler ist eine Aneinanderreihung teils witziger Betrachtungen typischer Situationen und wahrer Begebenheiten aus der Welt der Medizin. Eckart von Hirschhausen kann aber auch ernst sein: „Wo sollen die Pflegekräfte herkommen, wenn wir sie heute schlecht behandeln. Wer von Ihnen hat sich selber geboren. Keiner. Wer möchte alleine sterben? Auch keiner? Das heißt, wir müssen die Menschen, die in der Pflege arbeiten, fair bezahlen und gesellschaftlich viel mehr wertschätzen für das, was sie jeden Tag leisten“, sagt er und bittet alle Menschen in Pflegeberufen aufzustehen, um sie mit einem tosenden Applaus vom Publikum als Helden des Alltags zu feiern.
Medizin ist die einzige Wissenschaft zu der es eine Alternative gibt, die Alternativmedizin, erklärt Eckart von Hirschhausen. „Deswegen sind die Ärzte nervös, weil da draußen eine Art Glaubenskrieg tobt. Und wir hängen alle irgendwie dazwischen. Wenn ich Tofu will, gehe ich besser nicht zum Metzger, wenn ich reden will, nicht zum Röntgenarzt. Radiologen kommen nämlich mit zwei Sätzen über 40 Berufsjahre – Tief einatmen und Nicht atmen. Die, die Weiter atmen sagen, sind Internisten. Ganz andere Gruppe. Sie merken, es ist komplex geworden im Gesundheitssystem.“ Denn es gibt immer weniger Hausärzte, „90 Prozent der Ärzte machen einen Facharzt und beschäftigen sich sehr viel mit einem sehr kleinen Gebiet. Das ist nicht gut.“
Das ist der kritische Blicke eines Arztes – mit Humor versehen und für Laien verständlich serviert. Das Gesundheitssystem bekam auch sein Fett weg. Zusammen mit den niedergelassenen Kollegen. „Ich verstehe ja den Frust mit der Medizin. Die Leute warten wochenlang auf einen Termin und wenn sie dann dem Arzt sagen „Es tut da weh, wenn ich drücke“, sagt der „Dann drücken Sie nicht. Nächster“. Entsprechend sind die Leute frustriert, weil sie sich nicht verstanden fühlen. Ein Kassenarzt hat aber auch nur sechs Minuten Zeit.“ Deswegen stimmen die Leute mit den Füßen ab, sie verlieren das Vertrauen in die akademische Medizin und gehen dorthin, wo mehr geredet und berührt wird – in den großen Bereich der Alternativmedizin. Da gibt es alles. Von seriöser Naturheilkunde bis hin zu Leuten, die behaupten, man könne mit Aprikosenkernen Krebs behandeln, so Hirschhausen.
Humor hilft heilen ist nicht nur sein Credo und das, was er mit seinem Bühnenprogramm vermitteln möchte. Es ist der Name seiner Stiftung, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, „die Stimmung in Krankenhäusern froher zu machen“. Mit Projekten wie Clownsvisiten, wissenschaftlichen Studien, die zeigen sollen, dass Humor messbar ist und Workshops für Pflegekräfte.
Am Ende der Show verabschiedet sich Dr. Eckart von Hirschhausen mit viel Applaus bis in einem Jahr – dann kommt er wieder nach Münster.
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