Ludovica und Hermine geht es inzwischen richtig gut, selig schlummern sie in den Armen ihrer Eltern Mirjam und Robert Stamner. Diese heimelige Nähe konnten die beiden Frühchen seit ihrer etwas vorschnellen Geburt Ende der 32. Schwangerschaftswoche Tag und Nacht auf der Kinderintensivstation des Clemenshospitals genießen. Rooming-in nennt sich das Konzept, bei dem die Eltern gemeinsam mit ihren Kindern in einem Zimmer untergebracht sind.
Was auf normalen Kinderstationen schon seit vielen Jahren üblich ist, stellt auf Kinderintensivstationen noch immer eine Ausnahme dar, in Münster bietet dies nur das Clemenshospital standardmäßig an. „Die räumlichen Gegebenheiten müssen passen, außerdem müssen die Behandlungskonzepte aufeinander abgestimmt sein“, erläutert der Chefarzt der Frauenklinik, Dr. Rüdiger Langenberg.
Als die moderne Kinderintensivstation vor fast fünf Jahren eröffnet wurde, war die Umsetzung des Rooming-in bereits fest eingeplant, seit knapp zwei Jahren können die Eltern der kleinen Patienten dieses Angebot nutzen. „Bis zu sechs Räume mit Rooming-in können angeboten werden“, berichtet der Chefarzt der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Dr. Georg Hülskamp und stellt klar, dass hierbei immer die Wünsche der Eltern im Vordergrund stehen. „Es ist ja auch irgendwie paradox, dass ausgerechnet dann, wenn das Kind schwer krank ist, die Eltern nicht dabei sein können“, hebt der erfahrene Kinderarzt hervor.
Dass die Vorteile der körperlichen Nähe nicht nur irgendwie gefühlter Natur sind sondern messbar, hebt die Still- und Laktationsberaterin Dr. Veronika Langenberg hervor: „Wenn es viel Hautkontakt gibt, ist das Stresslevel bei den Babys deutlich geringer. Dies zeigen unterschiedliche Studien, bei denen der Hormonspiegel im Blut untersucht wurde“. Auch die Fachgesundheits- und Kinderkrankenpflegerin Meike Baumhöver beobachtet diesen Effekt bei ihrer täglichen Arbeit: „Die Babys haben eine deutlich verbesserte Atmung, wenn die Eltern dabei sind“. Mirjam Stamner schätzt die Nähe zu ihren Zwillingen sehr: „Ich finde das super, man lernt die Kinder total kennen. Und jeder noch so kleine Schritt in Richtung Normalität, bei dem wir immer dabei sind, tut gut“. Auch ihr Mann Robert weiß die Vorteile des Rooming-in zu schätzen: „Ich würde es traurig finden, wenn wir nicht ständig für die Kinder da sein könnten“.
Langenberg und Hülskamp heben hervor, dass zum Gelingen dieses Konzeptes alle beteiligten Abteilungen sehr eng zusammenarbeiten müssen: „Wir betrachten uns nicht in erster Linie als Frauenklinik auf der einen und Kinderklinik auf der anderen Seite sondern als gemeinsames Eltern-Kind-Zentrum“.
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