Mit einer großen Wissenschaftsshow in der Halle Münsterland hat gestern das Highlights der Physik-Festival begonnen, das bis zum 23. September den Schlossplatz in ein Labor verwandelt. Veranstalter sind das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), die Deutsche Physikalische Gesellschaft (DPG) und die Westfälische Wilhelms-Universität (WWU) Münster. Der Physiker und Moderator Ranga Yogeshwar bescherte in seiner Auftaktshow mehr als 3000 Besuchern einen spannenden und unterhaltsamen Abend mit Live-Musik und vielen Experimenten.
Seit 2001 wechselt das Festival von Jahr zu Jahr Veranstaltungsort und Thema. Münster ist die 17. Station. Der Eintritt zu den Veranstaltungen ist immer frei, damit jeder daran teilnehmen kann. In diesem Jahr geht es unter dem Motto Struktur und Symmetrie um physikalische Grundlagen der Strukturbildung und der Ordnungsphänomene in der Natur. Klingt kompliziert, ist es aber nicht.
Überall in der Natur und um uns herum sehen wir Struktur und Symmetrie. In Blumen, Pflanzen, in einem Schneckengehäuse, Brokkoli und Gesichtern. Aber unser Auge nimmt auch das Gegenteil wahr. Wenn ein Gesicht beispielsweise asymmetrisch ist, merken wir das. „Die Symmetrie eines Gesichts ist ein Indikator dafür, dass mit der Person alles in Ordnung ist. Wenn da irgendwas total asymmetrisch ist, weiß man: Nimm lieber einen anderen“, erklärt Ranga Yogeshwar mit einem Augenzwinkern.
Prominente Gäste
Einer der Gäste des gestrigen Abends war der Vize-Präsident der DPG, Prof. Dr. Edward G. Krubasik. Mit etwa 62.000 Mitgliedern sei sie die größte physikalische Gesellschaft der Welt und er ebenso begeistert von Physik wie Yogeshwar, zumindest waren das die ankündigenden Worte des Moderators. Krubasik sieht in den Highlights der Physik eine Möglichkeit, Wissenschaft transparent zu machen und mit Menschen außerhalb des Elfenbeinturms in Kontakt zu treten. „Das Schöne ist, dass Physik und alle Teile der Bevölkerung sich näher kommen. Lehrer und Schulklassen, Großeltern und Enkel… .“ „Ich dachte schon, Sie wollten sagen, ´Menschen und Physiker´“, warf Yogeshwar mit einem Lachen ein.
Mit seiner eigenen Familiengeschichte kündigte er seine nächsten Gäste, eineiige Zwillinge, an: „Ich habe einen zweieiigen Zwillingsbruder. Die Tragik ist, 1959 gab es noch keinen Ultraschall. Niemand hat also damit gerechnet, es hieß nur ´das Kind wird schwer´. Zuerst kam mein Bruder und dann kam ich. Der Hammer war die Krankenhausrechnung. Da stand drauf: Entbindungskosten für Baby Pierre, mein Bruder, sagen wir 400 Euro und darunter stand ´fünf Prozent für Unvorhergesehenes´.“
Mit den Zwillingen Jana und Sophie erklärte Ranga Yogeshwar in Sachen Symmetrie einige physikalische Alltagsphänomene, wie den Blick in den Spiegel. „Wie groß muss ein Spiegel sein, damit man sich ganz darin sehen kann?“, war die Frage an das Publikum, das mit der Handy-Lampe abstimmen sollte. „Halb so groß, genauso groß, doppelt so groß oder ´es hängt vom Abstand ab´.“ Eindrücklich demonstrierte er die richtige Antwort: Halb so groß. Wobei fast das gesamte Publikum von der letzten Antwort überzeugt war.
Als die Mathematikerin und Bildungsministerin, Prof. Dr. Johanna Wanka, bei Moderator Ranga Yogeshwar auf der Bühne war, gab sie ein Beispiel für das, was sich in Sachen Wissenschaft, Forschung und Technik gerade in Deutschland tut. Vor wenigen Wochen sei in Hamburg die 1,5 Milliarden teure Großforschungsanlage XFEL in Betrieb genommen worden. „XFEL ist das teuerste, was wir in den letzten Jahren gebaut haben. Es geht darum, dass ein Laser in einer Stärke und Schnelligkeit, wie es sie noch nie gab, durch lange Röhren geleitet wird. Der Lichtstrahl ist so hell, dass man damit in eine Zelle gucken kann oder man sieht, was bei einer chemischen Reaktion passiert. Das ist weltweit einzigartig. Man kann auch die Entartung von Zellen ganz anders behandeln. Das bedeutet die Chance auf eine individualisierte Krebsbehandlung.“
Der Abend war trotz ernster Themen unterhaltsam und kurzweilig. Die Auftaktshow mit Ranga Yogeshwar überzeugte mit zahlreichen interaktiven Experimenten, physikalischen Alltagsphänomenen, Artistik, Live-Musik und Humor.
Mitmach-Ausstellung auf dem Schlossplatz
Mit einer Experimentalshow des Entertainers und Sachbuchautors „Magic Andy“ wurde heute die Ausstellung auf dem Schlossplatz offiziell eröffnet. Jetzt geht es in Münster bis zum 23. September um Strukturen und Symmetrien in der Quantenwelt, in der Nanowelt, in unserer Lebenswelt sowie im Laserlicht und der Schlossplatz wird zu einem öffentlichen Labor. An jedem der über 50 Exponate stehen Wissenschaftler und Forscher aus Münster und ganz Deutschand für Fragen zur Verfügung.
Darüber hinaus wird auch unterhaltsame Wissenschaft geboten: Shows auf Open-Air-Bühnen, Live-Experimente, Kindertheater, den „EinsteinSlam“, einen Schülerwettbewerb, zahlreiche Workshops, ein „Juniorlabor“ für die ganz Kleinen und vieles mehr.
Hintergrund
Die „Highlights der Physik“ werden von zahlreichen Institutionen unterstützt. Partner der Veranstaltung sind die Fachhochschule Münster, die Stadt Münster, die Stiftung der Sparkasse Münsterland Ost, die Wilhelm-und-Else-Heraeus-Stiftung, die Klaus-Tschira-Stiftung, die Internetplattform „Welt der Physik“ und die Infineon AG. Als Förderer mit dabei sind das Center for Nonlinear Science (CeNoS) der WWU sowie „Q.UNI“ und „MExLab“, zwei Einrichtungen der WWU für Kinder und Jugendliche. Medienpartner sind die Westfälischen Nachrichten.
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