
Seit der Corona-Pandemie und Kontaktbeschränkungen sind die Zahlen der Chest-Pain-Unit und der Stroke-Unit am UKM teils mehr als halbiert. Akute Fälle von Herzinfarkt oder Schlaganfall gibt es deutlich weniger, dafür steigt die Schwere. Betroffene, die sich nicht unverzüglich in medizinische Behandlung begeben, riskieren irreparable, gesundheitliche Schäden bis hin zum Tod.
Egal ob Herzinfarkt oder Schlaganfall: Beides sind ernstzunehmende Notfälle. Doch Betroffene bleiben in Münster der Notaufnahme zunehmend fern – oder kommen deutlich zu spät. „Bei Schlaganfällen sehen wir bereits erste Auswirkungen“, sagt Prof. Dr. Heinz Wiendl, Direktor der Klinik für Neurologie am UKM (Universitätsklinikum Münster). Patienten kamen zuletzt nicht sofort in die Klinik, sondern erst, wenn gesundheitliche Einschränkungen nicht mehr zu verdrängen waren. „Betroffene hatten dann entweder sehr schwere oder teils sogar irreparable Schäden. Das ist fatal, denn medizinisch haben wir die Möglichkeit, durch schnelles Handeln bleibende Schäden am Gehirn und damit verbundene Behinderungen oder gar Todesfälle zu verhindern“, erklärt Wiendl. Beim Schlaganfall zählt jede Sekunde, nicht ohne Grund heißt es an vielen Stellen „Time is brain“, also Zeit ist Gehirn
Rund 60 Prozent weniger Patienten mit Herzinfarkt
Auch in der Chest-Pain-Unit (Herz-Notfallambulanz) des UKM sind deutlich veränderte Patientenströme zu beobachten. „Wir haben einen Rückgang von 60 Prozent seit der Kontaktsperre am 16. März im Vergleich zum Vorjahr“, sagt Dr. Georg Haltern, Oberarzt der Klinik für Kardiologie I. Die Zahlen könnten nicht durch zum Beispiel einen veränderten Gesundheitszustand der Bevölkerung begründet werden, eigens die Sorge vor Corona liegt nahe. Gestützt wird diese These durch ähnliche Beobachtungen anderer Krankenhäuser, Regionen und diverser Fachgesellschaften wie der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie. Die Experten befürchten, dass derzeit insbesondere Betroffene mit leichten Infarkten die Kliniken meiden. „Patienten riskieren ohne eine Behandlung dauerhafte Schäden oder gar einen zweiten Infarkt mit deutlich schlimmeren Folgen bis hin zum Versterben“, so Haltern. Durchschnittlich 250 Menschen pro 100.000 Einwohner erleiden pro Jahr einen Infarkt, in Münster sind das geschätzt etwa 785.
Die Mediziner des UKM appellieren deshalb: „Für alle Notfälle gilt: Suchen Sie sofort eine Notaufnahme auf oder alarmieren Sie die 112. Herzinfarkt und Schlaganfall nehmen auch in Zeiten von Corona keine Auszeit!“ Rund um die Uhr steht in den kardiologischen und neurologischen Einrichtungen des UKM – die übrigens räumlich getrennt von den Stationen mit COVID-19-Patienten sind – speziell geschultes Personal zur Verfügung, das jegliche Behandlungsmöglichkeiten am Herzen oder Gehirn bis hin zu operativen Eingriffen gewährleistet.
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