Seit vergangenen Samstag erinnert das Stadtmuseum Münster mit einer Sonderausstellung an den fast vergessenen Münsteraner Zauberkünstler J. F. Alexander Heimbürger. Er war in Amerika Mitte des 19. Jahrhunderts unter seinem Künstlernamen „Herr Alexander“ so berühmt, dass ihn Herman Melville in einer Passage von „Moby Dick“ erwähnt.
„Zaubern ist schön. Und es ist eine Kunst“, so schwärmte Wittus Witt, der vielen noch als Fernsehzauberer bekannt ist, gegenüber ALLES MÜNSTER bei der Ausstellungseröffnung von seiner Profession. „Zauberei hat auch Geschichte“, ergänzte Dr. Bernd Thier, der Ausstellungskurator. Nur weil sich die beiden gefunden haben, konnte diese Ausstellung entstehen. Sie entführt in die Welt der Zauberei und stellt dabei eine Persönlichkeit von stadthistorischer Bedeutung vor. Wittus Witt, der auch Herausgeber und Chronist ist, spricht beständig von Zauber-Kunst. Dabei betont er stets die zweite Hälfte des Begriffs.
Die Ausstellung präsentiert Exponate, die zeigen, wie die Zauberkünstler die fortschrittliche Techniken ihrer Zeit für Darbietung und Eigenwerbung nutzten. Besonders „Herr Alexander“ Heimbürger war hier sehr experimentierfreudig und erfolgreich. Dies zeigen einige Ausstellungsstücke, mit denen er zum Teil plagiiert wurde. Bekannt war er für das Kunststück, mit einem Pistolenschuss hundert oder mehr Kerzen gleichzeitig zu entzünden. Dabei griff er wahrscheinlich auf die damals neuesten naturwissenschaftlichen Erkenntnisse über die Eigenschaften von Gasen zurück.
Ähnlich wie bei anderen Kunstformen erfordert auch die Zauberei Lernen und Übung. Es wird deutlich, dass Zaubern nicht nur ein Kinderspiel ist, sondern eine komplexe Kunst, die Geschicklichkeit und Kreativität erfordert.
Besonderes Augenmerk wird in der Ausstellung dennoch auf die Einbeziehung von Kindern gelegt. Es gibt einen Spieltisch, an dem sie einfache Zaubertricks erlernen können, um auch ihnen die Faszination der Zauberkunst näherzubringen. Wittus Witt äußerte jedoch Bedenken, dass die Zauberkunst oft als Kinderspiel abgetan wird und betonte die Wichtigkeit, sie aus dieser Ecke herauszuholen. Zauberei sei eine Kunst, die von Menschen jeden Alters geschätzt werden sollte.
Wunderschöne Zauberkästen stellt Witt den Ausstellungsmachern aus seiner Sammlung zur Verfügung, die eine der weltweit größten ist. Dabei sollten die Besucher auf die Gestaltung der Holzkästen, der Verarbeitung der Zauberutensilien und die der Drucke achten.
Die Wiederentdeckung von Heimbürger ist dem Zauberkünstler Peter Mika zu verdanken. Mika hatte das Grab Heimbürgers vor dem Verfall bewahrt und machte ihn wieder überregional bekannt. Erstmals gab es 2009 eine Ausstellung über Heimbürger im Stadtmuseum. Es sind seitdem weitere Quellen wiedergefunden und aufgearbeitet worden, die in der Ausstellung berücksichtigt werden konnten. So sind nun Heimbürgers Tagebücher zugänglich, die im Vorfeld der Ausstellung wiedergefunden, transkribiert und editiert wurden. Sie stehen online kostenlos zur Verfügung. Auch ein Hörspiel soll dazu einladen, sich mit Heimbürger und seiner Epoche zu beschäftigen.
Insgesamt ist die Ausstellung über Alexander Heimbürger ein wichtiger Beitrag des Stadtmuseums Münster zur Stadtgeschichte und zur Anerkennung der Zauberkunst als seriöse Kunstform. Die Zauberei ist nicht nur reine Unterhaltung, sondern auch in einem geschichtlichen und kunstästhetischen Zusammenhang zu betrachten. Eine halbe Stunde in dieser Abteilung des Museums vermittelt den Besuchern einen ersten Blick in diese Welt, den sie mit dem aufwendig gestalteten Ausstellungskatalog vertiefen sollten.
Die Ausstellung „Die magische Welt des Herrn Alexander. Der weltberühmte Zauberer aus Münster“ ist entgeltfrei noch bis zum 10. September im Stadtmuseum Münster, Salzstr. 28, zu besichtigen. Am 20. Mai findet um 16 Uhr eine öffentliche Führung statt. Einen Katalog zur Ausstellung gibt es im Museumsshop für 6,50 Euro. Das Hörspiel findet ihr unter herr-alexander.de/hoerspiel
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