Das Vainstream 2016 ist jetzt schon etwas über 3 Wochen vergangen, Headliner waren in diesem Jahr die Metal-Corer von „Heaven Shall Burn“. Vor ihrem Auftritt baten wir sie zum großen Interview. Mit Gitarrist Maik sprachen wir dabei über Musik, Karriere und König Fußball.
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Ihr seid ja zu Festivalzeiten immer schwer unterwegs, welche Festivals spielt ihr am liebsten?
Wir machen nur die, wo wir auch Bock drauf haben.
Entscheidet ihr das immer selbst? Habt ihr kein Management, das euch „verbucht“?
Schon, aber wir bekommen es dann angeboten und wo wir Lust drauf haben, das machen wir halt. Aber das Vainstream hier ist ja eh das „Haus-Festival“ unserer Booking-Agentur. Der Veranstalter Timo ist ja ein guter Kumpel von uns.
Ich wollte gerade fragen, ihr seid ja schon seit 2007 recht regelmäßig dabei, euer Haus- und Hof-Festival?
Ach, wir haben schon viel früher, als der Veranstalter hier angefangen hat Konzerte zu machen, kleine Shows gespielt. Wir sind halt zusammengewachsen, wir als Band, er als Veranstalter. Da ist es doch schön, dass wir immer noch zusammenarbeiten. Wir haben ja mit kleinen Punk-Hardcore-Metal-Shows auch angefangen.
Habt ihr dadurch schon einen speziellen Bezug zu Münster, so regelmäßig wie ihr hier seid?
Sagen wir so, ich wäre gern mal wieder wegen des Fußballs hier, mit dem Carl Zeiss Jena beim SCP. Insofern haben wir da schon einen Bezug, ab und zu mal wegen Sport hier und auch weil viele Kumpels hier wohnen. Neara zum Beispiel, die sich jetzt leider aufgelöst haben. Von daher hatten wir zu Münster schon immer einen Draht. Ich bin auch großer Volleyball-Fan, da habe ich eure Damenvolleyball-Mannschaft auch immer verfolgt.
Echt, das hätte ich jetzt nicht gedacht?!
Das ist halt das, was man im Alltag mit Münster so zu tun hat, Frauenvolleyball, Preußen und Götz Alsmann. Sonst vielleicht noch ein bisschen aus dem Geschichtsunterricht, aber das war es dann auch… Ach, und Professor Dr. Pieroth von der Universität, ein Juraprofessor, den kenne ich auch.
Da muss ich jetzt passen…
Pieroth ist einer der führenden Staatsrechter Deutschlands.
Aber noch mal zurück zu Carl Zeiss Jena, da seid ihr ja nicht nur Fans, sondern auch seit einiger Zeit Trikotsponsor, in welcher Liga spielt ihr da gerade?
4. Liga momentan.
Aufstiegsaspirant?
Klar, jedes Jahr. Aber Aspirant halt – erst Aspiranten, dann brauch man Aspirin. (lacht) Ist halt eine starke Liga mit vielen anderen großen alten Traditionsclubs, Cottbus, LOK Leipzig, Dynamo Berlin und so weiter, da ist es immer schwer, den Aufstieg zu schaffen.
Wie kommt man auf die Idee, einen Fußballverein zu sponsern? Habt ihr euch ein Beispiel an den Toten Hosen genommen?
Das mit den Hosen war eher das Totschlag-Argument, das die Vereinsoberen überzeugt hat, dass es sowas schon mal gab und gut geklappt hat. Wir waren schon immer Fans, es ist halt unser Heimatverein und von daher waren wir zur Stelle, als es mal einen kleinen „Push“ gebraucht hat. War ja auch eine coole Aktion.
20 Jahre Bandkarriere mittlerweile, wie habt ihr damals eigentlich zu eurem Musikstil gefunden? Ich kann mich ja nie so entscheiden, aber die ersten Alben erinnern mich teilweise stark an Paradise Lost, kommt das hin?
Echt? Also das habe ich bisher von noch keinem gehört, aber ich bin riesiger Fan von denen. Das stimmt, so dieses Muster mit donnernder Gitarre und ’ne schöne Melodie drüber, so wie Paradise Lost das zu „Icon“- oder „Draconian Times“-Zeiten gemacht haben, den Stil mag ich schon sehr. Es ist schon etwas härter bei uns, aber so die Machart, das kommt schon hin. Wundert mich, du bist jetzt der erste, der das irgendwie mal rausgehört hat.
Was würdest du denn sagen, wo eure Einflüsse sind?
Das ist es ja bei uns, die kommen von überall her. Grindcore im Stile von Napalm Death, Thrash-Metal von Kreator kannst du raushören oder Cannibal Corpse Riffs, Hardcore, doomige Sachen… Wir arbeiten breit gefächert. Für mich gibt es wirklich nur gute oder schlechte Musik, ich bin da nicht limitiert.
Wie schaut es aktuell aus? Das letzte Album ist ja von 2013, ist da irgendwas neues in Planung?
Wir haben eine neue Platte fertig, die kommt auch dieses Jahr noch…
Gibt es da heute schon was von zu hören?
Ne, das haben wir noch nicht auf die Kette gekriegt, die Songs live zu arrangieren. Wir haben sie gerade erst aufgenommen und beim Label abgeliefert. Das wird dann nächstes Jahr passieren, live, oder später in diesem Jahr. Aber manche sagen die Songs klingen eh alle gleich. Mach also einfach die Augen zu und denke es ist ein neuer Song. (lacht)
Ich müsste lügen, wenn ich sage, dass mir der Gedanke beim Durchhören eurer Alben nicht schon mal gekommen wäre. Er verflog aber schnell. Ich hab ein wenig den Eindruck, dass ihr früher etwas verspielter wart, als es jetzt der Fall ist. War es bewusst, dass ihr im Laufe der Jahre um einiges härter geworden seid?
Ich glaube es ist ein wenig, weil man an den Instrumenten besser geworden ist, da kann man dann auch schneller spielen irgendwie. Früher wurde es dann eher hinter einer Melodie versteckt, wenn’s vom Zusammenspiel her mal so’n bisschen wackelt. Eine Gitarre ausklingen lassen und eine schöne Melodie drüber spielen ist ja einfacher, als straight nach vorn zu ballern. Vielleicht liegt es daran, aber wirklich bewusst war das nicht.
Also wolltet ihr schon immer so straight sein, wie ihr auf den ersten Platten nicht klingt?
(lacht) Nö, also wir klangen eigentlich immer so, wie wir klingen wollten. Wir wollten auch nie mehr, als wir konnten. Vielleicht hat auch die Computertechnik einfach zugelegt, man kann heutzutage ja viel mehr tricksen als vor 15 Jahren. Aber im Ernst, wir wollten nie anders klingen, als wir es leisten konnten. Es war immer der Stand des Wollens.
Manchmal klingt ihr ein wenig nach Synthesizer, habt ihr einen Keyboarder dabei live?
Nö, ach, heutzutage gibt man kein Geld mehr für einen Keyboarder aus. Das kommt von der Harddisk… (grinst)
Ihr lebt aber schon von der Musik oder verdient ihr eure Brötchen auch noch auf anderem Wege?
Wir beschäftigen uns alle nebenbei noch mit Sachen. Es war ja auch immer unser Credo, dass wir sagen können: „Wir machen nur Sachen, auf die wir auch Bock haben.“ Unser Sänger arbeitet zum Beispiel noch als Krankenpfleger, unser Bassist ist Ergotherapeut und ich bin promovierter Jurist. Aber kein Anwalt, eher so Rechtswissenschaftler. Der andere Gitarrist hat ein Studio und produziert andere Bands und unser Drummer ist Berufsschullehrer.
Alle üben ihre Berufe auch noch aus? Erstaunlich, sonst gibt es immer dieselbe Antwort, endlich mal jemand der sagt „Nö, wir haben alle noch normale Berufe“!
Das ist vielleicht auch ein wenig das Geheimnis, warum wir auch immer noch am Start sind und da Bock drauf haben. Ich sitze genau so unter der Woche in der Bibliothek und freue mich drauf, dass es am Wochenende wieder zum Konzert geht. Wenn ich dann einen Monat auf Tour bin, freue ich mich aber auch drauf, dass ich mich wieder in die Bibliothek setzen kann. Das ist so eine Balance, wie ein cooles Hobby, das viel zu doll aus den Fugen geraten ist. Von den Gagen und Verkäufen könnten wir locker leben mittlerweile. Wir gehen also nicht wegen der paar Euro extra nebenher noch arbeiten, aber es ist schön zu wissen, dass du den Kühlschrank auch voll kriegst, wenn das mit der Mucke mal nicht mehr klappt.
Die Angst ist ja bei vielen da…
Jaja, klar, auch zu Recht. Es muss einem ja auch immer bewusst sein, dass es im Musikbusiness ganz schnell wieder nach unten gehen kann. Das ist das, was viele Möchtegern-Rockstars nicht kapieren.
Bin mir gerade in diesem Genre manchmal nicht sicher, ob die Bands davon leben, bzw. es auch können?
Wer so „groß“ ist, wie wir momentan und hier so ein Festival headlined, der kann da schon locker von leben. Es gibt aber auch, gerade in den USA, Bands, das ist Wahnsinn, die spielen 300 Shows im Jahr nur für’s Spritgeld. Die arbeiten da so hart, aber von denen wirst du nie was hören. Deswegen sind die Bands, die hier rüberkommen auch so gut, weil es die absolute Spitze ist, die sich da durchgesetzt hat. Ich sage den Kids in Unterhaltungen immer, dass sie lieber ihr Abi oder ihre Realschule machen, was lernen, und die Musik nebenbei machen sollen. Dann hat man viel mehr Freiheiten, was cooles zu machen. Diesen Rockstar-Traum gibt es sowieso nicht. Wir haben das alles nur erreicht, weil wir so relaxt waren, deswegen haben wir auch keine Fehler gemacht.
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