Die Sommerferien stehen vor der Tür und auf dem Reiseplan vieler Münsteraner stehen Ziele im Ausland. Im Rückreisegepäck finden sich dabei immer wieder Gegenstände, die man lieber im Urlaubsland gelassen hätte und die das meist ohnehin vom Urlaub gebeutelte Konto empfindlich ins Minus bringen können. Dabei muss es nicht immer so spektakulär zugehen wie vor rund einer Woche am FMO, als in den Koffern einer Touristin 36 Kilogramm der Kaudroge Khat gefunden wurden. Wir haben beim Hauptzollamt Münster nachgefragt.
Eines der beliebtesten Urlaubsländer der Münsteraner sind die Niederlande: Die besten Pommes, tolle Strände, schnell zu erreichen und vor allem eine Grenze, die kaum noch wahrnehmbar ist. Dass diese Grenze aus Sicht des Zöllners allerdings durchaus noch existent ist, erklärt Britta Flothmann. „Es sind mobile Kontrollen unterwegs, die Fahrzeuge anhalten dürfen. Sie haben das Recht, Fahrzeuge zu durchsuchen und Pakete zu öffnen“. Besonders interessant sind für die Mitarbeiter der „Kontrolleinheit Verkehrswege“ neben PKWs auch die Fernbusse, die in den letzten Jahren stark zugenommen haben, „wenn die voll besetzt sind, finden wir fast immer was“, sagt die Pressesprecherin des Hauptzollamts. Auch die grenzüberschreitenden Züge werden von den Zöllnern engmaschig kontrolliert. Sollte den erfahrenen Beamten ein besonders trickreiches Versteck entgehen, endet die Freude des Schmugglers meist, wenn die vierbeinigen Kollegen loslegen. „Den feinen Spürnasen entgeht normalerweise nichts“, ist Flothmann überzeugt. Die gut trainierten Hunde sind echte Spezialisten, ihre Nasen können Rauschgift, Sprengstoff oder Produkte erschnüffeln, die von bedrohten Arten stammen, Elfenbein oder Korallen zum Beispiel. „Es gibt Hunde, die können sogar Bargeld wittern“, berichtet die Pressesprecherin. Allerdings kann kein Hund alles, jeder ist spezialisiert.
Aus EU-Staaten dürfen maximal vier Stangen Zigaretten und zehn Kilo Kaffee kostenlos eingeführt werden, danach muss nachversteuert werden. Hier gibt es ein paar Stolperfallen, so gehören weder Helgoland noch die Kanarischen Inseln aus Sicht des Gesetzgebers zu Europa. Nicht eingeführt werden dürfen Waffen. Was zunächst nachvollziehbar klingt, wenn man an Pistolen oder Handgranaten denkt, sorgt dennoch regelmäßig für Probleme an der Grenze: „In manchen Urlaubsländern werden am Strand ganz offen Schlagringe verkauft. Die Einfuhr nach Deutschland ist jedoch streng verboten“, warnt Flothmann. Die Obergrenze für Waren aus dem Ausland beträgt 430 Euro, wer darüber liegt, muss zahlen. Ob das Smartphone oder die Kamera, die in den USA oder Fernost so günstig erstanden wurde, bei der Einfuhr noch immer ein Schnäppchen ist, sollte man vorher ausrechnen. Wer ins Ausland reist und sicher sein möchte, dass er bei der Rückreise keine bösen Überraschungen erlebt, kann sich unter www.zoll.de informieren oder die App „Zoll und Reise“ installieren, die es für Android und Apple gibt, empfiehlt die Pressesprecherin des Hauptzollamtes.
Seit der Internethandel die ganze Welt zum Kaufhaus gemacht hat, gibt es auch für den Zoll jede Menge zu tun. Lieferungen von außerhalb der EU lagern beim Zoll in Münster, bis der Empfänger sie persönlich dort abholt. Unrühmliche Bekanntheit erlangte das inzwischen ehemalige Lager des Hauptzollamtes an der Eulerstraße, als es kurz vor Weihnachten in Flammen aufging. Einbrecher legten Feuer, möglicherweise um Spuren zu beseitigen. Neben der Einfuhr verbotener Waren sind es immer wieder Plagiate, die der Zoll konfisziert und irgendwann zerstört. Wer glaubt, dass die Laufschuhe von Nike oder die Handtasche von Gucci zum Spottpreis ein echtes Schnäppchen sind, kann bei der Einfuhr böse Überraschungen erleben. „Gefälschte Sportsachen, Schuhe, Modeprodukte, Elektronik, Medikamente oder Kosmetikprodukte, das sind die häufigsten Güter, die uns beim Internethandel auffallen. Oft handelt es sich auch um Produkte, die für den deutschen Markt nicht zugelassen sind, weil ihnen zum Beispiel das CE-Siegel fehlt. Bei Medikamenten und Kosmetikprodukten besteht sogar Gefahr für die Gesundheit“, warnt Britta Flothmann. Um Plagiate fehlerfrei identifizieren zu können, arbeitet der Zoll eng mit vielen Original-Herstellern zusammen.
Ein weiteres großes Einsatzgebiet ist die „Finanzkontrolle Schwarzarbeit“, die seit 2004 komplett beim Zoll angesiedelt ist. Die Kontrolle des Mindestlohns zum Beispiel in der Gastronomie, beim Bau, im Sicherheitsgewerbe, bei Saisonarbeitern in der Landwirtschaft, Friseuren, Speditionen oder auch in der Fleischbranche sind mitunter sehr kompliziert, weil die Unternehmen oft mit diversen Subunternehmen so eng verflochten sind, dass die Strukturen selbst für die Experten des Zolls nicht immer auf den ersten Blick erkannt werden können. „Unsere Ziele sind hier vor allem die großen Fische, auf die wir uns konzentrieren. Auf diese Weise haben wir alleine in 2017 einen Schaden von 26 Millionen Euro aufgedeckt“, berichtet die Pressesprecherin. Dass dies keine Kavaliersdelikte sind, ist Flothmann wichtig: „Diese Firmen betrügen das Sozialversicherungssystem und damit uns alle!“
(Fotos: Michael Bührke)
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