Eine Schulklasse beim Wandertag, eine Kinderstimme zitiert „Der Knabe im Moor“ von Annette von Droste-Hülshoff, aus dem gruselig blubbernden Moor ragt plötzlich eine Hand empor und auch die Musik verheißt nicht Gutes. Das waren die ersten Szenen der Folge „Der dunkle Fleck“, die fast neun Millionen Fernsehzuschauer heute vor genau 20 Jahren in der ARD sahen. Mit Jan Josef Liefers und Axel Prahl ist damals ein neues Team ins Rennen gegangen, erstmals aus dem beschaulichen Münster. Ihr habt den ersten Fall auch gesehen, oder? Schreibt uns eure Lieblingsszenen in die Kommentare.
Was gewohnt dunkel und trübe startete, entwickelte bereits nach wenigen Minuten einen Humor, wie man ihn vom Flagschiff der deutschen Krimiunterhaltung so noch nicht kannte. Kommissar Frank Thiel fährt halsbrecherisch mit einem langen Paket unter dem Arm auf dem Fahrrad den Spiegelturm Richtung Aa hinab, später schlägt er mit dem Ungetüm seinem Vermieter Karl-Friedrich Boerne in bester Slapstick-Tradition einen Zahn aus. Lautes Lachen und kurzweilige Unterhaltung während des Tatorts? Das war neu und kam gut bei den Zuschauerinnen und Zuschauern an. Der Kurswechsel in Richtung Humor hat nicht nur dazu geführt, dass die Folgen aus Münster die erfolgreichsten im Tatort-Kosmos mit immer neuen Zuschauerrekorden wurden, auch andere Tatort-Teams durften plötzlich zwischendurch auch mal witzig sein.
Dabei hätte ursprünglich alles ganz anders kommen sollen. Statt Jan Josef Liefers war Ulrich Noethen für die Rolle des bornierten Gerichtsmediziners vorgesehen. Das wäre insofern interessant gewesen, als dass Noethen wieder ChrisTine Urspruch als Schauspielpartnerin an seiner Seite gehabt hätte, so wie es zuvor bei der erfolgreichen Kinderserie „Das Sams“ der Fall war. Doch Noethen musste aus terminlichen Gründen absagen, so wurde die Rolle mit Liefers besetzt, ein Glücksfall, wie viele Fans meinen.
Wenn am 13. November die inzwischen 42. Folge des Tatort Münster über die Sender gehen wird, können sich die Macher wieder eines Millionenpublikums sicher sein, der Rekord liegt für Thiel & Boerne bei 14,56 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauern, aufgestellt im April 2017 mit der Folge „Fangschuss“, den höchsten Marktanteil mit 41 Prozent brachte die Folge „Des Teufels langer Atem“ im Januar dieses Jahres. Das Erfolgsrezept für den ARD-Dauerbrenner besteht neben dem Humor, der sich in Sticheleien, Frotzeleien, Wortwitz und Situationskomik äußert, sicher auch im großartigen Ensemble, in dem neben Prahl und Liefers noch Mechthild Großmann als Staatsanwältin, Claus D. Clausnitzer als „Vaddern“, ChrisTine Urspruch als Silke Haller und neuerdings Björn Meyer als Mirko Schrader brillieren. Dem Team gelingt es immer wieder, selbst aus eher schwachen Drehbüchern beste Unterhaltung zu zaubern.
Dritte Zutat ist natürlich Münster, deren pittoreske Innenstadt rund um Dom, Schloss und Prinzipalmarkt immer die passende Kulisse bietet. Zum Leidwesen vieler, vor allem münsterischer Fans, wird nur der geringste Teil tatsächlich in Münster gedreht, die meisten Szenen stammen aus Köln oder dem ländlichen Umland der Stadt am Rhein. „Wir würden uns sehr wünschen, viel mehr in Münster zu drehen, gerne auch eine komplette Folge!“, sagte Jan Josef Liefers kürzlich in einem Interview, aus Kostengründen dürfte dies vermutlich nie passieren. Und mal ganz ehrlich: Ist es wirklich wichtig, wo die Millionärsvilla steht, in der ein Mord geschieht? Zu schlampig darf es allerdings auch nicht zugehen, als in der Folge „Das Wunder von Wolbeck“ (2012) in der Entfernung regelmäßig ein hässliches Kohlekraftwerk auftauchte, war für viele Münsteraner der Spaß vorbei!
Auch zu experimentell mag es der Fan des Tatort Münster nicht. Für die beiden letzten Folgen „Des Teufels langer Atem“ und vor allem „Propheteus“ hagelte es harsche Kritik. „Das war wieder ein Tatort, für den man Abitur braucht“, sagt Axel Prahls Mutter nach solchen Folgen gerne, wie der Schauspieler im ALLES MÜNSTER Interview erzählte. Die Fans können der Ausstrahlung der nächsten Folge mit dem Titel „Ein Freund, ein guter Freund“ am 13. November jedenfalls mit Vorfreude entgegensehen, die Zuschauer der Premiere im Preußenstadion wurden bestens unterhalten und waren sich überwiegend sicher, dass diese Folge das Team wieder in alter Frische zeigt.
ALLES MÜNSTER wünscht allen, die dafür sorgen, dass wir zwei bis drei Mal im Jahr einen neuen Tatort aus unserer Stadt sehen können, alles Gute zum Jubiläum! Wir freuen uns auf jede neue Folge! Habt ihr Lieblingsszenen? Schreibt sie uns gerne unter diesen Beitrag in die Kommentare.
Wer die erste Folge des Tatort Münster mit dem Titel „Der dunkle Fleck“ aus dem Jahr 2002 noch nicht kennt oder gerne wiedersehen möchte, sollte am 22. Oktober um 20.15 Uhr den WDR einschalten.
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