Zum dreißigjährigen Jubiläum ihres Durchbruchsalbums „Time to Move“, das jüngst auf Vinyl wiederveröffentlicht wurde (wir berichteten), zieht es die H-Blockx noch einmal mit dem klassischen Material auf Tour, bevor in Kürze neue Songs erscheinen sollen. Eine kleine Zeitreise also, die sowohl der Band als auch dem Publikum sichtlich Spaß macht und reichlich Gelegenheit gibt, sich noch einmal wie mit 16 zu fühlen.
Gleich an zwei ausverkauften Abenden hintereinander wird das Skaters Palace bespielt, dieses Paradebeispiel der eingeschränkten Sicht (zumindest wenn man so spät da ist, dass man nur noch auf der rechten Seite der Bühne einen Platz findet), die man sich nicht einmal mit Genuss schön saufen kann, weil es wieder nur dieses unsägliche Bier aus dem Sauerland am Zapfhahn gibt. Der Münsteraner als solcher liebt diesen Laden jedoch zurecht heiß und innig, schließlich spielt hier seit Jahren alles, was im Rock, Rap, Punk und Metal Rang und Namen hat, das Personal ist entspannt und freundlich – und im Innenhof gibt es gemütliche Plätze an der frischen Luft und leckeres Essen.
Hörenswerte Vorband
Bevor Münsters bekannteste Crossover-Band jedoch loslegt, geht es überpünktlich mit dem überraschend beeindruckenden Vorprogramm los. Fünf Minuten vor offiziellem Beginn eröffnen Teluxe den Abend, ein erst in diesem Jahr gegründetes Akustik-Punk-Duo, bestehend aus Tex Brasket, seit 2021 Sänger bei den Punklegenden von Slime, sowie Lucas Uecker von der Band Liedfett an der Gitarre. Untermalt werden Gesang und Gitarre von eingespielten, druckvollen Beats – insgesamt ein Sound, auf den Everlast selbst zu seinen besten Zeiten neidisch gewesen wäre. Ohnehin gibt es gewisse Parallelen zwischen dem US-amerikanischen Rap- und Crossover-Pionier und dem deutschen Duo, sowohl was den musikalischen Stilmix als auch die ehrlichen, lebensnahen Texte angeht.
Zu erzählen gibt es eine Menge, vor allem Braskets bewegtes Leben vom obdachlosen Straßenmusiker zum gefeierten Punksänger liefert nicht nur Stoff für die Lieder von Teluxe, sondern gleich für ein frisch erschienenes Buch. Absolut hörenswerte Band, die gerne noch ein wenig länger als die ihr zugedachte halbe Stunde hätte spielen dürfen. Aber sicherlich wird dieses musikalische und lyrische Kleinod nicht lange im Vorband-Status verharren, spätestens mit dem für Frühling 2025 angekündigten Debütalbum werden die Auftritte hoffentlich länger.
Tourfinale in Münster
Nach einer kurzen Umbaupause wird es dann Zeit, sich die Sportsocken noch einmal hochzuziehen und sich bereit zu machen für eine Reise durch über 30 Jahre H-Blockx. Reichlich Nebel zieht auf, Queens „Radio Gaga“ tönt aus der Anlage, und dann geht es auch schon mit dem großen Mitmachprogramm und einer Hitdichte, die Ihresgleichen sucht. Getanzt und gefeiert wird quasi durchgehend, während die Band sich nicht anmerken lässt, dass bereits eine ganze, überwiegend ausverkaufte Tour hinter ihr liegt. Alle relevanten Songs der Bandgeschichte werden zelebriert, nicht nur die großen Nummern von „Time to Move“ kommen zur Geltung. Um die Nostalgie perfekt zu machen, ist auch der ehemalige Sänger Dave Gappa auf der Tour mit dabei, zwar teils ohne Megaphon, aber doch mit dem typischen Soundeffekt auf dem Mikrofon.
Es darf durchgedreht werden
Es darf durchgedreht werden, natürlich bei den Überhits „Little Girl“ und „Rising High“, die auch nach 30 Jahren noch zuverlässig funktionieren, aber auch der Soundtrack der Kult-Komödie „Bang Boom Bang“ – damals geschrieben und eingespielt von den H-Blockx – wird mit „Time of my life“ gewürdigt. Alberne Kostüme dürfen an so einem Abend natürlich ebenfalls nicht fehlen, so versetzt sich nicht nur die Band optisch in die 90er zurück, auch das olle Affenkostüm wird aus der Mottenkiste gekramt und bei der gepflegten Eskalation zu „Go freaky“, „H-Blockx“ und natürlich „Move“ gründlich vollgeschwitzt.
Neues Songmaterial
Abseits aller Nostalgie wird auch neues Material vorgestellt, der neue, für den 8.11. angekündigte Song „Fallout“ präsentiert sich industrial-artig stampfend mit eingängigem „wuhu“-Mitsingteil und macht durchaus Lust auf mehr. Kurz vor Ende des Abends gibt es mit „Come along with you“ eine fast schon bluesige, kurze Verschnaufpause, bevor mit dem Snap-Cover „The Power“ und dem unvermeidlichen, von Henning auf der Akustikgitarre angestimmten Cash-Klassiker „Ring of Fire“ die Tour zu einem ausgesprochen würdigen Ende gebracht wird. Das hat Spaß gemacht, das Publikum kräftig mitgerissen und darf gerne noch ein paar Jahre lang so weiter gehen.
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