Passend zum Anlass scheint die Sonne und so begehen bei schönstem Frühlingswetter der Allwetterzoo Münster und das LWL-Naturkundemuseum die 180-Jahr-Geburtstagsfeier ihres Begründers, Hermann Landois. Viele Familien nutzen die Gelegenheit, am vielfältigen Jubiläumsprogramm teilzunehmen und so ist die um 11 Uhr am Domplatz gestartete Gruppe bereits so groß, dass sie in zwei Gruppen geteilt werden muss. Aber nicht nur die Einzelaktionen, auch Prominenz lockt die Besucher in den Zoo: Immerhin 4.000 Besucher kann der Allwetterzoo an diesem Sonntag verzeichnen. Und beim Anschneiden der herrlichen Geburtstagstorte zum 180. Geburtstag von Professor Landois können die Besucher nicht nur ein Stückchen Kuchen erwerben, sondern hautnah gegenwärtige und historische Persönlichkeiten rund um den Zoogründer kennenlernen und fotografieren.
Anlässlich des Jubiläums seines Vorfahrens ist der Ur-ur-großneffe, Leonard Landois, eigens aus Würzburg mit seiner Frau angereist. Der junge Medienunternehmer hat es sich nicht nehmen lassen, gemeinsam mit seinem Vorfahren (dargestellt von Gerhard Schneider, Abendgesellschaft Zoologischer Garten), dem amtierenden Zoodirektor Jörg Adler und dessen Enkel Jonas die Geburtstagstorte anzuschneiden.
Die Verbindung von Alt und Jung, Geschichte und Gegenwart soll signalisieren: Der Allwetterzoo ist auch Zukunft und „nicht nur alte Herren“, wie Jörg Adler mit Blick auf den kleinen Jonas meint – die Enkelin hingegen konnte sich für einen Auftritt nicht überreden lassen. Auch 110 Jahre nach seinem Tod ist die historische Bedeutung von Hermann Landois für Zoodirektor Jörg Adler ganz offensichtlich: „Ich bin in riesige, uralte Fußstapfen getreten. Landois war ein Multitalent, vermutlich der erste Marketingexperte der Neuzeit überhaupt.“ Und ergänzt schmunzelnd: „Wenn ich in meinem Zimmer sitze, dann guckt er mir immer über die Schulter!“
Geschichte – Gegenwart – Zukunft: Verschiedene Generationen verbinden Gegenwart und Vergangenheit
Die Besucher können sich einen Eindruck davon machen, mit welchen Leuten Hermann Landois regelmäßig verkehrte, werden doch historische Persönlichkeiten wie der tolle Bomberg, der preußische Polizist Felix Maria Harpenau und der Ziegenbaron von Mitgliedern der Abendgesellschaft Zoologischer Garten (AZG) in originalgetreuen Kleidern dargestellt. Diese Persönlichkeiten haben durch skurrile Geschichten und Verhaltensweisen entscheidend zur eigenen Legendenbildung beigetragen und sind somit immer noch im kollektiven Bewusstsein der münsteraner Bevölkerung verankert.
Die Faszination, die Landois bis heute ausübt, kann Bernd Tenbergen vom LWL-Naturkundemuseum am besten erklären, denn er ist ein wahrer Experte, was die Person des Hermann Landois angeht: „Er war beliebt bei der normalen Bevölkerung, nicht so beliebt hingegen bei der Obrigkeit. Er konnte Menschen nicht nur begeistern, sondern akquirierte immer wieder Gelder – durch Spielabende, Aufführungen – und hat diese nicht für sich genutzt, sondern in den Zoo investiert.“
Aber mit der Strahlkraft des alten Landois allein begnügen sich der Allwetterzoo und das LWL-Naturkundemuseum nicht, sie schlagen die Brücke in die Gegenwart, denn wie oft im Leben hat man die Gelegenheit, einen Nachfahren einer bedeutenden historischen Persönlichkeit zu treffen? Hermann Landois selbst hatte als katholischer Priester keine Kinder, aber sein Bruder Leonard. Und in bester Landois-Tradition heißen die männlichen Nachfahren auch heute noch Leonard. Befragt nach seinem berühmten Vorfahren, erzählt Leonard Landois von seinen vielen Zoobesuchen in Münster: da sei er „als Kind immer auf die Statue hochgekrabbelt.“ Viele Geschichten von dem bekannten Ur-ur-großonkel würden bis heute in der Familie erzählt, meint Leonard Landois: „Am beeindruckendsten war der Affe Lehmann, der ihm immer ein Bier gebracht haben soll; die Geschichte fand ich als Student sehr faszinierend. Und wenn man sich als Kind merkwürdig verhalten hat, dann wurde alles auf den Hermann geschoben.“ Auch wenn Leonard Landois beruflich einen völlig anderen Weg eingeschlagen hat als sein berühmter Vorfahre – für ihn und seine Frau gibt es viele Bezüge in die lebenswerteste Stadt und so halten sie auch heutzutage regelmäßigen Kontakt nach Münster und versuchen ein-bis zweimal im Jahr hierher zu kommen.
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