Wenn die kleine Brauerei Läuterwerk an der Hammer Straße einmal im Monat ihre Pforten und Zapfhähne öffnet, ist für viele Bierfans Münsters der Abend gerettet. Doch diesmal gesellte sich ein Gast zu ihnen, der offenbar nicht ganz freiwillig den Weg zu ihnen suchte, ein kleines Eichhörnchen krabbelte sichtlich erschöpft und mit Hoffnung auf Hilfe auf die verblüffte Menschengruppe zu. Und diese zögerte nicht lange mit ihren Rettungsversuchen, organisierten Wasser und Nüsse und bauten dem Kleinen ein Nest aus einer Jacke.
„Die Gäste im Außenbereich klopften gegen die Scheibe und winkten uns zu“, erinnert sich Marcus Vortkamp, einer der beiden Chefs der Brauerei. Als er mit seinem Sohn vor die Tür trat, sahen sie das kleine Tier, das ungewöhnlich zutraulich war und versuchte, an den Schuhen der Gäste hochzuklettern. Was niedlich aussah, war tatsächlich ein schlechtes Zeiten, das wussten die Bierfreunde. Wenn kleine Eichhörnchen derart offensiv die Nähe von Menschen suchen, sind sie meist in Not. Wirt und Gäste versorgten das Tier zunächst vorsichtig mit Wasser, was das Eichhörnchen zunächst zögerlich doch dann mit wachsender Begeisterung aufleckte. „Wir haben vor ein paar Wochen ein spezielles Bier mit Pekannüssen gebraut, ein sogenanntes Pecan Nut Brown Ale, davon hatten wir noch einige Nüsse übrig, die wir unserem kleinen Gast angeboten haben“, wie Vortkamp berichtet. Dessen Sohn hatte inzwischen die Tierpflege übernommen und die zerkleinerten Nüsse Stück für Stück an den tierischen Gast übergeben, der die Nüsse mit großer Begeisterung verspeiste.
In der Zwischenzeit hat einer der Gäste beim Verein Nestwerk Münsterland angerufen, der unter anderem Kontakte zu Tierschutzorganisationen und Auffangstationen für Wildtiere in Notfällen vermittelt. Die Rückmeldung war für die unfreiwilligen Eichhornpaten allerdings ernüchternd: „Es gibt in Münster keine Auffangstation für Wildtiere. Die nächste Möglichkeit, dem Kleinen zu helfen, ist in Lippetal“, wie Kerstin Konert von Nestwerk am Telefon erklärte. Das sind rund 65 Kilometer, eine Fahrt mit dem Auto war für die Gäste der Brauerei aus nachvollziehbaren Gründen allerdings ausgeschlossen. Inzwischen hatte es sich das kleine Tier in einer Jacke der Gäste gemütlich gemacht und war gesättigt eingeschlafen.
Kerstin Konert hatte sich schnell bereit erklärt, das Eichhörnchen zunächst bei sich aufzunehmen um falls notwendig noch am Abend nach Lippetal zu fahren. Ein leerer Behälter für Braumalz wurde mit Tüchern zur gemütlichen Eichhörnchen-Unterkunft umgewandelt, der leicht geöffnete Deckel mit einem Gürtel fixiert und das Ganze sicher in einem Fahrradanhänger verstaut. Vorsichtig ging die Fahrt mit der kostbaren Fracht auf die Reise. Unterdessen gelang es Konert mithilfe einer Kollegin, doch noch eine Pflegestelle in Münster zu finden, „Dort gibt es sogar noch ein zweites Eichhörnchen in dem Alter, damit sich der Kleine nicht zu sehr an Menschen gewöhnt und Artgenossen um sich hat.“
Auch wenn diese Tierrettung ein Happy End hatte, offenbart die Geschichte ein grundlegendes Problem, Es gibt, mit Ausnahme des Artenschutzzentrums in Metelen, in der gesamten Region Westfalen Lippe und dem Münsterland keine Auffangstation für Wildtiere. Auch der Allwetterzoo kann keine verletzten oder verwaisten Wildtiere aufnehmen. Nestwerk engagiert sich unter anderem dafür, diesen Zustand zu ändern. Aktuell läuft eine Petition an den Rat der Stadt Münster, in der der Bau einer Wildtierauffangstation in Münster gefordert wird.
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Hallo, doch gibt es, die wildtierrettung rheine. Diese ist allerdings privat organisiert…LG karin
Hallo Karin, herzlichen Dank für diese Info, die hatten wir tasächlich nicht auf dem Schirm!