„Slow“ – der Name des aktuellen Programms am GOP Varieté könnte dazu verleiten, eine gewisse Ruhe und Langsamkeit zu erwarten. Weit gefehlt, denn selten irritierte der Name einer Show so wie hier. Langsam ist hier nämlich fast gar nichts. Na gut, vielleicht der grandiose Schweizer Moderator der Show, Claude Criblez, der landestypisch und auf charmante Weise die Ruhe weg hat. Nicht nur, wenn er seinen fliegenden Zoo dirigiert.
Richtig, bei Criblez lernen die Tiere fliegen, allen voran Walfisch Pavel, der ferngesteuert nicht nur allerlei Kunststücke über den Köpfen des Publikums vorführt, sondern sich später auch noch fast einem „Raubtierduell“ mit einer fliegenden Katze stellen muss. Doch dazu kommt es leider, oder vielleicht sogar zum Glück nicht. Dank eines „ungeschickten“ Zuschauers. „Der Mann hat meine Katze zu Schrott geflogen!“ – darauf muss man erst einmal kommen.
Zwischen den Moderationen dann die Action, die der Schowname verschweigt. Da wird alles geboten, was das Varieté-Herz begehrt: Jonglage in vielen Variationen, ein fantastischer Jonas Witt am Cyr Wheel, Poledance oder wunderbare Partnerakrobatik mit Acelya & Pavel. Für Gänsehaut sorgt Ingrid Korpitsch, die nicht nur am Luftring brilliert, sondern auch mit ihrem Gesang am Piano. Sogar der fast schon überstrapazierte Hula Hoop schafft es dank Mélodie Lamoureux zu neuem Glanz.
Über das Niveau der Darbietungen lässt sich hier also sicher nicht streiten. Zwei weitere Nummern hieven die Show noch einmal auf ein ganz anderes, höheres Level. Wenn Chu Chuan Ho mit seinen Diabolos die Bühne betritt, bleiben fast alle Münder offen. Es wirkt fast so, als wäre er fest mit den beiden Stäben und dem Band verwachsen, mit denen er die Spielgeräte fliegen lässt. Man muss wohl lange jemand suchen, der es so schnell und präzise kann – einfach überragend.
So etwas haben Schulhöfe noch nicht gesehen: Seilchenspringen war gestern, heute ist Flight Crew Jump Rope! Wenn der Mund eh gerade offen ist, kann man ihn für diese Truppe gleich offen lassen, denn hier wird Seilspringen komplett neu definiert. Auf dem Boden liegend, sitzend, stehend oder zu dritt mit drei Seilen über Kreuz – kein Problem, die Flight Crew lässt es so leicht aussehen, als könnte man es gleich im heimischen Wohnzimmer selbst probieren.
Man kann und muss das Rad nicht ständig neu erfinden, es reicht manchmal, wenn man es stets gut ölt und in Schwung hält. Diese Show hat keinen roten Faden, keine umrahmende Geschichte oder ähnliches, es ist klassisches „Rein-Raus-Varieté“, wie Regisseur Knut Gminder es nennt. Vielleicht ist es genau dieser Purismus, der diese Art Show so einfach wie auch gut macht. Es gibt keine Ablenkung, der Fokus liegt auf den Künstlern und den Darbietungen. Wenn dann noch die – zugegeben nicht ganz klassische – Moderation die unterschiedlichen Elemente des Programms so hervorragend verbindet, entstehen Perlen wie „Slow“.
Bis zum 13.5. habt ihr noch die Chance, an dieser Faszination teil zu haben. Tickets und Infos findet ihr unter: www.variete.de
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