Götz Alsmann hieß am Samstagabend das Publikum „Herzlich willkommen am Broadway“. Dabei war es doch die Halle Münsterland, in der er und seine Band „nach drei verseppelten und vergeudeten Jahren endlich wieder“ aufgetreten ist, wie er betonte. Nun ist ja schon zu einer guten Tradition geworden, dass Alsmann seine Heimatstadt erst gegen Ende der unglaublich langen Tournee zur aktuellen Platte besucht. Und das tat er sichtlich gut gelaunt: nach dem 2:0-Heimspielsieg gegen Holstein Kiel am Nachmittag gab es natürlich gute Gründe, mit breitem Grinsen im Preußen-Schal auf die Bühne zu treten.
Nach „In Paris“ war jetzt also „Am Broadway“ dran – so benannte Götz Alsmann seine letzten beiden Alben und Tourneen. Das Konzept ist damit sicher jedem klar: nach französischen Chansons feierte er nun die Helden aus dem Great American Songbook: Jerome Kern, Cole Porter, Johnny Mercer, George Gershwin oder das Duo Rodgers & Hart, um nur einige Beispiele für Autoren legendärer Broadway-Musicals zu nennen. Dabei ließ sich für die Erfolgstitel immer eine deutsche Übersetzung finden. Manchmal sogar zwei: so hat er den Nat King Cole-Hit „Nature Boy“ von 1948 einmal als dummen Schlager „Mäckie Boy“ entdeckt und noch einmal vom gleichen Texter in einer Version, die sehr dicht am Original liegt. „Und vor allem mit dem gleichen Sentiment“, wie Alsmann hervorhebte. Natürlich war es dieser Text, „Ein Wandersmann“, den er auf dem Album und im Konzert gesungen hat.
Gelegentlich versorgte Götz Alsmann sein Publikum mit solchen hintergründigen Informationen zu den Liedern, so wie wir es aus seinen Radiosendungen gewohnt sind. Viel häufiger waren es aber phantastische, blumig ausgemalte Erzählungen, Conferencen und Münchhausiaden, die eher an die Fernsehsendung „Zimmer frei“ erinnerten. Auf diese Art schilderte er atmosphärisch dicht, aber auch sehr frei fabuliert, die Erlebnisse der Band, die im Sommer 2014 für zwei Wochen nach New York gereist ist, um das Album „Am Broadway“ im legendären Sear Sound Studio am Times Square aufzunehmen.
Was dabei herauskam, war am Samstagabend auch auf der Bühne zu hören: bekannte Standards in ganz unterschiedlichen, aber immer swingenden Arrangements. So folgte auf den lässigen Mix aus Shuffle und Rumba bei „Ich hätt‘ getanzt heut‘ Nacht“ aus „My Fair Lady“ eine beinah rockende Version von „Whatever Lola Wants“. Und „My Funny Valentine“ erklang als „Traumvision“ sogar im Paso Doble-Rhythmus. Manchmal glitt der Swing leicht ins Jazzige, aber wirklich nur ganz leicht. Vor allem waren immer wieder karibische und exotisch anmutende Klänge zu hören, besonders von Altfrid Sicking an Vibraphon, Xylophon und gelegentlich an der Trompete und von Markus Paßlick an einer großen Zahl von Perkussionsinstrumenten. Zusammen sorgten sie für den klassischen Klang des Easy Listening, während Rudi Marhold am Schlagzeug und Michael Müller am E-Bass die solide Grundlage für den Swing legten. Es ist zu merken, dass diese Band schon lange und regelmäßig zusammen spielt.
Das Ganze wirkte natürlich äußerst altmodisch, aber das ist ja schon seit Langem das Konzept der Götz Alsmann-Band. Unterstrichen wurde dies von den einheitlichen Bühnen-Outfits mit den bononbofarbenen Sakkos. Auch hierzu hatte Alsmann eine herrliche Geschichte parat, nämlich die von dem angeblichen Broadway-Musiker Big Bobby Bingo, bei dem er als junger Koten zum ersten Mal dem Lied „Serenade In Blue“ gelauscht hat, und der genau einen solchen Anzug trug. Das will der kleine Götz erlebt haben, als er seine Mutter zu einer Otto-Versand-Modenschau in den Weißen Saal der Halle Münsterland begleitete. Dies sind nur die wichtigsten Eckdaten einer verschlungenen Erzählung, die den Bogen zum Veranstaltungsort spannte. Die zahlreichen Zuschauer der ausverkauften Halle bedankten sich für die schöne Liedern und haarsträubenden Geschichten mit herzlichem Applaus. Das war dann auch so etwas wie ein Heimspiel-Sieg.
Den Abend in Bildern könnt ihr euch in unserer Fotostrecke ansehen.
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